Die Anwendung von Ketamin bei der Reduzierung des Drucks im Schädel könnte zur Behandlung von Hirnverletzungen bei Kindern von Vorteil sein.
Laut einer aktuell veröffentlichten Studie könnte das gängige Narkosemittel Ketamin bei der Reduzierung des Drucks im Schädel von Kindern mit traumatischen Hirnverletzungen (TBI) von Vorteil sein.
Ketamin als Narkosemittel für die Anästhesie
Der Wirkstoff Ketamin ist seit den 1960er Jahren am Markt ist. Als Narkosemittel verwendet man es seit den 1970er Jahren zur Anästhesie wird. Ketamin kommt insbesondere bei Notfällen und Operationen, die schnell durchgeführt werden müssen, zum Einsatz.
Ketamin bietet den Vorteil, dass die Wirkung schnell eintritt. Das Narkosemittel wirkt innerhalb von Minuten nach der Verabreichung, was es ideal für Notfälle und kurze Eingriffe macht. Übrigens entfaltet das Ketamin auch eine analgetische Wirkung, diese zusätzliche Schmerzlinderung kann bei bestimmten Arten von Operationen von Vorteil.
Zudem beeinträchtigt das Ketamin die Atmung des Patienten nicht so stark, was besonders bei Patienten mit Atemproblemen von Vorteil ist. Außerdem hat es auch weniger Auswirkungen auf den Blutdruck und den Herzschlag als andere Mittel für die Anästhesie. Dadurch ist es eine sichere Option für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Ketamin hat aber auch einige Nachteile. Es kann beispielsweise Halluzinationen und anderen psychischen Nebenwirkungen verursachen.
Ketamin bei Kindern mit traumatischen Hirnverletzungen
Traditionell hat man Ketamin bei Patienten mit traumatischen Hirnverletzungen nicht eingesetzt. Denn frühe Studien deuteten darauf hin, dass es den Druck im Inneren des Schädels, den sogenannten intrakraniellen Druck (ICP), erhöhen könnte. Neuere Studien haben aber etwas anderes nahegelegt.
Deswegen haben Dr. Michael Wolf vom Monroe Carell Jr. Children’s Hospital in Vanderbilt und seine Kollegen nun die Auswirkungen von Ketamin auf den intrakraniellen Druck bei Kindern auf der pädiatrischen Intensivstation mit schweren traumatischen Hirnverletzungen untersucht.
„Wir haben festgestellt, dass Ketamin den intrakraniellen Druck nicht nur nicht erhöht, sondern ihn in einigen Fällen sogar senken kann“, sagte Wolf. „Kinder mit schweren traumatischen Hirnverletzungen laufen Gefahr, zu sterben oder langfristige neurologische Beeinträchtigungen wie Schwierigkeiten beim Gehen und Sprechen zu erleiden. In den entscheidenden Tagen nach ihrer ersten Verletzung konzentrieren wir uns darauf, die anhaltenden Schäden an ihrem Gehirn zu minimieren. Wobei wir uns auf die Vorbeugung und Behandlung eines hohen intrakraniellen Drucks konzentrieren.“
„Für die Zukunft planen wir, die Wirkungen von Ketamin bei noch mehr Kindern mit traumatischen Hirnverletzungen zu untersuchen und dabei mit Kollegen aus anderen Kinderkliniken zusammenzuarbeiten“, sagte Wolf.
Literatur:
Laws JC, Vance EH, Betters KA, Anderson JJ, Fleishman S, Bonfield CM, Wellons JC 3rd, Xu M, Slaughter JC, Giuse DA, Patel N, Jordan LC, Wolf MS. Acute Effects of Ketamine on Intracranial Pressure in Children With Severe Traumatic Brain Injury. Crit Care Med. 2023 Feb 24:e005806. doi: 10.1097/CCM.0000000000005806. Epub ahead of print. PMID: 36825892.