Dienstag, Juli 15, 2025

Krankenkassen prognostizieren Minus für 2015

Hochpreis-Medikamente und steigende Arbeitslosigkeit sollen in Österreich für das 2015 erwartete Minus der Krankenkassen verantwortlich sein.

Peter Mc Donald hat am Freitag einen Überschuss der Krankenkassen für 2014 von insgesamt 88 Mio. Euro bekanntgegeben. Die Krankenkassen haben demnach das vorige Jahr – höher als erwartet – von 88 Millionen Euro Plus abgeschlossen. Bei einem Gesamtbudget der Krankenkassen von 16,4 Milliarden Euro schnitt mit einem Überschuss von  23,1 Millionen die oberösterreichische Gebietskrankenkasse am besten ab, gefolgt von der WGKK mit 15,6 Millionen Euro und der salzburgischen Gebietskrankenkasse mit 15 Millionen Euro. Im Minus waren die steirische GKK mit 9 Millionen Euro und Kärnten mit 1,8 Millionen Euro. Bei den Berufskrankenkassen war 2014 die SVA der gewerblichen Wirtschaft als einzige im Minus (16,2 Millionen Euro).

Der Ausblick für 2015 ist wenig erfreulich, die Kassen prognostizieren gesamt ein Minus von 137 Millionen Euro. Die Ursachen für diese Entwicklung sieht McDonald vor allem in einem geringeren Wachstum bei den Beitragseinnahmen und aufgrund spezieller Ausgabenpositionen – insbesondere bei hochpreisigen Medikamenten. „In Kombination mit der steigenden Zahl an Arbeitslosen und dem abgeschwächten Wirtschaftswachstum, wodurch die Beitragseinnahmen-Entwicklung insbesondere bei den Gebietskrankenkassen hinter den Erwartungen zurück bleibt, sorgen sie für eine angespannte Finanzsituation der Krankenversicherungen“.

0,4 Prozent der verschriebenen Medikamente machen 25 Prozent der gesamten Heilmittelausgaben aus

„Medikamente, die bis zu 41.000 Euro pro Packung kosten, stellen das System einer solidarischen und sozialen Krankenversicherung vor völlig neue Herausforderungen. Das kostenintensivste Arzneimittel – etwa zur Behandlung der chronischen Leberentzündung Hepatitis C – belastet die Gebarung aktuell mit 50,4 Mio Euro pro Jahr,“ stellt McDonald fest. Die Zahl der Verordnungen bleibt zwar annähernd stabil, aber eine kleine Gruppe von hochpreisigen Medikamenten mit einem Packungspreis von über 700 Euro, die nur 0,4 Prozent der verschriebenen Medikamente ausmachen, verursachen bereits 25 Prozent der gesamten Heilmittelausgaben aus. McDonald betont, dass die Kosten für Monopolmedikamente nicht explodieren dürfen, obwohl auch zukünftig für die Patienten medizinische Fortschritte verfügbar sein sollen.

Grafik zu den Ergebnissen der Krankenkassen für 2014 und 2015. © Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger
Grafik zu den Ergebnissen der Krankenkassen für 2014 und 2015. © Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger

 

Register für hochpreisige Medikamente

Die Sozialversicherung hat ein Register für hochpreisige Medikamente eingeführt, um mit einer besseren Wirkungsabschätzung in „realtime“ und in „reallife“ Patientinnen und Patienten besser begleiten zu können. „Wir brauchen darüber hinaus Maßnahmen, um einerseits den Wettbewerb zu fördern – wo dies möglich ist – und andererseits im Bereich der hochpreisigen Monopolisten Preismechanismen, die die Versichertengemeinschaft nicht überfordern und höhere Rabatte. Verhandlungen mit der Pharmawirtschaft dazu starten noch in diesem Monat,“ fasst McDonald zusammen. Bereits Anfang Mai hat der Hauptverbandsobmann in einem Interview mit „Die Presse“ auf die Sinnhaftigkeit hingewiesen, innerhalb der EU bei Medikamenten die Einkaufsmacht zu bündeln.

 

WKÖ: Viele Hebel für eine erfolgreiche Kassensanierung

Martin Gleitsmann, der Leiter der Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) fordert eine konsequente Weiterverfolgung des eingeschlagenen Reform- und Konsolidierungskurses und regt zusätzliche Maßnahmen zur Qualitätssteigerung und Kostendämpfung an: „Wir haben viele Hebel, um die erfolgreiche Kassensanierung der letzten Jahre nachhaltig zu sichern.“ Gleitsmann verweist auf die schleppende Umsetzung der Gesundheitsreform und fordert politischen Willen: „Primärversorgungszentren sollen die Qualität der medizinischen Versorgung heben und gleichzeitig die teuren Spitalsambulanzen entlasten. Ein 24-Stunden telefon- und webbasiertes Erstberatungsservice soll Versicherten Umwege im Gesundheitssystem ersparen und gleichzeitig unnötige Kosten vermeiden. Die elektronische Gesundheitsakte ELGA soll eine bessere Behandlung ermöglichen und gleichzeitig die Kosten durch Mehrfachbefundungen, Mehrfachmedikation usw. reduzieren. Auf all das hat man sich schon geeinigt – worauf wartet man mit der Umsetzung?“

Gleitsmann betont auch die Wichtigkeit des Ausgabendämpfungspfads, der in der zweiten Jahreshälfte verhandelt wird. Darüber hinaus regt er die Fortsetzung eines Systems der finanziellen Anreize für die Kassen an, wie es der Kassenstrukturfonds geboten hat.

Fokus auf die Behandlung von chronischen Erkrankungen

Ein viel stärkerer Fokus muss künftig auf die Behandlung von chronischen Erkrankungen gelegt werden. Gleitsmann: „Österreich hinkt im Bereich der strukturierten Betreuung von chronisch erkrankten Menschen anderen Ländern um Jahre hinterher. Dabei wäre es eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Die Patienten haben weniger Folgeschäden, mehr Lebensqualität, eine höhere Lebenserwartung und das bei langfristig gerechnet geringeren Kosten für die Versichertengemeinschaft.“

Krankengeld entwickelt sich zum Kostentreiber

Von 2013 auf 2014 stiegen die Ausgaben für Krankengeld um 7,5% – mehr als für jede andere Ausgabenposition. Zum Vergleich: Medikamente erlebten einen Anstieg von 5,4%. Während andere Ausgaben moderat gestiegen sind, sind jene für Krankengeld in den letzten acht Jahren um fast 50% in die Höhe geklettert. „Hier ist eine Strategie gefordert. Österreich gibt Jahr für Jahr mehr für die Gesundheit der Bevölkerung aus, das österreichische Gesundheitssystem ist eines der teuersten der Welt und gleichzeitig explodieren die Ausgaben für Krankengeld,“ so Gleitsmann.

Quellen: APA-OTS, Presseaussendung des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträgerhttp://www.hauptverband.at
Presseaussendung der Abteilung für Sozialpolitik und Gesundheit, Wirtschaftskammer Österreich

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