Freitag, März 29, 2024

Apomorphin bei motorischen Parkinson-Symptomen

Die Therapie mit Apomorphin als subkutane Infusion hilft Parkinson-Patienten bei motorischen Symptomen, die OFF-Phasen mit eingeschränkter Motorik zu verkürzen.

Eine subkutane Apomorphin-Infusion stellt eine wirksame Therapie für Parkinson-Patienten mit motorischen Fluktuationen dar. Es profitieren unter anderem jene Patienten, bei denen Standardtherapien keine ausreichende Symptomkontrolle bieten können. Eine kürzlich durchgeführte Doppelblindstudie bestätigte die gute Wirksamkeit einer kontinuierlichen subkutanen Apomorphin-Infusion bei Patienten mit fortgeschrittener Parkinson-Krankheit.

 

Wenn Levodopa bei Parkinson nicht mehr wirkt

Häufig mehr als 10 Jahre vertragen Parkinson-Patienten ihre Levodopa-Medikation sehr gut und können damit die Beschwerden ausreichend unter Kontrolle halten.

Doch der Erfolg durch das Levodopa (L-Dopa), das die zentralen Dopaminrezeptoren jahrelang, kontinuierlich pulsatil stimuliert, ist enden wollend. Hinzu kommt der fortschreitende Verlust an den Dopamin speichernden Neuronen im Gehirn sowie eine gestörte Resorption der Medikamente aus dem Gastrointestinaltrakt.

Apomorphin ist das einzige Parkinson-Medikament, dessen Wirksamkeit der von Levodopa entspricht. Mit einer kürzeren Zeit bis zum Einsetzen und einer kürzeren Wirkungsdauer
Apomorphin ist das einzige Parkinson-Medikament, dessen Wirksamkeit der von Levodopa entspricht. Mit einer kürzeren Zeit bis zum Einsetzen und einer kürzeren Wirkungsdauer.

Man spricht dann von einer sogenannten On-off-Symptomatik. Al On-Phase bezeichnet man die Zeit während der Wachzeit des Parkinson-Patienten, in der die Symptome mit Levodopa gut kontrollierbar sind.

Die Off-Phase ist der Zeitraum, in dem das Levodopa nicht oder nur wenig wirksam ist und Symptome auftreten, die eine plötzliche Unbeweglichkeit (Akinesie) bis hin zu einer völligen Erstarrung (Freezing) zur Folge haben können.

 

Wirksamkeit von Apomorphin in der TOLEDO-Studie

Die Ergebnisse der groß angelegten TOLEDO-Studie zeigten, dass Apomorphin als subkutane Infusion die OFF-Phasen von Parkinson-Patienten verkürzen kann und eine wirksame Behandlungsmethode für Parkinson-Patienten ist, deren motorische Wirkschwankungen durch andere Therapien nicht mehr ausreichend kontrolliert werden können.

Parkinson-Experten hatten zuvor schon aufgrund von Erfahrungswerten angenommen, dass Apomorphin-Infusionen die OFF-Phasen der Parkinson-Patienten verkürzen können. Auch wurde mit einer Verbesserung der Dyskinesien – den unfreiwilligen Überbewegungen – sowie mit einem geringeren Bedarf an oral verabreichtem Levodopa gerechnet. Nun wurde das erstmals durch die kontrollierte klinische TOLEDO-Studie bestätigt.

In die TOLEDO-Studie waren Patienten aus 23 Zentren in sieben Ländern eingeschlossen, denen über einen Zeitraum von zwölf Wochen die subkutane Apomorphin-Infusion gegeben wurde oder – in der Kontrollgruppe –eine Kochsalzinfusion als Placebo erhielten.

Jene Parkinson-Patienten, die eine Therapie mit einer Apomorphin-Infusion bekamen, hatten deutlich kürzere OFF-Phasen. Und sie konnten die ON-Phasen ohne störende Überbewegungen wesentlich verlängern.

Die Wirkung der Apomorphin-Infusion wurde auch von den Parkinson-Patienten in der Apomorphin-Gruppe als besser wahrgenommen als in der Placebo-Gruppe. Die Behandlung war auch gut verträglich und zeigte keine unerwarteten Nebenwirkungen.

Für Parkinson-Patienten mit ausgeprägten Wirkschwankungen stellt Apomorphin somit eine effektive, bislang nach wie vor selten verschrieben Behandlung dar.


Literatur:

Heurtaux T, Kirchmeyer M, Koncina E, Felten P, Richart L, Uriarte Huarte O, Schohn H, Mittelbronn M. Apomorphine Reduces A53T α-Synuclein-Induced Microglial Reactivity Through Activation of NRF2 Signalling Pathway. Cell Mol Neurobiol. 2021 Aug 20. doi: 10.1007/s10571-021-01131-1. Epub ahead of print. PMID: 34415465.

Leta V, Dafsari HS, Sauerbier A, Metta V, Titova N, Timmermann L, Ashkan K, Samuel M, Pekkonen E, Odin P, Antonini A, Martinez-Martin P, Parry M, van Wamelen DJ, Ray Chaudhuri K. Personalised Advanced Therapies in Parkinson’s Disease: The Role of Non-Motor Symptoms Profile. J Pers Med. 2021 Aug 7;11(8):773. doi: 10.3390/jpm11080773. PMID: 34442417; PMCID: PMC8400869.

Takahashi K, Nakagawasai O, Nakajima T, et al. Dopamine D2 receptor supersensitivity in the hypothalamus of olfactory bulbectomized mice [published online ahead of print, 2020 Jul 13]. Brain Res. 2020;1746:147015. doi:10.1016/j.brainres.2020.147015

Federico Carbone, Atbin Djamshidian, Klaus Seppi, Werner Poewe. Apomorphine for Parkinson’s Disease: Efficacy and Safety of Current and New Formulations. CNS Drugs. 2019; 33(9): 905–918.
Published online 2019 Aug 31. doi: 10.1007/s40263-019-00661-z

Katzenschlager R, Poewe W, Rascol O, et al. Apomorphine subcutaneous infusion in patients with Parkinson’s disease with persistent motor fluctuations (TOLEDO). A multicentre, double-blind, randomised, placebo-controlled trial. Lancet Neurol. 2018;17(9):749–759. doi:10.1016/S1474-4422(18)30239-4


Quelle:

3rd EAN Congress Amsterdam 2017, Abstract Katzenschlager et al.; Double-blind, randomised, placebo-controlled study (TOLEDO) to evaluate the efficacy of apomorphine infusion in reducing OFF time in Parkinson’s disease patients with motor fluctuations.

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