Montag, April 22, 2024

Bei Bio sind weniger Pestizide in Lebensmittel

Wenn Bio drauf steht, sind weniger Pestizide in Lebensmittel. Das ergab das Ergebnis des aktuellen GLOBAL 2000 Obst- und Gemüse-Tests.

 

Ist auch Bio drinn wo Bio drauf steht? Um das zu überprüfen ließ die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 in Zusammenarbeit mit dem oberösterreichischen Umweltlandesrat Rudi Anschober insgesamt 25 biologisch und 29 konventionell erzeugte Obst- und Gemüse-Produkte von Supermärkten, Biomärkten und Ab-Hof-Vermarktern auf Pestizidrückstände untersuchen.

Das für Bio-KonsumentInnen erfreuliche Ergebnis im Zusammenhang mit Pestizide in Lebensmittel:
24 der 25 getesteten Bio-Proben enthielten keinerlei nachweisbare Pestizidrückstände. Nur im Falle einer zu Unrecht als „Bio“ deklarierten Avokado-Probe aus Peru waren Spuren eines Pestizids zu finden.

 

Pestizide in Lebensmittel bei konventionellen Erzeugnissen in allen Produktgruppen festgestellt

Bei den entsprechenden konventionellen Erzeugnissen ließen sich in allen Produktgruppen Rückstände von Pestizide in Lebensmittel nachweisen, im Fall einer Probe ungarischer Marillen sogar über dem gesetzlichen Höchstwert.

In Summe konnten die Analytiker in den 29 untersuchten konventionellen Erzeugnissen 37 verschiedene Pestizidwirkstoffe finden, darunter auch 10 Pestizide, die im Verdacht stehen, als sogenannte „endokrine Disruptoren“ das Hormonsystem negativ zu beeinflussen. Die meisten Produkte wiesen Mehrfachbelastungen auf. So ließen sich in Äpfeln und Ribiseln bis zu 9 verschiedene Pestizidwirkstoffe in einem Produkt finden.

Auffallend war auch, wie sehr die mengenmäßige Belastung durch Pestizide in Lebensmittel zwischen den verschiedenen Produktgruppen variiert. Negative Spitzenreiter waren hier konventionelle Ribisel aus Österreich sowie importierte Orangen mit einer durchschnittlichen Pestizid-Gesamtbelastung von je 1,4 mg/kg – gefolgt von importierten Zitronen und Birnen mit einer Pestizidbelastung von 0,98 mg/kg bzw. 0,92 mg/kg.

Erfreulich niedrige Belastungen fanden wir hingegen bei österreichischem Gemüse: Die Rückstandsbelastung von Karotten und Häuptelsalat aus konventioneller Produktion lag mit 0,014 mg/kg bzw. weniger als 0,005 mg/kg im Spurenbereich.

Eine aktuelle Untersuchung aus Schweden zu Pestizide in Lebensmittel zeigt, dass die Umstellung auf biologische Ernährung innerhalb von wenigen Tagen zu einem deutlichen Rückgang der Körperbelastung durch Pestizidwirkstoffe bzw. deren Abbauprodukten führt.

Über alle Produkte gerechnet ergibt sich für die konventionelle Ware eine mittlere Pestizidbelastung von 0,498 mg/kg. Die entsprechenden Bio-Produkte weisen hingegen auch unter Einbeziehung der fälschlich als bio deklarierten peruanischen Avocado-Probe in Summe nur knapp 0,005 mg/kg auf. Dr. Helmut Burtscher, Umweltchemiker von GLOBAL 2000: „Die von uns untersuchten Bio-Produkte sind im Durchschnitt rund 100 mal weniger mit Pestiziden belastet als die konventionellen. Dieses Ergebnis stellt der Qualität von Bio-Waren im österreichischen Handel ein sehr gutes Zeugnis aus.“

Auch passen die Daten sehr gut zu dem Gesamtbild, das die seit 2002 in Deutschland jährlich publizierten Ökomonitorings zeichnen. Auch dort bewegten sich die durchschnittlichen Pestizidbelastungen von konventionellen Produkten über die Jahre recht konstant zwischen 0,4 mg/kg und 0,6 mg/kg, während biologisches Obst und Gemüse je nach Untersuchungsjahr um das 40- bis 200-fache geringer belastet war.

In Österreich werden vergleichbare Untersuchungen leider bislang von Lebensmittelbehörden nicht durchgeführt bzw. nicht publiziert, obwohl gerade in Österreich die Biolandwirtschaft einen hohen Stellenwert hat und biologische Erzeugnisse bei den KonsumentInnen sehr beliebt sind.

 

Pestizide in Lebensmittel als endokrine Disruptoren als mögliche gesundheitliche Risiken

10 der 37 nachgewiesenen Pestizide stehen im Verdacht sogenannte „Endokrine Disruptoren“ zu sein. Das sind hormonell wirksame Chemikalien, die bereits in sehr geringen Konzentrationen hormonelle Steuerungsprozesse im Organismus beeinträchtigen können und von der Weltgesundheitsorganisation WHO mit einem erhöhten Risiko für bestimmte Formen von Krebs, Fruchtbarkeitsstörungen, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und anderen Zivilisationskrankheiten in Zusammenhang gebracht werden.

„Beunruhigend ist daher, dass 5 der 10 in unserem Test gefundenen hormonell wirksamen Pestizide in Lebensmittel sich im menschlichen Organismus nachweisen lassen, mittels Blut-, Harn-, Muttermilch- oder Haaranalysen.“ sagt Burtscher: „Positive Nachricht: Eine aktuelle Untersuchung aus Schweden zeigt, dass die Umstellung auf biologische Ernährung innerhalb von wenigen Tagen zu einem deutlichen Rückgang der Körperbelastung durch Pestizidwirkstoffe bzw. deren Abbauprodukten führt.“

 

Wie endokrine Disruptoren Pestizide in Lebensmittel zur Gesundheitsfalle machen

Endokrine Disruptoren  sind Stoffe, die durch Veränderung des Hormonsystems die gesundheitsschädigend sein können, wenn sie in einer zu hohen Dosis in den Körper gelangen. Sie werden auch als Xenohormone oder Umwelthormone bezeichnet. Diese hormonaktiven Stoffe sind endokrin aktive Substanzen, die auf die normale Hormonaktivität des Körpers Einfluss nehmen oder sie so stören können.

Menschen können sowohl durch Pestizide in Lebensmittel als auch über andere Quellen einer Vielzahl von endokrin wirksamen Stoffen ausgesetzt sein. Natürlich kommen sie beispielsweise in Phytoöstrogenen in Soja vor, meist werden sie aber künstlich hergestellt.  Einige endokrin wirksame Substanzen werden sogar aufgrund ihrer endokrin aktiven Eigenschaften gezielt in der Medizin eingesetzt. Prominente Beisppiel sind Antibaby-Pillen und Schilddrüsenhormon-Ersatzpräparate.

 

Quellen und weitere Informationen und Videos

GLOBAL 2000-Bio-Test www.global2000.at/biotest
Ein Kurzfilm zur aktuellen schwedischen Untersuchung ist hier:
https://www.youtube.com/watch?v=oB6fUqmyKC8
Das deutsche Ökomonitoring 2014 finden Sie hier:
https://www.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-mlr/intern/da
teien/PDFs/Verbraucherschutz/O%C%88komonitoring_2014_Web.pdf

http://www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/eas.htm

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