Donnerstag, März 28, 2024

12. Jahrestagung des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e.V. (APS)

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS) vergab den Deutschen Preis für Patientensicherheit 2017, die Initiative für mehr Rezeptqualität erhält ersten Platz.

Sie gehören zu den wichtigsten Kommunikationsmedien im ambulanten Versorgungssektor – die Rede ist von Rezepten. Die formal korrekte Ausstellung der Dokumente ist wichtig, damit die Weiterversorgung der Patienten möglichst ohne Zeitverzögerung und Medikationsfehler erfolgt. Eine Initiative zur Erhöhung der Rezeptqualität des Universitätsklinikums Heidelberg wurde nun zum Sieger des Deutschen Preises für Patientensicherheit 2017 ernannt. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS) hat diese Entscheidung gemeinsam mit weiteren Jurymitgliedern getroffen. Die ersten drei Preise wurden im Rahmen der 12. Jahrestagung des APS verliehen, die am 4. und 5. Mai in Berlin stattgefunden hat. Sie sind mit insgesamt 19.500 Euro dotiert.

Am Universitätsklinikum Heidelberg werden zurzeit circa 250 000 Rezepte pro Jahr ausgestellt. Um die formale Qualität zu verbessern, hat das Klinikum vor fünf Jahren eine Initiative ins Leben gerufen. „Im Zentrum stand die Einführung eines Rezeptmonitors – also einer zentralen Koordinationsstelle, über die Beschlüsse des Klinikumsvorstands in die Breite des Klinikums getragen werden können. So wurden Einrichtungen, die die Umsetzung der Initiative unterstützen können, wie das Zentrum für Informations- und Medizintechnik oder die Klinikapotheke mit den Entwicklern der Rechtschreibesoftware vernetzt“, erläutert Dr. Hanna Seidling vom Universitätsklinikum Heidelberg, Leiterin der Kooperationseinheit Klinische Pharmazie der Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, wo die Koordinationsstelle angesiedelt ist. „Zudem stellt der Rezeptmonitor die kontinuierliche Vor-Ort-Betreuung und Schulungen in den einzelnen Ambulanzen sicher.“ Durch diese Maßnahmen sei die formale Qualität der Rezepte erheblich erhöht worden.

„Das große Engagement der Mitarbeiter in den Ambulanzen, die nahezu flächendeckende Einführung der Rezeptschreibesoftware und eine konsequente wissenschaftliche Begleitung unter Beteiligung der öffentlichen Apotheken im Umfeld, die auch durch die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg unterstützt wurde, trugen unter anderem entscheidend zum Gelingen des Projekts bei“, sagt Christine Katharina Faller von der gleichen Abteilung des Universitätsklinikums Heidelberg, die stellvertretend für alle Projektbeteiligten spricht.

Die Auswertungen zeigten, dass einige Rezepte formal so missverständlich ausgestellt waren, dass eine Rückfrage der zuständigen Apotheke in den Ambulanzen notwendig war. 2012 waren solche Rückfragen noch bei 23 Prozent der Rezepte notwendig, 2013 nur noch bei 8,6 Prozent und 2015 nur noch bei 4,1 Prozent. Diese Entwicklungen unterstreichen den Erfolg des Projekts.

Auch die APS-Experten hat das überzeugt: „Die Initiative hat Vorbildcharakter: Sie kann als Prototyp zur Optimierung der Rezeptqualität angesehen werden“, lobt Hedwig François-Kettner, Vorsitzende des APS. Für den ersten Platz erhielt die Initiative ein Preisgeld von 10.000 Euro.

Den 2. Platz mit 6 000 Euro Preisgeld hat die Jury an Dr. Pia Schmidt des Kinderpalliativzentrums an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln für ihre wissenschaftliche Arbeit verliehen. Sie beschreibt und evaluiert darin das palliativpflegerische Hygienekonzept PALLINI, das Kindern auf der Palliativstation die Möglichkeit gibt, trotz einer Besiedlung mit einem multiresistenten Keim (MRE) am Stationsleben, und unter anderem an den therapeutisch-pädagogischen Angeboten der Station teilzunehmen – ohne ihre oder die Sicherheit von Mitpatienten zu gefährden.

Auf den mit 3.500 Euro dotierten 3. Platz wählte die Jury ein Projekt der Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie der LMU München. Mit dem koordinierten Osteoporosemanagement – dem sogenannten Fracture Liaison Service (FLS) – wird die Patientensicherheit gefährdet: Im Zuge dessen wird Osteoporose-Patienten eine individuelle Behandlung durch eine geschulte Pflegekraft gesichert. So kann erneuten Frakturen vorbeugt werden – sogar über den stationären Aufenthalt hinaus.

„Wir freuen uns, in diesem Jahr drei Initiativen auszeichnen zu können, die zukunftsweisende Ansätze zur Verbesserung der Patientensicherheit beinhalten“, fasst Dr. Ruth Hecker, die stellvertretende Vorsitzende des APS, zusammen. Eine Jury mit Vertretern aus Pflege, Ärzteschaft, Apotheken, Selbsthilfe, und Kostenträgern hat aus 39 hoch qualifizierten Bewerbungen die Preisträger ausgewählt. Stifter des Preisgeldes sind die Aesculap Akademie, der Ecclesia Versicherungsdienst, das Gesundheitsunternehmen MSD Sharp & Dohme GmbH und der medizinische Fachverlag Thieme.

Mehr Informationen finden Sie unter www.aps-ev.de

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