Samstag, April 20, 2024

Was tun nach einem Infektionsrisiko mit HI-Viren?

Ungeschützter Sexualverkehr, sowohl vaginal als auch anal, sind wie der ungeschützte Oralverkehr – hier allerdings nur für den aktiven Partner – ein Infektionsrisiko.

HI-Viren sind zwar im Vergleich zu beispielsweise Schnupfen-, Masern-, oder Hepatitisviren relativ gering ansteckend – sprich nicht jeder Kontakt führt zu einer Infektion. Doch die geringere Wahrscheinlichkeit einer Infektion bei einem einmaligen ungeschützten Sexualverkehr oder einer Verletzung ist aufgrund der möglichen Konsequenzen zu vernachlässigen, denn jedes noch so kleine vermeidbare Risiko ist eigentlich zu hoch. Wenn nun durch irgendwelche Begebenenheiten ein höheres Infektionsrisiko besteht, sind verschiedene Maßnahmen sinnvoll.

 

Was tun nach einem Infektionsrisiko?

Grundsätzlich gilt, dass der Kontakt mit einer Flüssigkeit, sobald sie eingetrocknet ist, nicht mehr als infektiös betrachtet wird. Wenn man allerdings ungeschützt mit möglichen infektiösen Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma oder Vaginalflüssigkeit in Kontakt gekommen ist, hängt das individuelle Infektionsrisiko hängt der Viruskonzentration im Körper des positiven Patienten sowie von der Menge der infektiösen Flüssigkeit und von deren Verweildauer auf der Schleimhaut oder in der Wunde ab. Grundsätzlich sind verschiedene Maßnahmen möglich.

  • Die betroffene Körperstelle – Haut, Schleimhaut oder Wunde – sollte sofort ausgiebig mit Wasser, Seife oder am besten mit einem jodhältigen Desinfektionsmittel gereinigt werden. Wunden sollten ausbluten, eine Vergrösserung der Wunde wird heute allerdings nicht mehr empfohlen.
  • Als Postexpositionsprophy­laxe oder PEP bezeichnet man die vorsorgliche Einnahme einer HIV-Therapie (HAART) nach einem potentiellen Infektions­risiko. Diese Maßnahme kann die Infektionsgefahr deutlich senken. Selbst die bereits obso­lete Prophylaxe mit nur einem Wirkstoff kann das an sich niedrige Infektions­risiko nach Stichverletzung um weitere 80% senken.
  • Ursprünglich wurde die Postexpositionsprophy­laxe ausschließlich nach beruflicher Exposition eingesetzt. Inzwischen wird sie auch nach sexuellem Risiko, speziell bei ­diskordanten Paaren – wenn ein Partner positiv, einer negativ ist – erfolgreich eingesetzt.
  • Als Postexpositionsprophy­laxe sollte die effektivste und am besten verträglichste HIV-Therapie zum Einsatz kommen. Die Auswahl der eingesetzten Wirkstoffe sollte ausschließlich durch einen Fachmann erfolgen.
  • Mit der Postexpositionsprophy­laxe sollte so rasch wie möglich, nach einer Stichverletzung spätestens 72, nach unsafe Sex spätestens 24 Stunden nach dem Infektions­risiko, begonnen werden.
  • 12 Wochen nach Beendigung der Postexpositionsprophy­laxe kann mittels HI-Viren-AK-Test endgültig festgestellt werden ob es zu einer Infektion gekommen ist.

Obwohl die HI-Viren-Infektion noch immer unheilbar ist, ist ihre Geschichte eine der Erfolge der Medizin, denn innerhalb von nur 20 Jahren konnten die Grundlagen erforscht, der Erreger entdeckt, Präventionsmaßnahmen entwickelt und eine hervorragende Therapie etabliert werden. Innerhalb der letzten beiden Jahrzehnte – seit Einführung der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) – konnte die Mortalität in Europa auf weniger als ein Zehntel reduziert werden.

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