Samstag, September 23, 2023

Pflanzliche Stoffe als Zuckerersatz versüßen den Menschen seit Jahrtausenden das Leben

Honig, diverse Kräuter und konzentrierte Fruchtsäfte als Zuckerersatz-Stoffe ermöglichten den Menschen seit Jahrtausenden, ihre Speisen zu süßen.

Bevor Menschen entdeckten, wie man Zucker aus Pflanzen isolieren kann, verwendeten sie verschiedene natürliche Zuckerersatz-Stoffe. Dazu gehörten beispielsweise Honig, bestimmte Pflanzen sowie konzentrierte Fruchtsäfte, mit denen sie ihre Nahrungsmittel süßten.

Der Anbau von Zuckerrohr begann um 8000 v.Chr. Erst vor gut 200 Jahren wird die Zuckerrübe zum ernstzunehmenden Konkurrenten des süßen Rohrs. Bis heute wird der Bedarf an Zucker in Europa vor allem aus Zuckerrüben gestillt. Wer weniger Zucker konsumieren möchte oder an Diabetes leidet, findet im Pflanzenreich einige alternative Zuckerersatz-Stoffe.



 

Süssholz (Glycorrhiza glabra) – einer der bekanntesten der Zuckerersatz-Stoffe

Schon im Mittelalter wurde aus der Süssholz-Wurzel ein Extrakt gewonnen, der als schleimlösende Substanz in pflanzlichen Heilmittel verwendet wurde und aus dem sich Lakritze hergestellt wurde. Dabei besitzt Süssholz den natürlichen Süßstoff Glycyrrhizin und besitzt die 50-fache Süßkraft von Rohrzucker (Saccharose).

 

Stevia oder Süßblatt (Stevia rebaudiana)

In Paraguay süßt man seit langer Zeit den Matetee mit den Blättern der Stevia-Pflanze. Diese enthalten das Glykosid Steviosid und ist 300mal süßer als Zucker. Zuckerersatz-Stoffe mit Stevia sind kalorienfrei und eignen sich auch sehr gut für Diabetiker. Stevia war lange Zeit nicht in der EU zugelassen, doch aber seit 2011 als Zusatzstoff E960. Schließlich ist Stevia eine frostempfindliche Pflanze, die jedoch sehr gut im Sommer auf der Terrasse und im Winter auf dem Fensterbrett gedeiht. Jedenfalls ist sie eine wahre Freude für jeden Hobbygärtner.

 

Aztekisches Süßkraut (Lippia dulcis)

Dieses kriechende Kräutlein stammt aus Mittelamerika und enthält den natürlichen Süßstoff Hernandulcin, der sehr intensiv riecht und schmeckt. Der Süßstoff wird nur in heißer Flüssigkeit freigesetzt und daher eignet sich das Kraut zum Süßen von Tee. Zum Kultivieren eignet sich diese Pflanze gut, sie ist mehrjährig aber frostempfindlich. An warmen Tagen duften die kleine Blüten intensiv nach Honig.

 

Zuckerwurzel (Sium sisarum)

Die Zuckerwurzel – Sium sisarum – zählt an zu den Doldenblütlern und ihre Wurzel enthält 4-8% Zucker (Saccharose). Die Wildform der Zuckerwurzel ist vom Kaukasus bis nach Sibirien verbreitet. Die Pflanze ist mehrjährig, jedoch nur die jungen Wurzeln sind verwendbar.



 

Süßdolde (Myrrhis odorata)

Die Süßdolde – Myrrhis odorata – ist eine aromatische Staude, die auf waldreichen Bergwiesen heimisch ist. Die Blätter der Süßdolde verströmen einen anisartigen Geruch und können im Frühjahr als milder Zuckerersatz in Süßspeisen dienen. Zugleich wirken die Inhaltsstoffe der Süßdolde schleimlösend.

 

Zuckerersatz-Stoffe mit chinesischem Süßblatt (Rubus suavissimus) vor einigen Jahren zugelassen

Erst vor einigen Jahren wurde das chinesiche Süßblatt in der EU legalisiert. In seiner Heimat China dienen die Blätter zum Aromatisieren von Tee. Das chinesiche Süßblatt enthält ein Steviolglycosid, welches, obwohl kalorienfrei, 200- bis 300-mal stärker süßt als Zucker. Diese Pflanze eignet sich zwar zur Topfkultur. Allerdings muss sie frostfrei und kühl überwintern.

 

Tee-Hortensie (Hydrangea serrate Oamacha)

Schon bevor in Japan Zucker in den Handel gelang, verwendete man diese Pflanze, um Sirup einzukochen und so Zuckerersatz-Stoffe beziehungsweise Süßungsmittel herzustellen. Sie enthalten Dulcin, auch Phyllodulcin genannt, welches 250mal süßer ist als Zucker. Die Blätter eigenen Sich als Süßungmittel und zu Aromatisieren von Tee. Man kann sie in den Garten auspflanzen.

Im Grunde genommen braucht kein Mensch Zucker, denn bei der Verdauung von komplexen Kohlenhydraten (Getreideprodukte) bildet der Körper seinen Zucker selber. Und das ganz natürlich.




Quelle: Zuckerersatz – Pflanzen die das Leben versüßen. In: Kraut und Rüben 2017, 7,  S51-54

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