Donnerstag, März 28, 2024

Glaukom-Chirurgie, um den Augeninnendruck zu regulieren

Mit minimalinvasiver Glaukom-Chirurgie den Augeninnendruck regulieren, um einen weiteren Schaden an den Sehnervenfasern zu vermeiden.

Der hauptsächliche und bislang einzige beeinflussbare Risikofaktor für das Voranschreiten eines Glaukoms ist ein zu hoher Augeninnendruck. Diesen kann man meistens mittels Anwendung von Augentropfen so weit regulieren, dass keine weitere Verschlechterung auftritt. Wenn sich trotz der Therapie eine Verschlechterung zeigt, die Augentropfen nicht regelmäßig angewendet werden können oder sich Nebenwirkungen wie Augenrötungen einstellen, ist ein chirurgisches Vorgehen notwendig. Hier haben sich in den letzten Jahren neue Möglichkeiten eröffnet, speziell Verfahren der minimalinvasiven Glaukom-Chirurgie, um den Augeninnendruck zu regulieren und einen weiteren Schaden an den Sehnervenfasern zu vermeiden.

Hier ist zu unterscheiden zwischen Verfahren, die in verschiedenen Erkrankungsstadien durchgeführt werden. Im frühen Stadium ist vorwiegend nur eine geringere Augeninnendrucksenkung notwendig. Hier zeigen Kammerwinkel-chirurgische Verfahren, wie die Implantation eines Stents in den Abflusskanal zur Überbrückung des Widerstandes beim Einströmen in diesen Kanal, Erfolg versprechende Ergebnisse. Diese werden typischerweise im Rahmen von Grauen-Star-Operationen mit durchgeführt und führen zu einer Augeninnendrucksenkung von etwa 20 Prozent.

 

Glaukom-Chirurgie mit Trabekulektomie und Shunt-Verfahren

Beim Glaukom degenerieren die Sehnervenfasern, die das Sehsignal von der Netzhaut zum Gehirn fortleiten. In der Folge kommt es zu einer Aushöhlung des Sehnervenkopfes und zu Gesichtsfelddefekten, die insbesondere im Anfangsstadium von den meisten Patienten nicht bemerkt werden. Daher ist eine regelmäßige Untersuchung zur Früherkennung besonders wichtig.

Wenn die Glaukomerkrankung bereits fortgeschrittener ist oder ein hoher Augeninnendruckwert vorliegt, bieten sich Shunt-Verfahren an. Hier wird ein neuer Abflusskanal aus der vorderen Augenkammer unter die Bindehaut über die Implantation eines „Schläuchleins“ (Shunt) mit einem Durchmesser von 45 bis 72 Mikrometer erzielt. Neuere Studien zeigen gleichwertige Ergebnisse bei hohem Augeninnendruck, verglichen mit dem gängigen Verfahren der Trabekulektomie. Diese wurde in den vergangenen 50 Jahren schrittweise weiterentwickelt und stellt noch heute das Referenzverfahren dar.

Eine Trabekulektomie scheint insbesondere bei niedrigem Zieldruck oder bei einem Normaldruckglaukom den Shunt-Verfahren überlegen zu sein.

 

Paul-Glaukom-Drainage-Implantate

Für Glaukom-Erkrankungen mit schwieriger Ausgangslage nach Voroperationen oder seltenen Formen hat man ein neues Schlauchimplantat, das Paul-Glaukom-Drainage-Implantat, entwickelt. Es leitet das Kammerwasser aus der vorderen Augenkammer über eine Silikonplatte in die Augenhöhle ab. Hierzu wurde im Vergleich zu vorherigen Ventil-Implantaten der Schlauch deutlich verkleinert, sodass meist weniger Komplikationen durch Hornhautveränderungen auftreten. Gleichzeitig ist nach unseren klinischen Erfahrungen eine ähnlich gute Augeninnendrucksenkung zu erwarten wie beim Ahmed- oder Baerveldt-Implantat.

 

Behandlung der jüngsten Glaukom-Patienten

Auch bei der Behandlung unserer kleinsten Glaukom-Patienten, der neugeborenen Kinder mit angeborenem Grünem Star, gibt es Neuerungen in der chirurgischen Versorgung. Während in den vergangenen Jahrzehnten eine Eröffnung des Abflusskanals entweder von innen mit einem Messer oder von außen mittels einer Sonde erfolgte, zeigt die Katheter-assistierte 360-Grad-Trabekulektomie in ersten Studien bessere Ergebnisse als die älteren Verfahren.

Hierzu wird von außen ein blinkender Katheter in den 121 Mikrometer großen Schlemm-Kanal eingeführt und hierüber zirkulär der Kanal eröffnet. Eine kürzlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft genehmigte Studie wird nun näher betrachten, inwieweit dieses neue Verfahren den älteren Verfahren überlegen ist und welche Unterformen des Glaukoms hiervon besonders profitieren.


Quelle:

Bessere Behandlungsmöglichkeiten durch neue chirurgische Verfahren beim Grünen Star. Professor Dr. med. Alexander K. Schuster, Professor für ophthalmologische Versorgungsforschung an der Universitäts-Augenklinik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Stiftung Auge, Mai 2023.

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