Freitag, April 19, 2024

Höheres Darmkrebsrisiko durch entzündungsfördernde Ernährung

Eine entzündungsfördernde Ernährung kann örtliche Entzündungen des Darms beeinflussen und so das Darmkrebsrisiko erhöhen.

Eine entzündungsfördernde Ernährung kann ganzheitliche und örtliche Entzündungen des Darms beeinflussen. Diese Entzündungen werden in der Wissenschaft schon länger mit der Entstehung von Darmkrebs assoziiert. Hinlänglich bekannt ist mittlerweile auch, dass chronische Entzündungen die Immunabwehr negativ beeinflussen können. Somit stellt sich die Frage, ob die durch entzündungsfördernde Ernährung verursachte Reizungen im Darm das Immunsystem soweit beeinträchtigen, dass die Entstehung von Darmkrebs begünstigt wird.

 

Entzündungsfördernde Ernährung und Darmkrebsrisiko: Zusammenhang untersucht

In einer aktuellen Studie wurde nun entzündungsfördernde Ernährung und Darmkrebsrisiko in Zusammenhang gebracht. Die Forscher wollten herausfinden, ob dieser Zusammenhang stärker für Tumore mit niedriger oder hoher Immunreaktion war. Dazu wurden die Daten von nahezu 125.000 Studienteilnehmern aus zwei Langzeitstudien gesammelt.

Mittels des sogenannten EDIP-Scores (Empirical Dietary Inflammatory Pattern) wurde das entzündungsfördernde Potential der Ernährung ermittelt. In einer vorausgehenden Studie wurden einzelnen Lebensmittelgruppen durch Messung verschiedener Entzündungswerte EDIP-Scores zugeordnet. Lebensmittel, die einen hohen EDIP-Score bzw. ein hohes Entzündungspotential haben, sind z. B. rotes und verarbeitetes Fleisch, raffiniertes Getreide und kohlensäurehaltige Getränke. Einen niedrigen EDIP-Score haben dagegen Bier und Wein (in geringen Mengen), Kaffee, Tee, gelbes Gemüse, Blattgemüse und Fruchtsaft. Außerdem wurden Tumorgewebeproben der Patienten auf Immun- bzw. Entzündungsreaktionen hin untersucht. Durch die gesammelten Daten konnten das Auftreten von Darmkrebs, Immunreaktionen und die Ernährung der Studienteilnehmer miteinander verglichen werden.

Aus der großen Anzahl an Teilnehmern konnten 1311 Fälle von Dickdarm- oder Enddarmkrebs mit verfügbaren Gewebeproben dokumentiert werden. Es konnte ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem EDIP-Score und dem Risiko für Darmkrebs gefunden werden. Dabei war ein hoher EDIP-Score (großes Entzündungspotential durch die Ernährung) mit einem erhöhten Risiko für Darmtumore verbunden, die keine Immunantwort im Tumorgewebe zeigten. Dies galt nicht für das Risiko von Tumoren mit mittleren oder starken Immunreaktionen im Gewebe.

 

Fazit. Die Studienergebnisse veranschaulichen deutlich, dass eine entzündungsfördernde Ernährung vor allem mit einem höheren Risiko für jene Formen von Darmkrebs, die nur eine geringe Immunreaktion hervorrufgen, assoziiert ist. Dabei könnten die ernährungsbedingten Entzündungen möglicherweise zur Entstehung von Darmkrebs beitragen, indem die anpassungsfähige und gegen Tumore gerichtete Immunantwort unterdrückt wird.

Literatur:

Liu L, Nishihara R, Qian ZR, Tabung FK, Nevo D, Zhang X, Song M, Cao Y, Mima K, Masugi Y, Shi Y, da Silva A, Twombly T, Gu M, Li W, Hamada T, Kosumi K, Inamura K, Nowak JA, Drew DA, Lochhead P, Nosho K, Wu K, Wang M, Garrett WS, Chan AT, Fuchs CS, Giovannucci EL, Ogino S. Association Between Inflammatory Diet Pattern and Risk of Colorectal Carcinoma Subtypes Classified by Immune Responses to Tumor. Gastroenterology. 2017 Dec;153(6):1517-1530.e14. doi: 10.1053/j.gastro.2017.08.045. Epub 2017 Sep 1.

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