Durch eine Interaktion mit Darmbakterien kann ein intestinales Immunsystem das Körpergewicht beziehungsweise Fettleibigkeit und Diabetes beeinflussen.
Einer Expertengruppe des Drug Research Institutes in Löwen gelang die Entdeckung eines bis dato ungeahnten Mechanismus, der intestinales Immunsystem beeinflusst. So hat letzteres, laut den aktuellen Erkenntnissen, großen Einfluss auf die Entwicklung von Fettleibigkeit und Diabetes Typ-2, infolge einer zu fettreichen Ernährung. In erfolgreicher Zusammenarbeit mit zwei französischen Arbeitsgruppen und einem Experten aus Schweden, sowie weiteren Wissenschaftern des UCL, demonstrierte das Forschungsteam von UCL Professor Patrice D. Cani den Einfluss des intestinalen Immunsystems auf die Steuerung des Energiestoffwechels.
MyD88-Inaktivierung senkt Krankheitsrisiko
Die daraus gewonnen Erkenntnisse ebnen den Weg in Richtung neuer therapeutischer Targets für die Behandlung von Fettleibigkeit und Typ-2 Diabetes. Die Wissenschafter zeigten erstmals, dass die Inaktivierung eines bestimmten Proteins des Darm-Immunsystems – das sogenannte MyD88 – die Gewichtsreduktion bei fettleibigen Personen ermöglicht bzw. erleichtert und das Typ-2 Diabetes Risiko senkt. So erzielte die Modifikation der intestinalen Immunantwort, durch die Inaktivierung des Proteins MyD88 in Darmepithelzellen, eine Verlangsamung der Diabetes-Entwicklung, eine Reduktion der durch Fettleibigkeit bedingten Entzündungen, sowie eine Stärkung der Darmbarriere. Letzteres wiederum verhindert den ungewünschten Bakterientransfer aus dem Darm in die Blutbahn.
Intestinales immunsystem – Darmflora deutlich verändert
Darüber hinaus zeigte sich, dass experimentell modifizierte Mäuse ohne MyD88 in ihren Darmepithelzellen, aufgrund einer dadurch bedingten Steigerung des Energiekonsums, zumindest teilweise vor Übergewicht geschützt waren. Zudem verfügten diese Mäuse über eine deutlich veränderte bakterielle Darmflora. Dem nicht genug, der Transfer dieser Bakterien in Mäuse mit fehlender Darmflora, ermöglichte die Übertragung dieses Schutzes.
Diese Erkenntnisse unterstreichen die Rolle des Darmimmunsystems in der Regulation der Fettspeicherung und weisen zudem auf dessen Fähigkeit hin, die Zusammensetzung der im Darm vorhandenen Bakterienflora zu modifizieren. Die Entdeckung der UCL-Experten, die kürzlich im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht wurde, bestätigt die Rolle der Darmbakterien in der Entwicklung von Übergewicht und weist zudem auf neue therapeutische Möglichkeiten hin.
Bildtext: Wissenschafter zeigten erstmals, dass die Inaktivierung eines bestimmten Proteins des Darm-Immunsystems – das sogenannte MyD88 – die Gewichtsreduktion bei fettleibigen Personen ermöglicht. © Tatiana Shepeleva / shutterstock.com