Mittels telemedizinischem EEG-Monitoring können Patienten mit Epilepsie auch in Regionen mit geringer Facharztdichte besser betreut werden.
Etwa 0,6 % der Bevölkerung, weltweit laut WHO 50 Millionen Menschen, sind von einer Epilepsie betroffen. Die Differenzialdiagnose und die individualisierte Therapie epileptischer Syndrome erfordern in vielen Fällen eine spezialisierte, neurologisch-epileptologische bzw. neuropädiatrisch-epileptologische Expertise. Diese ist an zertifizierten Epilepsiezentren (s. www.dgfe.org) vorhanden, in vielen Regionen mit geringer Facharztdichte aber nicht flächendeckend verfügbar. Hinzu kommt, dass Epilepsiepatienten z. B. durch fehlende Fahreignung oder ihre Komorbidität in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Folgen sind eine verspätete oder verfehlte Diagnosestellung, Unter- und Fehlbehandlung – in der Summe also eine therapeutische Lücke, bei deren Schließung telemedizinische Ansätze wie EEG-Monitoring helfen könnten.
EEG-Monitoring ohne standardisierte Formate
Neben Anamnese und neurologischem Befund spielen in der Differenzialdiagose von Epilepsien vor allem Kernspintomografie (MRT) und Elektroenzephalografie (EEG) eine wichtige Rolle, wobei Laienvideos von Anfällen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Während die digitale Übertragung von Bilddatensätzen (CT/MRT) und die interkollegiale Videotelemetrie als technisch bewältigt und vor allem in telemedizinischen Schlaganfallnetzwerken vielfach erprobt sind, steht die telemedizinische epileptologische Versorgung noch am Anfang und besonders die telemedizinische Aufzeichnung, Übermittlung und Befundung von EEG erfahren initiale Anwendungen. Problem ist auch, dass es verschiedenste Formate zu EEG-Monitoring gibt und eine standardisierte Ablage z. B. im DICOM- Format derzeit noch nicht möglich ist. Daher stehen auswärts erhobene EEG-Befunde oft nicht für eine standardisierte und qualitativ ausreichende Nachbefundung zur Verfügung.
Vor diesem Hintergrund versuchen verschiedene innovative Projekte, EEG-Monitoring und epileptologische Experise in der Fläche verfügbar zu machen. Ziel ist es, verschiedene im Anwendungsalltag auftretende technische, fachliche und administrative Probleme zu erfassen und die gewählten Lösungsansätze zu analysieren, um rasch eine praktikable Standardlösung mit einheitlicher Qualitätssicherung zu erhalten. Auch die International Federation für Clinical Neurophysiology befasst sich mit der Speicherung von EEG-Monitoring-Daten im DICOM-Format.
Quelle:
Statement » Besser betreut bei Epilepsie mit EEG-Monitoring aus der Ferne « von Professor Dr. med. Felix Rosenow, Leitung Epilepsiezentrum, Zentrum für Neurologie und Neurochirurgie, Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Frankfurt im Rahmen der 62. wissenschaftlichen Jahrestagung der DGKN.