Bei Verletzung des Meniskus sollte rasch eine Behandlung gemacht werden. So lassen sich am ehesten Knorpelschäden verhindern. Wobei man in den meisten Fällen eine OP vermeiden sollten.
Dem Meniskus kommt vor allem die Aufgabe als Stoßdämpfer im Kniegelenk zu. Wenn man die Behandlung des verletzten Meniskus zu lange hinausgezögert, so führt dies zwangsläufig zu Knorpelschäden und Arthrose. Es liegt in der Verantwortung des behandelnden Arztes, mittels klinischen und bildgebenden Daten, die Behandlung des Meniskus individuell auf den jeweiligen Patienten abzustimmen.
ISAKOS-Klassifizierung
Meniskusrisse sind die am häufigsten auftretenden und behandelten Verletzungen im Kniegelenk. Betroffen sind vor allem junge, aktive Sportler sowie älteren Menschen. Wobei die Meniskusrissoperation zu den am häufigsten durchgeführten Eingriffen in der orthopädischen Chirurgie gehört. Dazu liegt eine aktuelle, zuverlässige Klassifizierung der International Society of Arthroscopy, Knee Surgery and Orthopaedic Sports Medicine, kurz ISAKOS, vor, die bei Meniskusriss verschiedene Parameter berücksichtig.
- Reißtiefe,
- Rissmuster,
- Risslänge,
- Riss Lage / Randbreite,
- radiale Lage,
- Verletzung bezogen auf die Kniekehle sowie
- Qualität des Meniskusgewebes.
Im Grunde genommen sollten sich Chirurgen in den meisten Fällen bemühen, eine Meniskus OP zu vermeiden. Man sollte stattdessen eher schützen, reparieren oder rekonstruieren, um die frühe Entwicklung von Arthrose durch Wiederherstellung der ursprünglichen Struktur, Funktion und Biomechanik des Meniskus zu verhindern.
ÜBERBLICK zur Behandlung des Meniskus
Die Therapie von Meniskusrissen hängt von mehreren Faktoren ab:
– Wie schwer ist die Verletzung?
– Wie und wo ist der Meniskus gerissen?
– Gibt es Begleitverletzungen im Kniegelenk?
– Wie alt ist der Patient?
– Welchen beruflichen und sportlichen Leistungsanspruch hat der Patient?
Derzeit gibt es drei Hauptmethoden der modernen chirurgischen Behandlung des Meniskus. Das ist erstens die arthroskopische partielle Meniskektomie. Zweitens kann man eine Meniskusreparatur mit oder ohne Augmentationstechniken einsetzen. Drittens kommt die Meniskusrekonstruktion in Frage.
Früher galt der Slogan „Wenn es zerrissen ist, nehmen Sie es heraus!“ Heute gilt der akzeptierte Slogan „Retten Sie den Meniskus!“. Wobei dieser für die Entwicklung moderner Behandlungsmethoden entscheidend war. Dies gilt auch in Zukunft bei der Entwicklung neuerer, alternativer biologischer Behandlungsmethoden.
Lastenverteiler des Kniegelenks
Jedenfalls macht es die komplexe Struktur des Meniskus möglich, dass er für das Knie, die unteren Extremitäten sowie den ganzen Körper wichtige Funktionen erfüllt. Dabei wirkt der Meniskus wie ein Lastenverteiler im Gelenk. Dort passt er sich – als halbmondförmiger Knorpel aus Bindegewebe genau zwischen Ober- und Unterschenkel liegend – jeder Bewegung an.
Wenn das Bein belastet wird, dann verteilt der Meniskus die Krafteinwirkungen gleichmäßig auf das Kniegelenk. Ihm ist es zu verdanken, dass die Kniegelenke große Belastungen aushalten, ohne dass es gleich zu Verletzungen kommt. Wenn aber im Knie Schmerzen auftreten, dann sollte man die Ursache rasch abklären lassen. Denn ein rasche und optimale Meniskus-Behandlung verhindert die möglichen Folgeschäden.
Durch Sport bedingte Meniskusrisse entstehen durch plötzliche Drehbewegungen und abrupte Bewegungsstopps. Und zwar wie beim Tennis, Fußball oder auch beim Skifahren. Dabei entstehen immer dann Schädigungen, wenn die resultierende Belastung auf den Meniskus mit einer Rotationskomponente verbunden ist.
Ein Meniskusriss kann unfallbedingt (traumatisch) oder durch Überlastung und Verschleiß (degenerativ) verursacht werden. Häufige Begleitfaktoren für Meniskusbeschwerden sind Übergewicht, bestimmte Sportarten oder häufiges Arbeiten in der Hocke. Auch durch einen Kreuzbandriss kann vermehrt Druck und eine abnorme Belastung für den Meniskus entstehen. Die Folge ist ein Zerreißen des Meniskus.
Symptome immer abklären
Sobald Schmerzen im Knie auftreten, sollte dringend exakt abgeklärt werden, welche Ursache vorliegt und welche optimale Behandlung nötig ist. „Gerade im Knie sind Ursachen für Beschwerden schwer selbst festzustellen – dazu benötigt man immer einen Facharzt. Unfallchirurgen und traumatologisch erfahrene Sportärzte stellen hier eine verlässliche Diagnose“, rät der Kniespezialist. Die sichere Diagnostik einer Meniskusverletzung erfolgt durch die Magnetresonanztomographie, der immer eine körperliche Untersuchung des Kniegelenkes vorangeht.
