Moderater Konsum von Alkohol verbessert das Gedächtnis bei Personen im Alter von 60+, ganz anders verhält es sich bei übermässigem Alkoholkonsum.
Ein moderater Alkoholkonsum gilt als Schutz gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, dazu gibt es zahlreiche Einzelberichte beispielsweise von französischen und italienischen Weinbauern aber auch wissenschaftliche Untersuchungen. Experten haben in den letzten Jahren diese weit verbreitete Volksmeinung jedoch öfter widersprochen. Dabei kritisierten sie die dahingehenden positiven Studienergebnisse. US-Forscher haben hingegen unlängst den Einfluss von Alkohol bei älteren Personen untersucht, und zwar ob es das Gedächtnis und die kognitive Gesundheit verbessert. Und tatsächlich konnten sie positive Effekte von Alkoholkonsum auf Gehirn und Gedächtnis entdecken. Jedoch welche Menge Alkohol gilt als leicht bis moderat?
Leichtes bis moderates Trinken von Alkohol verbessert das Gedächtnis
Sofern eine Person frei von Demenz ist, kann der mäßige Konsum von Alkohol bei der Generation 60+ das episodische Gedächtnis, eine Subkomponente des Langzeitgedächtnisses, verbessern. Dies berichteten unlängst Wissenschafter der Universität Texas Medical Branch at Galveston, der Universität Kentucky sowie der Universität Maryland, im Zuge einer Publikation im American Journal of Alzheimer’s Disease and Other Dementias.
Alkohol verbessert das Gedächtnis bei ein bis 2 Gläschen Wein, 2 kleine Bier oder 2 härteren Drinks pro Tag, meinen die US-Experten aus Texas.
Die Prozesse des episodischen Gedächtnisses sind für das Enkodieren, Speichern und Abrufen von spezifischen Episoden mit Ketten von Ereignissen, die Menschen in ihrem Leben erfahren haben, verantwortlich.
Bessere episodische Gedächtnisfunktion und Volumenvergrößerung des Hippocampus
Im Zuge der aktuellen Studie analysierten die Wissenschafter Daten von über 660 Patienten der Framingham Heart Study Offspring Cohort. Dabei stellten sie fest, dass leichter bis moderater Alkoholkonsum mit einer besseren Funktion des episodischen Gedächtnisses sowie einer Volumenvergrößerung des Hippocampus einhergeht.
Bei letzterem handelt es sich um jene Gehirnregion, in der Informationen verschiedener sensorischer Systeme zusammenfließen, verarbeitet werden und von dort zum Cortex zurückgesandt werden. Der Hippocampus ist somit enorm wichtig für die Gedächtniskonsolidierung, „Für das episodische Gedächtnis ist der Hippocampus von zentraler Bedeutung, “ erklärt Erstautor Dr. Brian Downer von der Universität Texas.
Bisherige Tierversuche haben gezeigt, dass moderater Alkoholkonsum die Bildung neuer Nervenzellen im Hippocampus fördert und so dessen Volumen aufrechterhält. Darüber hinaus stimuliert moderater Alkoholkonsum die Ausschüttung bestimmter Chemikalien im Gehirn, die in kognitiven Prozessen beziehungsweise Vorgängen, die mit der Informationsverarbeitung sowie dem Gedächtnis zusammenhängen, involviert sind.
In welcher Menge Alkohol das Gedächtnis verbessert
Alkohol verbessert das Gedächtnis bei jenen älteren Personen, die leichte bis moderate Mengen an Alkohol konsumieren.
- Leichte Mengen wurden in der Untersuchung mit 1 bis 6 Einheiten wöchentlich definiert.
- Als moderat wurden 7 bis 14 Drinks pro Woche festgelegt.
- Ab 15 bis 34 Mengeneinheiten pro Woche wurden als schwerer Alkoholkonsum angesehen.
Als eine Alkoholeinheit wurde ein Drittelliter Bier, ein Achtel Wein oder ein 2 Deziliter Schnaps, Likör oder ähnliches definiert.
Einerseits gibt es immer wieder Berichte über die potenziell positiven Wirkungen von leichtem bis moderatem Konsum von Alkohol im Alter, wie auf das Gedächtnis, auf kognitive Funktionen sowie auch beispielsweise im Zusammenhang mit der Behandlung von chronischen Schmerzen. darf allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass exzessiver Alkoholkonsum, speziell wenn dieser über längere Zeit besteht, das Gehirn und dessen Funktionen schädigt.
Literatur:
Brian Downer, Yang Jiang, Faika Zanjani, David Fardo. Effects of Alcohol Consumption on Cognition and Regional Brain Volumes Among Older Adults. Am J Alzheimers Dis Other Demen. 2015 Jun; 30(4): 364–374. Published online 2014 Sep 7. doi: 10.1177/1533317514549411. PMCID: PMC4363007