Dienstag, April 16, 2024

Klimawandel verstärkt Allergie- und Asthma-Risiko

Der Klimawandel beeinträchtigt Mensch und Natur in vielerlei Hinsicht. Er hat auch negative Folgen für die Lungengesundheit und vergrößert das Allergie- und Asthma-Risiko.

Seit 2015 motiviert das renommierte Wissenschaftsjournal Lancet mit dem Lancet Commission Report zum Klimawandel internationale Forscher, die Auswirkungen des Klimawandels zu untersuchen und zu beobachten. Mittlerweile vermuten die Wissenschaftler, dass weltweit bereits 23% aller jährlichen Todesfälle – das sind fast 13 Millionen Menschen – dem Klimawandel zugeschrieben werden können. Im Zusammenhang mit der Lungengesundheit ist eine Zunahme von Allergien und Atemwegserkrankungen als eine der Auswirkungen von Temperaturanstiegen und Zunahme von Hitzewellen hier ebenfalls dokumentiert.

 

Durch den Klimawandel: zunehmende Hitzeperioden nehmen vielfältigen Einfluss auf unsere Gesundheit

„Da die Lunge ein »Umweltorgan« ist, also Umwelteinflüssen unmittelbar ausgesetzt ist, haben all diese Veränderungen großen Einfluss auf unsere Lungengesundheit“, erklärt Prim.a Ass.-Prof.in Dr.in Sylvia Hartl, Leiterin der österreichischen LEAD-Studie der Ludwig Boltzmann Gesellschaft und Vorständin der 2. Internen Lungenabteilung am Otto Wagner-Spital, Wien. Längere Wärme/Hitzeperioden führen zu höheren Pollenkonzentrationen, weil Pflanzen früher und intensiver blühen.

Auch das Einwandern und heimisch werden von neuen Pflanzen im Sinne von Mediterranisierung ist bedeutend. Darüber hinaus erreichen an heißen Tagen Schadstoffemissionen wie Ozon, Feinstaub und NOx aus Abgasen und Industrie Spitzenwerte und belasten die Atemwege, aber auch das Herz/Kreislaufsystem.

In einem kürzlich publizierten Artikel über Gesundheit und Klimawechsel (Lancet, März 2017) wird dies in Zusammenhang gesetzt und durch die Auswertung europäischer meteorologischer Daten und Gesundheitsdaten wird vorausberechnet, dass in Europa bis 2030 die Zahl der Spitalaufnahmen als Folge von Klimaeffekten von 11.000 auf 26.000 pro Jahr steigen wird.

 

Österreichische LEAD-Studie zur Lungengesundheit

Die österreichische LEAD-Studie ist eine groß angelegte, ganzheitlichen Langzeitstudie zur Lungengesundheit. Aktuelle Auswertungen zeigen, dass Allergien in Österreich sehr häufig auftreten, nämlich bei 37% aller in der Studie Untersuchten, seit 2012 haben Allergien um 13% zugenommen, was auch das Risiko stark erhöht, dass die Betroffenen Asthma entwickeln. Bereits jetzt haben knapp 15% der untersuchten Bevölkerung keine normal gesunde Lunge, besonders besorgniserregend ist, dass viele Kinder und junge Erwachsene betroffen sind.

Im Rahmen der LEAD-Studie (= Lung, hEart, sociAl, boDy) werden mehr als 11.000 Probanden im Alter von 6 bis 80 Jahren umfassend untersucht. Dabei zeigt sich, dass über die Altersgruppen hinweg Kinder und Jugendliche (12%) stärker von obstruktiven Atemwegserkrankungen betroffen sind als ältere Menschen (4,5%). In der Regel gehen wir davon aus, dass es sich in der Mehrzahl der kindlichen Lungenveränderungen um milde Erkrankungen handelt und daher wurde bisher gedacht, dass dies wenig Bedeutung für die weitere Zukunft des Kindes bzw. Jugendlichen haben wird.

Bereits bei 13% der betroffenen jungen Menschen mit kindlichen Lungenveränderungen liegen klinisch relevante Lungeneinschränkungen vor, die mittels Medikamenten nicht normalisiert werden können. Daten aus anderen Langzeitstudien weisen darauf hin, dass eine Lungenerkrankung in der Kindheit bzw. Jugend der wichtigste Wegbereiter für spätere chronische Lungenerkrankungen ist und auch dafür, andere Begleiterkrankungen zu entwickeln.

Wenn es um Asthma geht, stellen Allergien den stärksten Risikofaktor dar, krankhafte Atemnotsymptome zu entwickeln (Asthmasymptome, schwere akute Atemverschlechterungen). Hartl: „Jedoch sind die Sensibilisierungen gegen Allergene nur eine Risikoquelle für die Entwicklung von Lungenerkrankungen. Wenn nun noch andere Risikofaktoren wie z.B. Rauchen und Umweltgifte hinzukommen, addiert oder potenziert sich dies sogar und führt zu einer unabwägbaren Risikozunahme über das Lebensalter.“

Quelle:

Prim.a Ass.-Prof.in Dr.in Sylvia Hartl, https://www.ogp.at

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