Ein wirksames Patient Blood Management kann die Patientensicherheit vor der OP steigern. Hier ist die Anämie-Behandlung bei Eisenmangel ein gutes Beispiel.
Im Grunde genommen unterschätzt man allseits die Anämie – der Blutarmut. Obwohl jeder vierte Mensch weltweit darunter leidet und man von einer unterschätzten Volkskrankheit sprechen kann. Wobei in fast der Hälfte der Blutarmut-Fälle ein Eisenmangel dafür verantwortlich ist. Schließlich kann hier eine adäquate Anämie-Behandlung vor allem auch das stark erhöhte Risiko von chirurgischen Eingriffen bei Blutarmut deutlich entgegenwirken.
Blutarmut bringen ein sehr viel höheres Operationsrisiko
Unter dem Strich haben Menschen, die schon vor einem chirurgischen Eingriff unter Blutarmut leiden, ein sehr viel höheres Operationsrisiko. Beispielsweise ist etwa bei nicht-herzchirurgischen Eingriffen in dieser Blutarmut-Patientengruppe das Risiko für Infektionen nahezu um das Doppelte erhöht. Allerdings steigern vor allem auch Nierenschädigungen das Risiko sogar um das Vierfache.
Darüber hinaus brauchen anämische Patienten fünfmal mehr Bluttransfusionen. Dabei ist das nicht nur aufwändig, sondern bringt auch weitere Risiken. Bei großen Eingriffen, bei denen es zu hohem Blutverlust kommt, haben Patienten mit einer leichten Anämie ein 5-faches Sterblichkeitsrisiko. Dazu zählt beispielsweise das Einsetzen eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenks. Übrigens steigt bei schwerer Blutarmut steigt das Risiko sogar auf das 13-fache.
Komplikationen durch eine adäquate Anämie-Behandlung drastisch senken
Ungeachtet all dieser Tatsachen gibt es für den Risikofaktor Anämie viel zu wenig Problembewusstsein. Deswegen muss man umfassend darüber informieren, dass man einen etwaigen Eisenmangel auf jeden Fall vor einer Operation diagnostiziert und gegebenenfalls eine ausreichende Anämie-Behandlung einleitet. Wobei das weder kompliziert noch langwierig ist. Denn eine intravenöse Eisengabe macht beispielsweise anämische Eisenmangel-Patienten binnen zwei Wochen fit für die Operation und trägt wesentlich zur besseren Patientensicherheit bei.
Literatur:
Meybohm et al. Patient Blood Management. Stand der aktuellen Literatur. Chirurg 2016; 87: 40-46
Fowler et al. Meta-analysis of the association between preoperative anaemia and mortality after surgery. Br J Surg. 2015; 102(11): 1314-1324
Beattie et al. Risk Associated with Preoperative Anemia in Noncardiac Surgery. Anesthesiology 2009; 110(3): 574-581
Quelle:
Statement » Immer mehr Sicherheit für Europas Patientinnen und Patienten: Anämie-Behandlung vor OPs und Big Data im OP können Risiko drastisch senken. « Univ.-Prof. Dr. Dr. Kai Zacharowski, President-Elect der European Society of Anaesthesiology (ESA). Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Universitätsklinikum Frankfurt. Europäischer Anästhesiekongress Euroanaesthesia 2019, Juni 2019 in Wien