Folgende Symptome können auf eine Meniskusverletzung hindeuten:
- Schmerzen an der Knie Außen- oder Innenseite
- Schwellungszustände im Kniebereich nach Belastung
- Das Bein lässt sich nicht mehr komplett ausstrecken und „blockiert“.
- Läufer mit Verletzungen am Meniskus spüren mitunter ein schmerzhaftes Durchsacken beim Auftreten und ein Gefühl des Eingeklemmt-Seins im Kniegelenk, also eine Gelenkblockade.
- Eine Meniskusverletzung kann durch ein „Knacksen“ im Knie spürbar sein.
Behandlung des Meniskus mit Operation oder Physiotherapie
Ein Meniskusriss, der Beschwerden verursacht, muss immer behandelt werden. Denn sonst kommt es früher oder später zur Schädigung des Gelenkknorpels. Dies führt zu einer schmerzhaften Arthrose und kann ein künstliches Kniegelenk notwendig machen.
Im Grunde genommen behandelt man jedenfalls Meniskusverletzungen je nach Schwere der Verletzung. Und zwar konservativ durch Physiotherapie, Medikamente und Schonung sowie optional durch einen arthroskopischen chirurgischen Eingriff.
Die Arthroskopie mit höchster Bildqualität ermöglicht es heutzutage einen hochpräzisen Eingriff zur Behandlung beziehungsweise Sanierung des Meniskus. Bei jungen Menschen und vor allem bei Sportlern ist eine arthroskopische Operation bei einem Meniskusriss meist unumgänglich. Denn bei hoher Belastung des Knies reißt ein unbehandelter gerissener Meniskus weiter ein. Dadurch entstehen weitere meist irreparable Schäden im Kniegelenk.
Ziel der Operation ist es, den Meniskus so weit wie möglich zu erhalten. Spezielle Meniskusnähte kommen dabei zur Anwendung. Ist eine Naht nicht möglich, so werden die gerissenen Meniskusanteile sparsam entfernt.
Wenn übrigens ein Meniskus irreparabel geschädigt ist, so kann ein Implantat als Ersatz dienen. In Frage kommen dabei ein humaner Spendermeniskus oder auch ein künstlicher Meniskusersatz.
Nach der Meniskus OP schnell wieder aktiv werden
Der berufliche und sportliche Ausfall nach einer arthroskopischen Meniskusoperation ist überschaubar. Denn meist können PatientInnen die Klink nach einem Eingriff wenige Stunden später wieder verlassen. Und danach sollen die Patienten für rund drei Tage Stützkrücken verwenden.
Bereits nach einer Woche kann leichtes Radfahren begonnen werden, kniebelastende Sportarten nach 6 Wochen. Eine erfolgreiche und effektive Therapie muss entsprechend dem Ausmaß der Schädigung geplant werden. Folgende Möglichkeiten stehen zur Verfügung.
Konservative Behandlung des Meniskus
Bei der konservativen Behandlung des Meniskus wird das Knie für einige Zeit ruhig gestellt. Voraussetzung dafür ist ein kleiner Riss an einer gut durchbluteten Stelle, nach Möglichkeit sollte der Riss glatt verlaufen. Als Schmerzlinderung kommen Medikamente oder Akupunktur zum Einsatz. Eine begleitende Physiotherapie ist sinnvoll.
Chirurgische Behandlung: die Meniskus OP
Die arthroskopische Meniskus OP. Die Arthroskopie (Gelenkspiegelung) beginnt mit zwei kleinen Schnitten. Danach führt der Spezialist eine Videokamera und Instrumente in das Kniegelenk ein. Damit vernäht er den Meniskusriss bzw. entfernt abgerissene Teile. Es bleibt keine große Narbe zurück und die Verletzung heilt vergleichsweise rasch.
Meniskusnaht (Meniskusrefixation). Voraussetzung für die Meniskusnaht sind ein frischer Riss in einer gut durchbluteten Zone des Knorpels.
Die (Teil-) Entfernung des Meniskus (Meniskusresektion). Bei der Meniskusresektion wird eingerissenes oder abgerissenes Meniskusmaterial entfernt. Die komplette Entfernung des Meniskus ist unbedingt zu vermeiden, da das Arthroserisiko sonst stark ansteigt.
Die Meniskustransplantation. Nach einer vollständigen Zerstörung des Meniskus besteht die Möglichkeit einer Meniskustransplantation. Dabei wird ein humaner Meniskus transplantiert.
Das Meniskus-Implantat. Künstliche Implantate aus Kollagen oder Polyurethan werden arthroskopisch eingesetzt und übernehmen die Funktion des Meniskus.
Übrigens kommt nach der OP häufig eine physikalische Therapie zur Muskelstärkung, zur Erhöhung der Bewegungsfreiheit, zur Ödemkontrolle, zum Gleichgewicht sowie zur Koordination zum Einsatz.
Literatur:
Kim JH, Ahn JH, Kim JH, Wang JH. Discoid lateral meniscus: importance, diagnosis, and treatment. J Exp Orthop. 2020 Oct 12;7(1):81. doi: 10.1186/s40634-020-00294-y. PMID: 33044686.
Zackary Birchard; Joshua A. Tuck. Discoid Meniscus. StatPearls [Internet]. Last Update: September 9, 2020.
Mahmut Nedim Doral, Onur Bilge, Gazi Huri, Egemen Turhan, René Verdonk. Modern treatment of meniscal tears. EFORT Open Rev 2018; 3 DOI: 10.1302 / 2058-5241.3.170067.
Quelle:
Priv.-Doz. Dr. Markus Figl, Facharzt für Unfallchirurgie. www.med4more.at