Donnerstag, März 28, 2024

Testosteron senkendes Medikament Degarelix wirkt gegen Pädophilie-Störung

Kann das Risiko von sexuellem Kindesmissbrauch verringern: Das Testosteron senkende Medikament Degarelix wirkt bei Männern mit Pädophilie-Störung.

Etwa jedes zehnte Mädchen und jeder zwanzigste Junge wird sexuell missbraucht. Hauptsächlich durch Männer mit Pädophilie beziehungsweise einer pädophilen Störung. Trotz schwerste Strafverfolgung und verschiedener Initiativen steigt die Rate des sexuellen Missbrauchs von Kindern weiter an. Vor allem Straftaten zu Pädophilie, die online geschehen, nehmen deutlich zu. Es besteht daher ein dringender Bedarf an wirksamen und wissenschaftlich erprobten Behandlungen für Personen, bei denen das Risiko einer sexuellen Straftat besteht. Hier konnte nun in einer Studie des schwedischen Karolinska Instituts das Testosteron senkendes Medikament Degarelix den Spiegel des männlichen Hormons im Körper deutlich senken und somit das Risiko, dass Männer mit Pädophilie Kinder sexuell missbrauchen, reduzieren.



 

Degarelix zeigt Wirkung gegen Pädophilie bereits nach zwei Wochen

Forscher des Karolinska Institutet und der Universität Göteborg in Schweden haben nun die Wirkung eines Arzneimittels namens Degarelix untersucht, das für die Behandlung von Prostatakrebs zugelassen ist. Das Testosteron senkende Medikament schaltet die Testosteronproduktion ab, senkt innerhalb weniger Stunden den Hormonspiegel im Körper und wird alle drei Monate durch Injektion verabreicht.

Die doppelblinde Studie umfasste 52 Männer mit pädophiler Störung in Schweden, die zufällig einer Degarelix- oder einer Placebo-Gruppe zugeordnet wurden. Es wurde gezeigt, dass die Behandlung mit Degarelix zwei kritische Risikofaktoren für Missbrauch dämpft:

  • hohes sexuelles Verlangen und
  • sexuelle Lust auf Kinder.

Die Auswirkungen waren innerhalb von zwei Wochen spürbar.

In der randomisierten klinischen Phase-2-Studie reduzierten die schwedischen Forscher mit einer Einzeldosis (240 mg) Degarelix-Acetat das Risiko für sexuelle Straftaten mit minimalen unerwünschten Nebenwirkungen. Und zwar gelang dies bereits innerhalb der kurzen Zeit von 2 Wochen und hielt 10 Wochen lang an. Dabei zeigte sich das Testosteron senkende Medikament auch bei Hochrisiko-Teilnehmern als wirksam.

Das rasche Einsetzen von Degarelix scheint einen entscheidenden Vorteil gegenüber früheren Medikamenten gegen paraphile Erkrankungen zu haben, die eine Verzögerung von 1 bis 3 Monaten bei der Ausübung ihrer Auswirkungen auf die Sexualität hatten.

 

Positive Auswirkungen auf die Sexualität der Männer mit Pädophilie

„Es ist wichtig, eine relativ schnell wirkende Behandlung anbieten zu können. Die eigenen Erfahrungen der Patienten mit der Wirkung von Degarelix waren insgesamt positiv“, erklärte Studienleiter Christoffer Rahm, Chefpsychiater bei Psykiatri Södra Stockholm und Forscher am Department of Clinical Neuroscience des Karolinska Instituts.

Vor allem die Männer beschrieben positive Auswirkungen auf ihre Sexualität. Viele berichteten, dass sie eine innere Ruhe verspürten, dass Gedanken an Sex nicht mehr dominierten und dass sie ihr sexuelles Interesse an Kindern verloren. Eine Mehrheit wollte das Medikament nach Abschluss der Studie weiter einnehmen.

Die Teilnahme war freiwillig und die Männer wurden über eine nationale schwedische Hotline rekrutiert. Die Hotline wurde ursprünglich eingerichtet, um sexuellen Missbrauch und Gewalt zu verhindern, indem Menschen mit gefährlicher oder unerwünschter Sexualität niederschwellig eine spezielle Behandlung bekommen können.

 

Nebenwirkungen

Während einige der Teilnehmer der Degarelix-Gruppe Hitzewallungen und Reaktionen an der Injektionsstelle entwickelten, waren Schlussfolgerungen über mögliche psychische Nebenwirkungen schwer zu ziehen. Denn viele der Teilnehmer hatten bereits vor Beginn der Studie eine depressive Störung.




Literatur:

Landgren V, Malki K, Bottai M, Arver S, Rahm C. Effect of Gonadotropin-Releasing Hormone Antagonist on Risk of Committing Child Sexual Abuse in Men With Pedophilic Disorder. A Randomized Clinical Trial. JAMA Psychiatry. Published online April 29, 2020. doi:10.1001/jamapsychiatry.2020.0440


Quelle: KAROLINSKA INSTITUTET

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