Freitag, April 19, 2024

Brustkrebs-Behandlung mit neuen Therapien

In der Brustkrebs-Behandlung bieten neue Therapien erhöhte Heilungschancen. Prof. Dr. Günther Steger erörtert die jüngsten Fortschritte im Brustkrebs-Management.

 

In der Brustkrebs-Behandlung werden laufend rasante Fortschritte erzielt. Pro Halbjahr stehen – basierend auf klinischen Studiendaten – ein bis zwei neue diagnostische oder therapeutische Ansätze zur Verfügung.

Aktuell wurde die Palette insbesondere beim Hormonrezeptor-positiven sowie beim HER2-positiven Mammakarzinom um neue Optionen bereichert.

 

Palbociclib und Everolimus bei Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinom

In der Behandlung vom Hormonrezeptor-positiven vom Mammakarzinom (Luminal-B-Karzinom) bietet die Einführung neuer Immuntherapie-Möglichkeiten in Kombination mit antihormoneller Therapie einen innovativen Chemotherapie-freien Behandlungsansatz.

Von dieser Brustkrebs-Art sind rund 40 bis 60 Prozent der Patientinnen betroffen – insbesondere Frauen nach dem Wechsel. Es handelt sich einerseits um das bereits in anderen Indikationen bewährte Everolimus und um das neue Immuntherapeutikum Palbociclib, dem ersten Vertreter der sogenannten CDK4/6-Inhibitoren.

Die beiden Substanzen verlängern im metastasierten Stadium bei Brustkrebs nicht nur die Zeit bis zu einer notwendigen Chemotherapie, sondern auch die Überlebenszeiten. Darüber hinaus wird Palbociclib in Kombination mit endokriner Standardtherapie in der adjuvanten Therapie im Rahmen der internationalen PALLAS-Studie unter der Leitung der Austrian Breast Cancer & Colorectal Cancer Study Group (ABCSG) getestet.

Die Rekrutierung von Brustkrebs-Patientinnen hat im Herbst 2015 begonnen. Konkrete Ergebnisse dazu, ob die Kombination Vorteile in der Verhinderung von Metastasen bringt, werden in einigen Jahren erwartet.

 

Trastuzumab und Pertuzumab HER2-positives Mammakarzinom

Bei dieser Gruppe von Brustkrebs-Patientinnen, die etwa zwölf bis 15 Prozent aller Brustkrebs-Fälle ausmacht, werden die Einsatzmöglichkeiten der verfügbaren Medikamente bei der Brustkrebs-Behandlung zunehmend besser charakterisiert.

Pertuzumab – der zweite Antikörper neben Trastuzumab – kann nun auch in der neoadjuvanten, d.h. präoperativen Brustkrebs-Behandlung routinemäßig zur Verbesserung der Heilungschancen eingesetzt werden. Er bewirkt um etwa 30 Prozent mehr pathologisch komplette Remissionen – also das völlige Verschwinden von Krebszellen – aus der Brust.

Aktuell läuft eine weltweite Studie mit Pertuzumab im adjuvanten Setting, d.h. nach vollständiger operativer Entfernung aller erkennbaren Tumoranteile zur Verhinderung der Entstehung von Metastasen. In etwa einem Jahr werden Antworten zu der Frage erwartet, ob diese Therapie eine Verbesserung der absoluten Überlebenswahrscheinlichkeit bewirken kann.

Trastuzumab steht mittlerweile auch in einer subkutanen Verabreichungsform zur Verfügung, was den Zeitaufwand für die Patientinnen und das Pflegepersonal entsprechend verringert und auch den Vorteil bietet, dass keine zentralen oder peripheren Venenzugänge notwendig sind. Dies trägt klarerweise zu einer entsprechend höheren Lebensqualität während der Brustkrebs-Behandlung bei.

 

Supportive Brustkrebs-Behandlung

Auch in der supportiven Brustkrebs-Behandlung werden laufend Verbesserungen realisiert. Darunter werden unterstützende Verfahren verstanden, die insbesondere den Heilungsprozess beschleunigen und die Nebenwirkungen einer Behandlung verringern können.

Beispielsweise kommen fixe Kombinationspräparate aus bewährten Substanzen (Serotoninantagonist und Aprepitant) auf den Markt, mit denen sich Übelkeit und Erbrechen noch effektiver bekämpfen lassen.

Individualisierte, personalisierte Krebsmedizin Am Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des Wiener AKH werden derzeit auch die Möglichkeiten der personalisierten Medizin im Rahmen der EXACT-Untersuchung geprüft. Dabei geht es um die individuelle Bestimmung des genetischen Musters einzelner Tumoren sowie die entsprechende Maßschneiderung der Therapie mit verfügbaren Medikamenten.

Diese Ansätze erlauben eine Prognose, welche Patientin am besten von welcher Therapie profitiert. Anstatt jeweils Therapien auf einzelne Tumorentitäten (Brustkrebs, Darmkrebs etc.) zu beschränken, geht es aktuell vielmehr darum, die Therapiewahl anhand spezifischer molekularbiologischer Veränderungen, die in verschiedenen Krebsarten auftreten können, zu treffen.

Innerhalb klinisch-experimenteller Forschungsprotokolle wurden bereits erste positive Ergebnisse erzielt. Vorteile dieser zielgerichteten Ansätze bestehen darin, dass den Patienten durch die Vorhersage des individuellen Therapieansprechens unnötige, weil unwirksame Behandlungen und dadurch verloren gehende Zeit erspart werden können. Darüber hinaus ergeben sich daraus auch potenzielle Kosteneinsparungen.

Mittelfristig könnte diese Methodik breiter etabliert werden. Möglicherweise kann bereits in zwei Jahren eine relevante Anzahl von betroffenen Patienten von diesen Ansätzen profitieren.

 

Quellen:

Univ.-Prof. Dr. Günther Steger zur Brustkrebs-Behandlung. © Franz Pfluegl
Univ.-Prof. Dr. Günther Steger zur Brustkrebs-Behandlung. © Franz Pfluegl

Univ.-Prof. Dr. Günther Steger – Programmdirektor für Mammakarzinom der Klinischen Abteilung für Onkologie, Univ. Klinik für Innere Medizin I der MedUni Wien/AKH Wien – zur Brustkrebs-Behandlung im Rahmen des Pressefrühstücks zu »Neue Therapien – neue Hoffnung – neue Herausforderungen« zur medizinischen Forschung in der Krebstherapie.

www.leben-mit-krebs.at; www.hennrich-pr.at;

 

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