Mittels Bauchschlagader-Screening könnte man ein Aneurysma vor der Ruptur und ohne Symptome entdecken und operieren. Bei einem Sterberisiko von unter 2%.
Unter dem Strich findet sich bei etwa zehn Prozent der über 65-Jährigen Männer eine Aufweitung des Durchmessers der Bauchschlagader. Wenn der Durchmesser der Bauchschlagader, der Aorta, über fünf Zentimeter beträgt, so droht ein lebensgefährlicher Riss beziehungsweise Durchbruch. Man spricht von einer Ruptur. Normalerweise beträgt der Durchmesser der Aorta zwischen 1,5 und zwei Zentimeter. Wenn allerdings der Durchmesser sogar sieben Zentimeter erreicht, so steigt die Wahrscheinlichkeit auf über 90 Prozent, dass Betroffene innerhalb eines halben Jahres an einer Ruptur versterben. Wenn man durch das Bauchschlagader-Screening mit Ultraschall ein Aneurysma rechtzeitig entdeckt, so kann in den meisten Fällen die Chirurgie die Patienten retten. Übrigens zeigten aber aktuelle Daten keinen Nutzen eines Ultraschall-Screenings bei Frauen.
Aneurysma – Erweiterung der Bauchschlagader
Im Grunde genommen merkt man die Erweiterung der Aorta – dem sogenannten Aneurysma, aus dem Griechischen Erweiterung – nicht. Außerdem gibt es auch keine Warnsignale für die Ruptur. Nur in sehr wenigen Fällen spüren die Betroffenen das Aneurysma früh genug.
Wenn dann betroffene Patienten einen Vernichtungsschmerz im Bauchraum versprüen, der in den Rücken, die Flanken oder in die Leisten ausstrahlen kann, ist es meistens zu spät. Dann tritt in 80 Prozent der Fälle der Verblutungstod innerhalb weniger Minuten ein. Dementsprechend erreichen nur etwa 20 Prozent lebend das Krankenhaus. Dort können dann Spezialisten nur etwa die Hälfte der Patienten durch eine Notoperation retten.
Wenn man das Aneurysma jedoch vor der Ruptur im nicht symptomatischen Stadium mittels Bauchschlagader-Screening entdeckt und operiert, dann beträgt die Sterblichkeit weniger als zwei Prozent. Bei einem Viertel der Patienten schaltet man das Aneurysma mit der konventionellen offenen Bauchoperation aus. Hingegen wenden die Spezialisten mittlerweile in etwa drei Viertel der Fälle eine endovaskuläre Operation mittels Kathetertechnik über die Leistenschlagadern an.
Mit Bauchschlagader-Screening die Sterblichkeit durch Aneurysmen halbieren
Mit dem Bauchschlagader-Screening konnte man jedenfalls in Dänemark, Großbritannien sowie den USA die Sterblichkeit durch Aneurysmen der Bauchschlagader in der Bevölkerung halbieren. Außerdem senkte sich die Zahl der Notoperationen in den Krankenhäusern deutlich.
Schließlich erfolgt das Bauchschlagader-Screening selbst durch eine in wenigen Minuten durchführbare Ultraschalluntersuchung der Schlagader im Bauchraum. Die leicht einfache und nebenwirkungsfreie Methode liefert fast zu 100 Prozent exakte Ergebnisse.
Literatur:
Ali et al. Screening for abdominal aortic aneurysm in asymptomatic adults. J Vasc Surg. 2016 Dec;64(6):1855-1868. doi: 10.1016/j.jvs.2016.05.101.
Canadian Task Force on Preventive Health Care. Recommendations on screening for abdominal aortic aneurysm in primary care. CMAJ. 2017 Sep 11; 189(36): E1137–E1145. doi: 10.1503/cmaj.170118.
Quelle:
Statement » Bauchschlagader-Screening für Männer ab 65«. Professor Dr. med. Thomas Schmitz-Rixen,Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG). Direktor der Klinik für Gefäß- und Endovascularchirurgie und des Universitären Wundzentrums, Universitätsklinikum Frankfurt am Main. 133. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie.