Heute am Welt-Hepatitistag, der jährlich am 28. Juli begangen wird, stellen Experten klar, dass über 90 Prozent aller Fälle mit Hepatitis C heilbar sind.
Die Interferon-Therapie bei Hepatitis C ist praktisch abgelöst. „Wir sind ganz nahe an der perfekten Therapie für die Hepatitis C. Mehr als 90 Prozent aller Fälle bei dieser Art der Virus-Hepatitis sind mit der neuen, Interferon-freien Methode heilbar“, das sagt Harald Hofer, Hepatologe von der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien, anlässlich des Welt-Hepatitistag am 28. Juli.
Die Interferon-freie Therapie wird erst seit wenigen Jahren eingesetzt, erst kurz außerhalb von klinischen Studien – und hat binnen kürzester Zeit in der Praxis hervorragende Ergebnisse erzielt. An der klinischen Entwicklung dieser Therapie, die auch wesentlich weniger Nebenwirkungen hat als die Interferon-Therapie, war die Hepatologie an der Medizinischen Universität Wien aktiv und führend beteiligt.
„Real-life Daten der neuen Therapien von Hepatitis C-PatientInnen aus der Hepatitis-Spezialambulanz an der MedUni Wien/AKH Wien, welche in nationaler Kooperation mit mehreren Zentren in Österreich unter der Führung der MedUni Wien erarbeitet wurden, konnten zuletzt auf den Jahrestagungen der Europäischen Gesellschaft für Lebererkrankungen EASL, als auch der Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie ÖGGH vorgestellt werden.
Wobei Michael Trauner, Leiter der klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der MedUni Wien, und derzeit auch amtierender Präsident der ÖGGH und somit für die Organisation der ÖGGH Jahrestagung verantwortlich, anlässlich des Welt-Hepatitistag eine sehr erfolgreiche Bilanz zieht: „Ein Besucherrekord und Vorträge auf höchstem Niveau, auch über die neuesten Entwicklungen in der Therapie der Virushepatitis bestätigen die Jahrestagung der ÖGGH als jährlichen Fixpunkt in der österreichischen Gastroenterologie“.
„Vor allem erfreulich ist, dass auf Basis der Daten und Entwicklungen eine Forderung der MedUni-Wien-WissenschafterInnen, als auch der ÖGGH, allen voran MedUni-Wien-Forscher Peter Ferenci, erfüllt wurde“ so Hofer. So können ab August nun auch PatientInnen mit Hepatitis C in früheren Stadien der Erkrankung mit diesen neuen Therapien behandelt werden.
Interferon-Therapie bei Hepatitis C praktisch abgelöst
Bis jetzt konnte die relativ teure Interferon-freie Therapie, hauptsächlich bei PatientInnen mit fortgeschrittener Lebererkrankung – wie etwa nach einer Lebertransplantation oder bei Leberzirrhose – eingesetzt werden. „Die nunmehrigen Erstattungsregeln lassen auch einen Einsatz bei Betroffenen in früheren Stadien zu“, erklärt Hofer. „Es ist somit eine hoch effektive, sehr nebenwirkungsarme, einfach durchzuführende Therapie einem Großteil der PatientInnen zugänglich. Ein sehr großer Fortschritt in der Versorgung dieser PatientInnen“, so Hofer weiter.
Damit, so der Hepatologe, ist die Interferon-Therapie, die in den vergangenen 25 Jahren weltweit bei der Behandlung der viralen Hepatitis C der Standard gewesen war und zahlreiche unerwünschte Nebenwirkungen hat, praktisch abgelöst.
Erkrankung ohne klare Symptome
Die Dunkelziffer der Erkrankten an Hepatitis C ist sehr hoch. Denn die Erkrankung hat keine klaren Symptome. Hofer: „Das häufigste Symptom ist leider unspezifisch, nämlich Müdigkeit.“ Zumeist wird Hepatitis C, eine Entzündung der Leber aufgrund einer Infektion mit dem Hepatitis C-Virus, zufällig anhand schlechter Leberwerte diagnostiziert. Eine Gelbsucht kann – muss aber nicht – mit einer Infektion einhergehen. Jährlich werden an der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien mehrere hundert PatientInnen behandelt. Übertragen wird Hepatitis C über das Blut, etwa bei Tätowierungen, bei Drogenkonsum mit Spritzen, kontaminierte Blutkonserven usw. Die Infektion kann bereits Jahre bis Jahrzehnte zurückliegen. Eine Übertragung im Alltag ist praktisch nicht möglich. „Menschen, die in Risikogruppen fallen, sollten sich testen lassen“, rät der MedUni Wien-Experte.
Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien
Insgesamt sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert. Dort werden in der Grundlagen- wie in der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt. Die Forschungscluster umfassen medizinische Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie, kardiovaskuläre Medizin, medizinische Neurowissenschaften und Immunologie. Die Hepatitis-Forschung an der MedUni Wien fällt in den Themenbereich des Clusters für Immunologie.