Donnerstag, April 25, 2024

Milchprotein Lactoferrin mit Wirkung gegen Infektionen und Krebs

Lactoferrin – enthalten in Muttermilch, Speichel, Tränenflüssigkeit und Schweiß – könnte gegen Krebs und Infektionen positive Wirkungen entfalten.

Das basische Protein Lactoferrin kommt in vielen Körperflüssigkeiten vor. Dazu gehören unter anderem die Muttermilch, Speichel, Schweiß und Tränen. Man schreibt dem als Milchprotein bezeichneten Lactoferrin schon lange antivirale und antimikrobielle Eigenschaften zu. Wissenschaftler der MedUni Wien haben unlängst herausgefunden, dass Lactoferrin bestimmte Prozesse bei der Auflösung von Blutgerinnseln und bei der Zell-Wanderung (Migration) hemmen kann. Univ.-Prof. Dr. Hannes Stockinger des Instituts für Hygiene und Angewandte Immunologie des Zentrums für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie sieht in der Entdeckung zu Lactoferrin eine vielversprechende Möglichkeit, neue Wirkstoffe mit Wirkung gegen Krebs und Infektionen zu entwickeln.

 

Milchprotein Lactoferrin blockiert die Plasminogen-Aktivierung

Das Enzym Plasminogen ist eines der wichtigsten Enzyme im menschlichen Körper, das maßgeblich am Abbau von Eiweißen beteiligt ist. Es ist entscheidend für die Auflösung von Blutgerinnseln, aber auch an einer Vielzahl anderer physiologischer Prozesse beteiligt, etwa an der Entwicklung von Geweben und Organen, an der Immunreaktion oder an der Wundheilung. Um seine Rolle zu erfüllen, muss die inaktive Form des Plasminogen-Moleküls in die aktive Form „Plasmin“ gebracht werden.

Ist dieser Prozess gestört, kann es zu vielen krankhaften Prozessen im Körper führen, so Studienleiter Vladimir Leksa von der MedUni Wien. „Bösartige Tumorzellen oder einige virulente Bakterienarten, zum Beispiel Borrelien, binden und aktivieren menschliches Plasminogen, um Gewebebarrieren zu durchdringen. Dementsprechend ist das Plasminogensystem ein günstiges Ziel für diagnostische und therapeutische Strategien bei Krebs und Entzündungskrankheiten.”

Die neue Studie, die in Zusammenarbeit mit der Slowakischen Akademie der Wissenschaften in Bratislava veröffentlicht wurde, zeigt nun deutlich, dass das menschliche Milchprotein Lactoferrin die Plasminogenaktivierung durch direkte Bindung an menschliches Plasminogen blockiert. Dadurch kann sowohl eine Tumorzellinvasion blockiert, als auch ein Eindringen von Bakterien wie Borrelien verhindern werden. Die Hauptquelle für menschliches Lactoferrin ist die menschliche (Mutter-)Milch, es ist aber auch im Serum, in Tränen, Speichel oder Urin enthalten.

„Unsere Ergebnisse tragen nicht nur zum Verständnis vieler antimikrobieller, antitumoraler und immunmodulatorischer Aktivitäten bei, die Lactoferrin zugeschrieben werden, sondern legen auch nahe, dass Lactoferrin als natürliches Werkzeug für therapeutische Interventionen nützlich sein kann, um sowohl invasive bösartige Zellen als auch virulente Bakterien am Eindringen in Wirte zu hindern“, fasst Stockinger zusammen.


Literatur:

Journal of Biological Chemistry – „Lactoferrin is a natural inhibitor of plasminogen activation.“ A. Zwirzitz, Michael Reiter, R. Skrabana, A. Ohradanova-Repic, O. Majdic, M. Gutekova, O. Cehlar, E. Petrovčíková, E. Kutejova, G. Stanek, H. Stockinger and V. Leksa. Link: http://www.jbc.org/content/early/2018/04/18/jbc.RA118.003145.abstract

Related Articles

Aktuell

Kombination von Azelastin und dem Nasenspray Fluticason bei allergischer Rhinitis

Die Kombination von Azelastin und dem Corticoid-Nasenspray Fluticason kann die Symptome einer allergischen Rhinitis deutlich verringern. Allergische Rhinitis, oft gekennzeichnet durch Symptome wie Niesen, Nasenjucken,...
- Advertisement -

Latest Articles

Zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom kultivieren

Wichtig zur Klärung der Metastasierung: Forscher gelang es, zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu kultivieren. Die Forschung zum kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC), einer besonders aggressiven Form...

Ernährung bei Frauen in der Perimenopause

Der Einfluss des Zustands der Ernährung von Frauen in der Perimenopause ist ein wichtiger Faktor für deren Gesundheit und Lebensqualität. Der Zustand der Ernährung spielt...

Terpene und Cannabinoide in Cannabis sativa, dem Hanf

Cannabis sativa, der Hanf-Pflanze, und seine medizinische Bedeutung – ein Überblick über Terpene und Cannabinoide. Cannabis sativa, allgemein bekannt als Hanf, zählt zu den ältesten...