Montag, September 30, 2024

Eierstocktransplantation möglich machen

Die Eierstocktransplantation könnte in Zukunft möglich sein, das zeigen erste vielversprechende Ergebnisse einer internationalen Studie unter Leitung der MedUni Wien.

Etwa ein Prozent aller Frauen weltweit leidet an vorzeitigem Versagen der Eierstöcke. Die Gründe dafür sind mannigfaltig: Chemotherapien wegen einer Krebserkrankung können den Eierstöcken irreversibel schaden, und durch die Fortschritte der modernen Krebstherapie ist die Zahl an jungen überlebenden Patientinnen steigend. Die zum Teil sehr jungen Frauen werden verfrüht in den hormonellen Wechsel versetzt. Andere Gründe für eine verfrühte Menopause sind genetische Erkrankungen, in den meisten Fällen kann aber keine Ursache eruiert werden. Nun ist es einem internationalen Forscherteam unter Leitung der MedUni Wien erstmals im Tiermodell gelungen, eine Eierstocktransplantation von Individuum zu Individuum durchzuführen, wodurch auch wieder ein Monats-Zyklus gestartet werden konnte.

 

Allogene Eierstocktransplantation

„Durch die verfrühte Menopause kann einerseits ein sehnlicher Kinderwunsch nicht erfüllt werden, andererseits kann durch den entstehenden Hormonmangel eine Osteoporose oder andere Menopausenkomplikationen frühzeitig ausgelöst werden“, erklärt Michael Feichtinger, Erstautor der Studie von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien. Weiters sind der international bekannte Experte im Bereich der Fertilitätserhaltung, Samuel Kim von der University of Kansas, School of Medicine, und Mats Brännström von der Universität Göteborg beteiligt. Letzterem war im Herbst 2014 die weltweit erste Serie erfolgreicher Gebärmuttertransplantationen gelungen.

Im Tiermodell wurde nun versucht, erstmals eine allogene Eierstocktransplantation (von einem Individuum zum anderen) durchzuführen – und zwar unter Zuhilfenahme einer neuen Immunsuppression namens PIF (preimplantation factor). Das wurde am Institut der Weltgesundheitsorganisation WHO, dem Institute of Primate Research in Nairobi (Kenia), bei zwei Pavianen durchgeführt. Vor und nach der Transplantation wurden sie mit PIF behandelt. Das Ergebnis: Bei einem der Tiere war die Transplantation erfolgreich, ein funktionierender Monats-Zyklus wurde angestoßen – beim anderen blieb dieser Erfolg allerdings aus.

Feichtinger: „Dennoch ist die Studie vielversprechend. Auf Basis dieser Ergebnisse scheint eine erfolgreiche Eierstocktransplantation in der Zukunft möglich. Außerdem konnte gezeigt werden, dass die neue Immunsuppression PIF ohne Nebenwirkungen gut funktioniert, das könnte Einsatzgebiete auch bei anderen Transplantationen eröffnen.“ Mit weiteren Studien soll gezeigt werden, welche Faktoren exakt wichtig sind, um die Transplantation erfolgreich gestalten zu können.

Die Ergebnisse dieser Studie wurden auf dem weltgrößten Reproduktionskongress in Salt Lake City Ende Oktober vorgestellt. Der Vortag von Michael Feichtinger war einer von sechs „Late Breaking Abstracts“ und fand unmittelbar vor jenem statt, den John Zhang zu seiner Aufsehen erregenden Technik der „Drei-Eltern-Methode“, bei der der Zellkern einer Eizelle in eine entkernte Spender-Eizelle transferiert wurde, hielt. Erst Ende April war auf diese Weise ein Bub geboren, der aus zwei verschiedenen Eizellen entstammt.

Literatur:
„Allogene Transplantation of Ovarian Tissue with Sole Use of Novel Immunomodulator, Preimplantation Factor (PIF), Restored Ovarian Function in Baboons.“ M. Feichtinger, E.R. Barnea, A. Nyachieo, M. Brannström, S. Kim.

Die Studie wurde finanziert vom Medizinisch-wissenschaftlichen Bürgermeisterfonds der Stadt Wien und dem Wunschbaby Institut Feichtinger Wien.

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