Im Zusammenhang mit Chronobiologie und Zeitumstellung wäre es besser, bei einer Zeit zu bleiben, am besten bei der Sommerzeit.
Heute Nacht haben wir die Uhren in den frühen Morgenstunden von 02.00 Uhr MEZ auf 03.00 Uhr MESZ vorgestellt. Damit hat die Sommerzeit begonnen. Wobei dies eine verlorene Stunde ist, die es nach der Zeitumstellung in sich haben kann. Denn für Menschen, die aufgrund ihrer Chronobiologie als ausgeprägte „Abendmenschen“ eingestuft sind, für Ältere, aber auch für Kinder und Jugendliche kann das zu einem sechs bis acht Tage dauernden „Mini Jet-Lag“ führen. In diesem Sinne bieten jene Jahre Vorteile, in denen dem Sonntag ein Feiertag folgt. Denn damit bietet sich die Möglichkeit, am Montag doch noch auszuschlafen. Doch das war heuer leider nicht der Fall.
Chronobiologie und Zeitumstellung: Abendmenschen fehlt die eine Stunde auf ihrem Schlafkonto sehr
Unter dem Strich sind etwa 15 und 20 Prozent aller Menschen chronobiologisch gesehen ausgeprägte Abendmenschen. Denn sie gehen erst spät schlafen, weil sie vorher keinen Schlafdruck entwickeln. Und zwar rund um Mitternacht oder sogar noch später schlafen. Und diese Menschen werden immer mehr, die Tendenz ist also steigend. Diesen Menschen fehlt die eine Stunde auf ihrem Schlafkonto sehr wohl. Noch schlimmer wird es, wenn das persönliche Schlafkonto vor der Nacht der Umstellung auf die Sommerzeit bereits über ein „Defizit“ verfügt. Das heißt wenn durchschnittlich weniger als die nötigen sieben bis acht Stunden geschlafen wurde. Dann kann sich für sechs bis acht Tage ein richtiger Jet-Lag mit den üblichen Symptomen einstellen. Tipp für das kommende Jahr: Daher sollte man schon vorher richtig und vor allem langfristig auf sein Schlafkonto ‚einzahlen‘. Es ist viel leichter, ein schnelles Minus aufzubauen als ein Guthaben, denn kurzfristiges ‚Vorschlafen‘ macht nicht wirklich Sinn.
Ähnliche Folgen hat das für ältere Menschen, die ohnehin meistens Schlafprobleme haben und für Kinder und Jugendliche, die oft am Wochenende den unter der Woche verabsäumten Schlaf nachholen. Gerade ältere Menschen klagen nach der Zeitumstellung immer wieder, dass sie einige Tage völlig durcheinander sind. Das sollte man angesichts der steigenden Lebenserwartung und der immer älter werdenden Gesellschaft ernsthaft überdenken.
Schlafprobleme nach der Zeitumstellung vermeiden
Für die Zeit nach der Zeitumstellung gibt es wichtige Verhaltensregeln gegen mögliche Schlafprobleme. Wichtigster Tipp: Cool bleiben, der Schlaf reguliert sich von selbst. Mehr dazu unter https://medmix.at/schlaf-probleme-zeitumstellung/.
Besser, bei einer Zeit zu bleiben, am besten bei der Sommerzeit
Mit anderen Worten macht es bezüglich Chronobiologie eine Umstellung – egal ob von Winter- auf Sommerzeit oder umgekehrt – keinen Sinn. Denn die Chronobiologie befasst sich mit der Untersuchung der zeitlichen Organisation physiologischer Prozesse und wiederholter Verhaltensmuster. Dementsprechend spielen für diese Organisation Rhythmen eine große Rolle. Der menschliche Organismus passt sich aber ohnehin automatisch vor allem an den natürlichen Rhythmus des Lichts an. Deswegen beginnen Menschen bereits im Februar, wenn es wieder früher hell wird, sich anzupassen. In diesem Sinne braucht man keine Zeitumstellung. Denn das Licht ist ein optimaler Zeitgeber. Aus Sicht der Schlafforschung wäre es daher im Grunde genommen besser, bei einer Zeit zu bleiben. Und zwar am besten bei der Sommerzeit.
Denn auch Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen spüren die Zeitumstellung. Mehrere internationale Studien haben ergeben, dass die Zeitumstellung im Frühling und Herbst das Herzinfarktrisiko erhöht, interessanterweise nicht unmittelbar nach der Zeitumstellung, sondern ein bis zwei Tage später: Die fehlende Stunde bringt nämlich den Hormonhaushalt und andere zirkadiane Rhythmen gehörig durcheinander. Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Wirkung des Stresshormons Cortisol, das als Vorbereitung aufs Aufwachen ausgeschüttet wird. Cortisol folgt aber nicht der veränderten Uhrzeit, sondern dem Sonnenaufgang bzw. der „inneren Uhr“. Der Körper wird also von der Natur zum selben Stand der Sonne fit gemacht, auch wenn er eine Stunde früher geweckt wird.
Schließlich gibt es auch andere mögliche, negative Folgen der Zeitumstellung. Beispielsweise steigen nach der Umstellung auf die Sommerzeit die Autounfälle beim Wildwechsel in der Morgendämmerung markant an. Denn viele Autofahrer sind eine Stunde früher unterwegs. Mit anderen Worten sind viele Menschen auf dem Weg zur Arbeit vor allem in den ersten Tagen nach der Umstellung noch schlaftrunken. Damit kommt es zu einer Erhöhung des Unfallrisikos.
Besser schlafen – Tipps und Ratschläge für eine erholsame Nacht
Um besser schlafen zu können, sind verschiedene Faktoren zu berücksichtigen sowie wichtige Tipps für eine erholsame Nacht zu beachten. Mehr dazu unter https://medmix.at/besser-schlafen-tipps-und-ratschlaege-fuer-eine-erholsame-nacht/.
Literatur:
Refinetti R. Advancing chronobiology across the spectrum. Chronobiol Int. 2021 May;38(5):621-623. doi: 10.1080/07420528.2021.1916163. PMID: 33957823.