Präzise Labormedizin ist zur Früherkennung von Krankheiten, für patientenorientierte Therapiesteuerung und individuelle Gesunderhaltung unverzichtbar.
Die Labormedizin leistet einen unverzichtbaren Beitrag für die Früherkennung von Krankheiten, für die patientenorientierte Therapiesteuerung und die individuelle Gesunderhaltung. Als innovatives Querschnittsfach verbindet die Labormedizin klinisch-wissenschaftliche Kompetenz mit der Anwendung modernster Spitzentechnologie zum Nutzen des Patienten.
Die Entwicklung der Labordiagnostik hat sich über viele Jahre von langwierigen Einzelanalysen zu einer schnellen, jederzeit verfügbaren Diagnostik-Plattform mit multiparametrischen Optionen gewandelt. Der Siegeszug der Automatisierung vieler einzelner manueller Schritte in der Probenvorbereitung und klinisch chemischer Analytik hat die Labordiagnostik zu einer der am höchsten standardisierten und qualitätsgesicherten Leistungen in der Medizin werden lassen.
Diese Mechanisierung der Diagnostik hat die Labormedizin jedoch auch scheinbar zu einer „Automatenleistung“ werden lassen. Die Akzente der labormedizinischen Leistung haben sich wieder sehr nahe zur Klinik und Patienten verschoben.
Heute steht neben dem analytischen Prozess die qualifizierte Beratung bei der Indikationsstellung, die Überwachung der Perianalytik und die kompetente medizinische Validierung der Biomarker bis hin zur Nachverfolgung der klinischen Konsequenz der Diagnostik für den einzelnen Patienten (wie zum Beispiel beim Neugeborenen-Screening) im Vordergrund.
Der analytische Prozess der Routinediagnostik wie beispielsweise mit klinisch-chemischen, immunologischen und hämatologischen Methoden ist heute durch vorgefertigte Reagenzien und hochstandardisierte Analysengeräte oft nur noch wenig beeinflussbar.
Neue Anwendungsgebiete in der Labormedizin
Der technologische Fortschritt in der Bioanalytik und Datenverarbeitung der großen Zahl kleiner Moleküle steht dagegen jetzt vor der labormedizinischen Anwendung. Dies betrifft die große Gruppe verschiedener OMICSTechnologien wie die Massenspektrometrie mit Metabolom- und Proteomanalysen, die Genomanalytik mit Expressionsanalysen und New Generation Sequencing Technologien sowie die NMR Technologie.
Zu den Anwendungsbeispielen zählen hier die direkte Systemanalytik ohne Kreuzreaktivitäten von Medikamenten, Lipiden, Metaboliten, und Hormonen (zum Beispiel Steroidhormone) mit Tandemmassenspektrometrie sowie die Analytik zirkulierender microRNA und freier DNA in der Tumormedizin und Kardiologie.
Diese neuen Technologien benötigen hohe fachliche medizinische und naturwissenschaftliche Kompetenz, die nur in einer engen Kooperation, wie mit labormedizinischen Universitätsinstituten, mit der Klinik und naturwissenschaftlichen Disziplinen, gewährleistet werden kann.
Der Aufbau medizinischer Biobanken wird hierbei die Qualität der Diagnostik wesentlich erhöhen. Die neuen Technologien werden es ermöglichen, die bisherige „Automatendiagnostik“ wesentlich zu schärfen und dem Ziel einer präziseren, am Patienten ausgerichteten Systemdiagnostik, näher zu kommen.
Quelle:
Statement » Precise medicine – neue Perspektiven der Labormedizin « von Prof. Dr. Joachim Thiery, Direktor des Instituts für Labormedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik, Universitätsklinikum Leipzig anlässlich der MEDICA EDUCATION CONFERENCE 2016 in Düsseldorf.