In bestimmten Stadien der Parkinson-Krankheit setzt man die tiefe Hirnstimulation (THS) seit vielen Jahren erfolgreich an.
Die Parkinson-Krankheit kann, wenn sie unbehandelt bleibt, schnell zu einer erheblich verschlechterten Lebensqualität führen. Die übliche medikamentöse Behandlung, die als beste medizinische Therapie bezeichnet wird, hat jedoch oft langfristig ihre Grenzen aufgrund möglicher Nebenwirkungen und abnehmender Wirksamkeit. In bestimmten Situationen, wie fortgeschrittenen Stadien der Krankheit oder auch bei frühen motorischen Komplikationen, kann die tiefe Hirnstimulation (THS) eine zusätzliche Option sein, die bereits seit vielen Jahren erfolgreich angewendet wird.
Tiefe Hirnstimulation (THS) hilft Parkinson-Patienten, die Lebensqualität zu stabilisieren
Die Tiefe Hirnstimulation (THS) kann die Symptome bei Parkinson erheblich lindern und die Lebensqualität über viele Jahre hinweg stabilisieren. Dies erfolgt durch die dauerhafte Implantation von Elektroden in einem chirurgischen Eingriff, gefolgt von einer elektrischen Stimulation gemäß einem vorher festgelegten Protokoll. Ob die Anwendung der THS einen bedeutenden Mehrwert im Vergleich zur alleinigen medikamentösen Therapie bieten kann, muss in jedem einzelnen Fall beurteilt werden.
Elektroden richtig platzieren
Damit die elektrischen Impulse richtig wirken, ist es entscheidend, dass die Elektroden an bestimmten Stellen im Gehirn richtig platziert werden, wie zum Beispiel im Subthalamus (auch Nucleus subthalamicus oder STN genannt, unterhalb des Thalamus).
Die Methode der tiefen Hirnstimulation (THS) wurde über die Jahre weiterentwickelt, um die genaue Positionierung der Elektroden individuell zu optimieren und vorherzusagen, wie stark sie auf verschiedene Parkinson-Symptome wirken werden. Wie beispielsweise Zittern oder das Einfrieren beim Gehen (Freezing of Gait / FOG).
FOG-Vorhersagetest
In einer Studie wurde eine videoaufgezeichnete Ganganalyse durchgeführt, während ein Levodopa-Test durchgeführt wurde, um vor der Operation einzuschätzen, wie stark der FOG-Effekt der THS sein würde. Dabei hat sich gezeigt, dass der „Wendetest“ (die Verbesserung der Körperdrehung nach Einnahme von Levodopa) besonders gut vorhersagen konnte, wie die THS wirken würde.
Dieser FOG-Vorhersagetest soll nun in einer zukünftigen Studie genauer untersucht werden. Neben den klinischen Faktoren wurde auch erforscht, ob genetische Unterschiede bei Parkinson dazu beitragen können, vorherzusagen, wie gut die tiefe Hirnstimulation wirken wird.
Es stellte sich heraus, dass bestimmte genetische Marker (genetische Varianten) vorhersagen können, wie sich die motorischen Symptome verbessern oder wie sich die Lebensqualität verändert.
Literatur:
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