Donnerstag, September 19, 2024

Autoimmune Lebererkrankungen – aktuelle Leitlinie zur Therapie

Die neue Leitlinie für Autoimmune Lebererkrankungen soll Diagnose und Therapie fördern, verbessern und schließlich auch praxisorientierte Hinweise bieten.

Sehr oft wird hinter einer chronischen Lebererkrankung schnell ein Alkoholmissbrauch oder ein Virusinfekt als Ursache vermutet. In bis zu 20 Prozent der Fälle handelt es sich bei chronischen Entzündungen der Leber (Hepatitis) oder der Gallengänge (Cholangitis) jedoch um Autoimmunkrankheiten. Und die gehen dann auf eine Fehlsteuerung des Immunsystems zurück. Trotz Kenntnisse zu den grundlegenden immunologischen Prozesse wissen Ärzte wenig darüber, wann schließlich eine Leberschädigung beginnt. Dabei sollte man die Diagnose Autoimmune Lebererkrankungen so früh wie möglich stellen, um sofort mit der Therapie beginnen zu können. Hierzu soll die Leitlinie Autoimmune Lebererkrankungen der DGSV Ärzte wichtige Unterstützung bieten.



 

Leitlinie Autoimmune Lebererkrankungen der DGSV

Aber die oft notwendige lebenslange medikamentöse Therapie kann erhebliche Nebenwirkungen verursachen. Deshalb müssen Ärzte die Behandlung mitunter sorgfältig abwägen. In der aktuellen Leitlinie Autoimmune Lebererkrankungen haben Wissenschaftler den neuesten Erkenntnisstand zusammengefasst. Das soll die Diagnose Autoimmune Lebererkrankungen sowie auch die Therapie fördern und verbessern sowie praxisorientierte Hinweise zu geben. Die Leitlinie Autoimmune Lebererkrankungen wird übrigens von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) herausgegeben.

„ Autoimmune Lebererkrankungen stellen Kliniker vor diagnostische und therapeutische Herausforderungen“, sagt Professor Dr. med. Christian P. Strassburg, Direktor am Universitätsklinikum Bonn und einer der Koordinatoren der aktuellen Leitlinie.

Denn die Erkrankungen, zu denen unter anderem die autoimmune Hepatitis (AIH), die primär biliäre Cholangitis (PBC) und die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) zählen, verursachen oft über lange Zeit hinweg keine, oder nur sehr unspezifische Symptome wie Müdigkeit oder Juckreiz.

 

Autoimmune Lebererkrankungen oft spät erkannt

Oft erkennt man Autoimmune Lebererkrankungen deshalb erst in einem fortgeschrittenen Stadium. Und dass kan dann ungünstige Folgen für Verlauf und Prognose haben. Die neue Leitlinie Autoimmune Lebererkrankungen widmet sich daher ausführlich der Diagnose. Wobei man die im Fall der PBC mit recht hoher Spezifität über den Nachweis von Autoantikörpern im Blut des Patienten stellen kann. Zudem sind es fast immer auch auffallende Blutwerte, die zufällig zur Entdeckung der Erkrankungen führen.

Um zu einer sicheren Diagnose zu gelangen, empfiehlt die Leitlinie Ärzten immer auch – je nach Erkrankung – das klinische Bild, Ultraschallbefunde, spezifische Bildgebung und, bei Verdacht auf AIH, auch eine Leberbiopsie vorzunehmen. Bei PBC oder PSC muss die Leberbiopsie zur Sicherung der Diagnose nur in Zweifelsfällen durchgeführt werden.



 

Autoimmune Hepatitis

Bei Patienten mit voranschreitender autoimmuner Hepatitis muss das Immunsystem konsequent zum Beispiel mit Kortikosteroiden gebremst werden, um die Leber zu schützen. „Diese Therapie ist lebensnotwendig, kann aber mit starken Nebenwirkungen einhergehen“, sagt Professor Dr. med. Christoph Schramm vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der ebenfalls federführend an der Erstellung der Leitlinie beteiligt war. Hier müsse eine Abwägung stattfinden.

Während andere nationale Leitlinien – etwa in den USA und Großbritannien, aber auch die aktuelle Leitlinie der europäischen Lebergesellschaft (EASL) – empfehlen, unterhalb bestimmter Entzündungswerte auf die Gabe von Kortikosteroiden zu verzichten, nennt die DGVS-Leitlinie keine konkreten Grenzwerte.

„Es ist im Sinne des Patienten in diese Entscheidung auch andere Risikofaktoren, wie etwa das Alter oder histologische Veränderungen, einzubeziehen“, so Schramm. Ärzte sollten eine Kortikosteroidgabe auch bei neu diagnostizierten Patienten mit niedrigen Entzündungswerten in Betracht ziehen.

So könnten sich mögliche Krankheitsschübe zunächst einmal verhindern lassen. Und zwar, bis man den zeitlichen Verlauf und die Dynamik der AIH bewerten zu können. Oder aber auch bie eine Remission erreicht wird und man auf andere immunsupprimierende Strategien wechseln kann, die dann auch weniger Nebenwirkungen verursachen. In jedem Fall sollte der Verlauf der Lebererkrankung lebenslang engmaschig kontrolliert werden.

 

Besondere Patientengruppen

Die Leitlinie befasst sich ausführlich auch mit speziellen Patientengruppen mit autoimmunen Lebererkrankungen, wie etwa Kindern oder Schwangeren, und mit den Besonderheiten, die bei diesen zu beachten sind. Daneben befasst sie sich mit Impfungen bei Autoimmunerkrankungen und der eventuell notwendigen Lebertransplantation.

Eine besondere Herausforderung stellen Patienten dar, bei denen die bevorzugte erste Behandlungsoption nicht greift und die deshalb individualisierte Behandlungsansätze benötigen. Jedenfalls sollte man solche Patienten wenn möglich stets in Kooperation mit spezialisierten Zentren therapieren, empfehlen die Autoren der aktuellen Leitlinie Autoimmune Lebererkrankungen.




Quelle:

Die neue Leitlinie Autoimmune Lebererkrankungen fasst den aktuellen Stand der Wissenschaft zusammen und soll als praktische Hilfe für die Diagnostik und Therapie der Autoimmunen Lebererkrankungen dienen. Die Leitlinie ist unter https://www.dgvs.de/wissen-kompakt/leitlinien/leitlinien-der-dgvs/autoimmune-lebererkrankungen/ abrufbar.

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