Immunseneszenz steht für eine fortschreitende Funktionsabnahme im Immunsystem durch die geringere Zahl an Immunzellen. Dies macht Impfungen bei Senioren oft weniger effektiv.
Wenn der Mensch älter wird, altert das Immunsystem mit. Bereits ab dem 50. Lebensjahr beginnt die Zahl der Immunzellen abzunehmen, und damit die Fähigkeit, Krankheitserreger abzuwehren. Diese fortschreitende Funktionsabnahme im Immunsystem, Immunseneszenz genannt, wirkt sich auch auf die Wirksamkeit von Impfungen aus. Doch da manche Impfungen speziell im Alter notwendig werden, muss man deren Effizienz verbessern. Denn beispielsweise auch auf Reisen ist ein guter Schutz gegen beispielsweise Grippe oder Gürtelrose wichtig.
Gürtelrose durch Immunseneszenz für Senioren
Besonders sicht- und spürbar wird die Immunseneszenz für Senioren, wenn diese plötzlich an einer Gürtelrose erkranken. Diese Krankheit, auch Herpes zoster genannt, ist keine Neuinfektion, sondern geht auf das Wiederaufflammen einer Windpockeninfektion zurück, die oft schon Jahrzehnte zurückliegt. „Die Viren überdauern diese lange Zeit in den sogenannten Spinalganglien in der Nähe des Rückenmarks“, erklärt Dr. Andreas H. Leischker von der Klinik für Geriatrie und Gelbfieberimpfstation Alexianer Krefeld GmbH, der das Thema auf der Pressekonferenz vertritt.
Wenn die Immunüberwachung im Alter nachlässt, können die Viren wieder aktiv werden und äußerst schmerzhafte Ausschläge und Nervenreizungen hervorrufen. Eine Gürtelrose dauert in der Regel zwei bis drei Wochen, macht Aktivitäten außer Haus unmöglich und sollte ärztlich behandelt werden. Gerade auch im Hinblick auf anstehende Urlaubsreisen sollten Senioren daher über eine Impfung nachdenken, empfiehlt Leischker. Seit rund einem Jahr stehe ein effektiver und sicherer Impfstoff zur Verfügung, der bereits ab dem 50. Lebensjahr zugelassen ist, von der Ständigen Impfkomission (STIKO) für alle über 60-Jährigen und für über 50-Jährige mit schweren Grunderkrankungen empfohlen wird und das Herpes-zoster-Risiko um über 90 Prozent reduziere.
Um diese hohe Wirksamkeit zu erreichen, wurde der neue Impfstoff mit zwei Wirkverstärkern versetzt. Diese sogenannten Adjuvanzien verstärken die Immunreaktion, können aber auch ausgeprägtere Nebenwirkungen wie Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Impfstelle mit sich bringen. Auch Müdigkeit und Kopfschmerzen sind möglich, klingen aber in der Regel innerhalb von wenigen Tagen ab. Das CRM empfiehlt Impfwilligen daher, sich nicht zu knapp vor Reiseantritt impfen zu lassen.
Mit speziell angereicherte Impfstoffe für Senioren der Immunseneszenz begegnen
Speziell angereicherte Impfstoffe für Senioren gibt es auch für die jährliche Grippeimpfung. Dabei setzen Experten entweder Adjuvanzien oder eine höhere Dosierung des Antigens ein. „Beide Strategien sind effektiv und helfen, dass auch Senioren ausreichend Abwehrstoffe gegen Grippe bilden“, sagt Leischker. Gerade Senioren, die aufgrund ihres schwächeren Immunsystems besonders häufig und besonders schwer an Grippe erkranken, bauen aus demselben Grund nur einen schwachen Impfschutz auf. Während 70 bis 80 Prozent der unter 65-Jährigen nach einer „normalen“ Influenza-Impfung ausreichend Antikörper bilden, sind es bei Älteren nur 16 bis 60 Prozent.
Hochdosierte oder mit Wirkverstärkern versehene Vakzine können diesen Anteil steigern. Allerdings seien derzeit nur trivalente Impfstoffe in einer höher dosierten oder mit Adjuvanzien versetzten Variante zugelassen, gibt Leischker zu bedenken. Die seit dieser Saison empfohlenen tetravalenten Impfstoffe, die vor vier statt nur drei Influenza-Stämmen schützen, wird es in der hochdosierten Variante für Senioren voraussichtlich erst ab 2020 geben.
Literatur:
Cunningham AL., Lal H., Kovac M. et al., Efficacy of the Herpes Zoster Subunit Vaccine in Adults 70 Years of Age or Older. N Engl J Med. 2016 Sep 15;375(11):1019-32. doi: 10.1056/NEJMoa1603800.
Quelle: CRM Centrum für Reisemedizin – www.crm.de