Donnerstag, April 25, 2024

Schmetterlingskrankheit: Epidermolysis bullosa kann Hautkrebs, Stachelzellkrebs, fördern

Epidermolysis bullosa, eine schwere Form der Schmetterlingskrankheit, kann das Wachstum von Hautkrebs, geneuer von Stachelzellkrebs, begünstigen.

Unter dem Strich erkranken neun von zehn der Menschen mit der Hautkrankheit rezessive Epidermolysis bullosa dystrophica (RDEB), einer schweren Form der Schmetterlingskrankheit, an Stachelzellkrebs, einer Art von Hautkrebs. Und zwar bis zu ihrem 55. Lebensjahr. Wobei 80 Prozent dieser Patienten wiederum innerhalb von fünf Jahren versterben.

Freiburger Forschende haben unlängst neue Erkenntnisse dazu gewonnen, wie die schwere Form der Schmetterlingskrankheit, Epidermolysis bullosa, mit Hautkrebs beziehungsweise Stachelzellkrebs zusammenhängt. Sie untersuchten auch mögliche molekulare Mechanismen, die dazu führen, dass sich der Stachelzellkrebs, Stachelzell-Tumor, bei Epidermolysis bullosa-Patientinnen und -Patienten besonders aggressiv verhält. Außerdem hat das Forscherteam neue Angriffspunkte entdeckt, an denen Medikamente ansetzen könnten.

 

Epidermolysis bullosa genetisch bedingt

Die Schmetterlingskrankheit Epidermolysis bullosa ist genetisch bedingt. Die Haut der Betroffenen reagiert empfindlich auf kleine Verletzungen oder Reibung, ähnlich wie die Flügel eines Schmetterlings. Die Betroffenen leiden unter ihrer leicht verletzlichen Haut, die zudem oft Blasen bildet. Epidermolysis bullosa ist eine schwere Form der Schmetterlingskrankheit. Häufig entwickeln Epidermolysis bullosa-Patienten beispielsweise auch chronische Wunden, die nicht heilen, und die Finger und Zehen wachsen zusammen.

Als Ursache der Hautkrankheit gilt das mutierte Gen COL7A1. Dieses enthält normalerweise den Bauplan für das Protein Collagen VII, dass dabei hilft, die beiden Hautschichten Epidermis und Dermis – die Oberhaut und die Lederhaut – zu verbinden. Bei Epidermolysis bullosa-Patienten ist Collagen VII nicht vorhanden, wodurch die Haut brüchig wird.

 

Molekularen Mechanismen, die Stachelzellkrebs bei Epidermolysis bullosa-Patienten begünstigen

Über die molekularen Mechanismen, die dem Stachelzell-Tumor bei Epidermolysis bullosa-Patienten zugrunde liegen, war bislang wenig bekannt. Die Freiburger Forscher haben herausgefunden: Stachelzellkrebs schreitet bei Epidermolysis bullosa-Patienten schnell fort, weil die vielen und häufigen Verletzungen deren Lederhaut verändern. Die Menge der so genannten pro-fibrotischen Wachstumsfaktoren – bestimmter Proteine – erhöht sich, was die Dermis steif macht. In dieser Umgebung können sich die Tumorzellen gut verbreiten.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben zudem gezeigt, bei welchen Angriffszielen neue Medikamente ansetzen könnten. Wirkstoffe, die den Wachstumsfaktor TGF-beta hemmen, mindern zum Beispiel die Steifheit der Dermis sowie das Wachstum der Krebszellen. Somit könnten diese Erkenntnisse dabei helfen, zukünftig neue therapeutische und vorbeugende Maßnahmen zu entwickeln. Und zwar um zu verzögern oder zu verhindern, dass sich Tumore bei Patienten mit Epidermolysis bullosa ausbreiten.


Literatur:

Mittapalli VR, Madl J, Löffek S, et al. Injury-Driven Stiffening of the Dermis Expedites Skin Carcinoma Progression. Cancer Res. 2016;76(4):940‐951. doi:10.1158/0008-5472.CAN-15-1348

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