Verglichen mit 2012 ist heute die Unzufriedenheit der Ärzten in Österreich größer. Schuld sind vor allem Bürokratie, mangelnde Wertschätzung, EDV und Zeitdruck.
Verglichen mit Umfragen im Jahr 2012 ist die Unzufriedenheit der Ärztinnen und Ärzte in Österreich gestiegen. „Nur noch 26 Prozent sind mit ihrem Beruf ‚sehr zufrieden‘, vor fünf Jahren waren es 40 Prozent“, so Dr. Johannes Steinhart. 31 Prozent der Ärzte sind mit ihrem Beruf in unterschiedlichem Ausmaß unzufrieden.
Negative Spitzenreiter: Bürokratie, mangelnde Wertschätzung, EDV, Zeitdruck
Die Ursachen der verbreiteten Unzufriedenheit liegen nicht in individuellen Faktoren oder persönlichen Problemen, sondern sind struktureller Art. Spitzenreiter unter den Ärgernissen ist mit 88 Prozent der bürokratische Aufwand – er war bereits 2012 die Nummer 1.
An zweiter Stelle der Ärgernisse steht heute mit 78 Prozent bereits die fehlende Wertschätzung der ärztlichen Tätigkeit durch Krankenkassen und Politik. Dieser Trend hat sich zuletzt massiv verschärft, 2012 war davon noch nicht die Rede.
Und auf Platz drei der Ärgernisse kommen mit 57 Prozent die Themen EDV und die damit verbundenen Kosten. Ein Stichwort ist hier die Elektronische Gesundheitsakte ELGA, bei der Aspekte wie die Benutzerfreundlichkeit, der Datenschutz und die Befundvollständigkeit unverändert offen sind und die Frage der Kosten völlig ungeklärt ist.
Heute ebenso wie vor fünf Jahren findet sich „Zeitdruck durch hohe Patientenzahl“ unter den Top 5 Ärgernissen. „Hier geht es politisch zum einen darum, für ausreichend medizinischen Nachwuchs zu sorgen. Zum anderen wird es nötig sein, die Rahmenbedingungen der kassenärztlichen Tätigkeit wieder so attraktiv zu gestalten, dass es ausreichend Kassenärzte gibt“, fordert Steinhart. Für eine gute flächendeckende Versorgung und eine wirksame Entlastung der Spitäler braucht Österreich 1.400 Kassenarztpraxen zusätzlich, davon 300 in Wien.
Was Ärzte an ihrem Beruf ganz besonders schätzen
Nummer 1 bei der Frage, was Ärztinnen und Ärzte an ihrem Beruf besonders schätzen, ist mit 91 Prozent dessen „Vielseitigkeit“, gefolgt von „guter Kontakt und Beziehungen zu den Patienten (89%), Herausforderungen (88%), Vertrauen und Wertschätzung (87%), die Betreuung der Patienten (84%) und die Freiberuflichkeit (79%).
Auch der Gesichtspunkt ständiger Weiterentwicklung und Weiterbildung ist maßgeblich für die Zufriedenheit mit dem Arztberuf. Von Pharma-Unternehmen erwarten sich Ärzte primär die Unterstützung bei der Fortbildung, allerdings unabhängig und nicht interessensgeleitet.