Mittwoch, Mai 1, 2024

Mit Ultraschall bei Trastuzumab-Therapie Nebenwirkungen auf das Herz überwachen

Derzeit überwacht man Patientinnen mit Brustkrebs und Trastuzumab-Therapie dreimonatig mit dem Herz-Ultraschall, um Nebenwirkungen rechtzeitig zu erkennen.

Bei einer Strahlentherapie und beim Einsatz bestimmter Medikamente wie Trastuzumab können Nebenwirkungen den Herzmuskel schädigen mit der Folge einer Einschränkung der Herz-Pumpleistung. Je geringer bei einer Patientin die Ausgangspumpfunktion und je größer ihr Abfall bis zur ersten Kontrolle nach drei Monaten war, desto höher ist das Einjahres-Risiko für eine Herzschädigung. Deswegen sollte man derzeit Patientinnen mit Brustkrebs und Trastuzumab-Therapie alle drei Monate mittels Herzultraschall überwachen. Das sind die Ergebnisse einer Studie der Medizinischen Universität Graz. Anhand der Ergebnisse sei zu überlegen, ob Kontrollintervalle je nach dem echokardiographischen Risikoprofil adaptiert werden sollten, um bleibende Schäden mit der Folge einer Einschränkung der Pumpleistung möglichst früh zu erkennen, zu verhindern bzw. zu begrenzen.

 

Dreimonatiger Herzultraschall bei Brustkrebs-Therapie mit Trastuzumab

Unser Ziel ist es, in allen Fällen eine potentielle Beeinträchtigung des Herzmuskels durch die gut wirksame krebsspezifische Therapie mit Trastuzumab möglichst rasch zu erkennen und darauf reagieren zu können, um bleibende Schäden mit der Folge einer Einschränkung der Pumpleistung zu verhindern bzw. zu begrenzen. Denn Strahlentherapie und bestimmte Medikamente wie Trastuzumab bergen das Risiko der Schädigung des Herzmuskels mit der Folge einer Einschränkung der Pumpleistung.

Eine Grazer Studie wertete deshalb 1.136 Herzultraschälle von 185 Frauen aus, die an einem lokal begrenzten HER2neu+ Brustkrebs erkrankt waren. Das Ergebnis: Je geringer die Ausgangspumpfunktion und je größer ihr Abfall bis zur ersten Kontrolle nach drei Monaten war, desto höher ist das Einjahres-Risiko für eine Herzschädigung.

Derzeit werden Brustkrebspatientinnen mit Trastuzumab-Therapie alle drei Monate mittels Herzultraschall überwacht. Anhand unserer Ergebnisse ist zu überlegen, ob Kontrollintervalle je nach dem echokardiographischen Risikoprofil adaptiert werden sollten.

 

HER2neu Rezeptor und Herzmuskelzellen

Der Hintergrund der Grazer Studie: Für Patientinnen, deren Tumor das Merkmal HER2neu+ trägt, gibt es eine spezifische Antikörpertherapie (Trastuzumab), die speziell an den HER2neu Rezeptor am Tumor bindet und sein Wachstum einschränkt. Zu einem gewissen Teil befindet sich dieses Merkmal auch an den Herzmuskelzellen, wodurch der Antikörper auch hier wirken und die Herzfunktion einschränken kann. Daher wird bei Patientinnen, die diese Form der Therapie erhalten, die Pumpfunktion des Herzens mittels Herzultraschall kontrolliert. Als normale Herzleistung wird ein Wert zwischen 55 und 75 Prozent gewertet. Als herzschädigend durch die krebsspezifische Therapie ist ein Rückgang auf einen Wert von 10 Prozent unter 50 Prozent definiert. Das Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob sich schon vor dem Erreichen eines solchen Wertes im Ultraschall Hinweise für eine drohende Einschränkung der Pumpfunktion zeigen.

Dafür haben die Forscher retrospektiv 1.136 Herzultraschälle von 185 Frauen ausgewertet, die an einem lokal begrenzten HER2neu+ Brustkrebs erkrankt waren. Die Ultraschälle fanden alle 3 Monate während der 12-monatigen Therapie, sowie 6 bis 12 Monate danach statt. Der ECOG performance status, eine Skala, die den Einfluss der Erkrankungen auf die Lebensqualität ausdrückt, war durchwegs null. Die Frauen waren also durch ihre Erkrankung nicht in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. 59 beziehungsweise 67 Prozent der Tumoren wiesen zusätzlich zum Merkmal HER2neu Progesteron- bzw. Östrogenrezeptoren auf. 148 Frauen (80%) erhielten zusätzlich zur medikamentösen Therapie eine Strahlentherapie. Die mediane Ausgangspumpfunktion war 64 Prozent.

 

Durch Nebenwirkungen der Trastuzumab-Behandlung nahm die Herz-Pumpfunktion ab

Von 185 Patientinnen erlitten 19 (10%) eine Einschränkung der Herzleistung. Die durchschnittliche Zeit bis zum Eintreten der Schädigung betrug 6,7 Monate, die Abnahme der Pumpfunktion 18 Prozent. Statistisch berechnete man das Einjahres-Risiko für eine Herzschädigung. Es lag bei 7,6 Prozent bei Patientinnen mit einem Herzleistungswert von größer/gleich 60 Prozent (150 Patientinnen). Und 24,5 Prozent bei jenen mit einem Ausgangswert kleiner/gleich 60 Prozent (35 Patientinnen).

Während der Behandlung nahm die Pumpfunktion bei jenen Frauen, die schlussendlich eine Schädigung erlitten, deutlich rascher ab, als bei jenen, deren Herzleistung nicht unter den Grenzwert fiel (1,3% pro Monat bzw. 0,1% pro Monat). Je mehr die Pumpfunktion pro Monat abnahm, desto höher war das Risiko einer Schädigung. Und zwar war es pro 0,1%/monatliche Abnahme um 2,50-fach erhöht. Und es war ums 1,7-fache pro 5% absoluter Abnahme von der Ausgangsfunktion bis zur ersten Kontrolle erhöht. 36 Patientinnen (19%) fielen um mindestens 5 Prozent des ursprünglichen Wertes bis zur ersten Kontrolle ab (frühe Funktionsabnahme).

Das 1-Jahres-Risiko für eine Herzschädigung betrug 6,8% für jene ohne frühe Abnahme der Pumpfunktion und einem Ausgangswert von größer/gleich 60% (117 Patientinnen). Weiter 15,7% bei jenen mit einer frühen Abnahme und einem Ausgangswert von kleiner 60 Prozent (65). Und sie war mit 66,7% am höchsten bei jenen, die zu Beginn eine Pumpfunktion unter 60% hatten. Und die bis zur ersten Kontrolle um 5% oder mehr abnahmen.


Quellen:

Europäischer Kardiologiekongress (Paris) – ESC 2019; P6237. Clinical utility of echocardiographic left-ventricular ejection fraction monitoring for cardiotoxicity risk assessment in patients with HER2+ early breast cancer undergoing trastuzumab-based therapy.

Österreichische Kardiologengesellschaft

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