Donnerstag, März 28, 2024

Therapietreue entscheidend: Adhärenz bei Hypertonie verbessern

Adhärenz – die Therapietreue – ist für Patienten mit Hypertonie die Voraussetzung jeder individuellen Behandlung, um die Therapieziele zu erreichen.

Im Grunde genommen ist die Blutdruckkontrolle in allen Ländern der Welt nach wie vor unbefriedigend. Höchstens 60% der behandelten Patienten erreichen die empfohlenen therapeutischen Ziele. Die Therapieempfehlungen von Ärzten werden von deren Patienten häufig nicht in gewünschter Art und Weise umgesetzt. Eine Schulung der Betroffenen und ihrer Angehörigen kann helfen, dies zu verbessern. Hier muss allgemein deutlicher darüber informiert werden, dass Lebensstiländerungen entscheidend in der Prävention der Hypertonie sind, aber ebenso bedeutsam in der Behandlung von Bluthochdruck. Ein großes Hindernis stellt die fehlende Adhärenz (Compliance, Therapietreue) dar, allen voran im Zusammenhang mit den verschriebenen Medikamenten gegen Hypertonie.



 

Lebensstiländerungen gegen Bluthochdruck

Lebensstiländerungen können sicher und effektiv der Entstehung einer Hypertonie vorbeugen, sie verzögern oder sie vermeiden eine medikamentöse Therapie beim Hypertonie-Grad 1 und können bei hypertensiven Patienten eine Blutdrucksenkung bewirken. Neben dem blutdrucksenkenden Effekt tragen sie auch dazu bei, andere Risikofaktoren oder Erkrankungen besser in den Griff zu bekommen. Der größte Nachteil ist jedoch die geringe Adhärenz über längere Zeiträume. Besondere Aufmerksamkeit ist deshalb erforderlich, um die Adhärenz zu verbessern.“ Jedoch: Empfehlungen zur Umsetzung sucht man vergeblich.

 

Adhärenz – Voraussetzung jeder Therapie nicht nur bei Hypertonie

Die Therapietreue, Adhärenz, früher Compliance, ist die Voraussetzung jeder Behandlung, nicht nur bei der Volkskrankheit Nummer eins Hypertonie, dem Bluthochdruck. Denn nur so können die Therapieziele erreicht werden. Patienten mit chronischen Erkrankungen müssen häufig zeitlebens mehrere Medikamente einnehmen. Wobei sie jede Medikamenteneinnahme an ihre Erkrankungen erinnert. Häufig müssen die Patienten mehrere unterschiedliche Medikamente einsetzen. Zudem kommen bei zusätzlichen Erkrankungen noch mehr dazu.

Es ist bekannt, dass mit der Anzahl der Tabletten die Adhärenz sinkt. Dies hat verschiedene Gründe. Die Adhärenz kann erhöht werden durch eine verständliche Aufklärung über den Sinn der Therapie und mögliche unerwünschte Arzneimittel-/Nebenwirkungen. Die Aufklärung sollte vor der Verordnung der Medikamente erfolgen. Sinnvoll ist die Kombination verschiedener Wirkstoffgruppen in einer Tablette (Fixkombination), um die Gesamtzahl der Medikamente zu reduzieren.

 

Konsequente Lebensstiländerungen verbessern Therapie und Adhärenz

Nicht-medikamentöse Maßnahmen – also Lebensstiländerungen – verbessern die medikamentöse Therapie. Das gilt insbesondere auch bei Erkrankten mit Hypertonie sowie Patienten mit kardiovaskulären Risiken, die die Lebensstiländerung auch konsequent einhalten. Dies erklärt sich zum einen in einer verbesserten Adhärenz: Ein gut informierter Patient setzt die Empfehlungen nachhaltiger um und nimmt seine Tabletten regelmäßiger ein. Zum anderen in einer verbesserten Wirkung der Medikamente nach einer Ernährungsumstellung (beispielsweise der mediterranen Kost) bei reduzierter Kochsalzbelastung und Sympathikusaktivierung sowie einer Gewichtsreduktion. Damit kann man jedenfalls das kardiovaskuläre Gesamtrisiko reduzieren.

Die Menschen in unserer Gesellschaft tendieren aber mehr und mehr dazu, das Gegenteil zu leben – und nichts scheint schwerer, als den Lebensstil zu ändern. Die Schulung von Patienten kann hier einen sehr wesentlichen Beitrag leisten. Wobei das jedoch zeitintensiv ist und Ärzte deswegen selten anbieten. Eine motivierende Einstellung erleichtert den Zugang zum Patienten.

Jedoch tragen auf Seiten der Ärzte Arbeitszeitverdichtung, geringe oder keine Vergütung und nur geringe Effektivität bei vielen zur Resignation bei. Sodass in vielen Fällen eine Schulung beziehungsweise adäquate Information nicht angeboten und direkt eine medikamentöse Therapie begonnen wird.




Literatur:

Avataneo V, De Nicolò A, Rabbia F, Perlo E, Burrello J, Berra E, Pappaccogli M, Cusato J, D’Avolio A, Di Perri G, Veglio F. Therapeutic drug monitoring-guided definition of adherence profiles in resistant hypertension and identification of predictors of poor adherence. Br J Clin Pharmacol. 2018 Nov;84(11):2535-2543. doi: 10.1111/bcp.13706. Epub 2018 Aug 15. PMID: 29971815; PMCID: PMC6177709.

Burnier M. Drug adherence in hypertension. Pharmacol Res. 2017 Nov;125(Pt B):142-149. doi: 10.1016/j.phrs.2017.08.015. Epub 2017 Sep 1. PMID: 28870498.


Quelle: Statement » Die Adhärenz verbessern – wie gelingt das? « von Dr. med. Siegfried Eckert, Oberarzt an der Klinik für Kardiologie, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum, Deutsche Hochdruckliga e. V. DHL® – „Hypertonie in Bewegung“, 2016, Berlin

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