Eine Stuhltransplantation mit Darmbakterien aus dem Stuhl von gesunden Spendern könnte bei CED eine effektive Therapieoption für sein.
Aktuelle Studienergebnisse deuten darauf hin, dass eine Stuhltransplantation bei CED in Form von Darmbakterien aus dem Stuhl von gesunden Spendern eine therapeutische Option für Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen bieten könnte. Die Behandlung, bei der den Patienten die fäkalen Bakterien der Spender übertragen werden, birgt unter Umständen Chancen für Menschen mit CED. Ziel muss es sein, die Darmbakterien zu identifizieren, die potentiell „gut“ sind, um diese dann zu übertragen.
Fäkaler Mikrobiota-Transfer
Als erste zeigten US-Forscher an Mäusen, dass Darmbakterien Gesundheit und Stoffwechsel beeinflussen. Fäkaler Mikrobiota-Transfer (FMT) aus dem Darm von fetten in den Darm von dünnen Mäusen führte dazu, dass die Mäuse durch die Stuhltransplantation auch an Gewicht zunahmen.
Bei Menschen kommen übrigens Darmbakterien als Probiotika zum Einsatz. Etwa nach Antibiotika-Therapien, die zu starken Durchfällen führen, weil sich im Darm schädliche Bakterien ausgebreitet haben. Fäkaler Mikrobiota-Transfer ist jedenfalls bei der Clostridium difficile-Kolitis heute eine anerkannte Behandlung. Und zwar, wenn die übliche Therapie mit Antibiotika versagt hat.
Bei Colitis ulcerosa ist dies lange Zeit nicht gelungen. An der schmerzhaften Darmentzündung, die oft mit blutigem Stuhl einhergeht, leiden in unseren Breiten hunderttausende Menschen. Die Ursachen sind unklar, aber Darmbakterien spielen dabei wohl eine entscheidende Rolle.
Jedenfalls weiss man, dass bei den Betroffenen die Bakterienvielfalt abnimmt, insbesondere bei erhöhter Krankheitsaktivität. „Gute“ Darmbakterien wie „Faecalibacterium prausnitzii“ sollen dann andere zurückdrängen.
Stuhltransplantation bei Colitis ulcerosa
Colitis ulcerosa gehört jedenfalls deshalb zu den Erkrankungen, bei denen eine Stuhltransplantation wirksam sein könnte. Bemerkenswerte klinische Studien in Holland und Kanada verglichen die Stuhltransplantation mit einer Scheinbehandlung. Fäkaler Mikrobiota-Transfer besserte dabei in beiden Studien bei vielen Teilnehmern die Symptome der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Jedoch waren die Ergebnisse statistisch nicht signifikant.
Doch bei allen Patienten, die eine Verbesserung aufwiesen, zeigte sich auch eine Zunahme der Bakterienvielfalt im Darm. Darin sehen die Experten eine Chance. Und auch individuell gibt es große Unterschiede. Denn die Bakterien aus dem Darm bestimmter Spender erhöhten die Erfolgschancen gegenüber denen anderer Spender deutlich. Es ist deshalb notwendig, die Zusammensetzung der Idealspende zu definieren.
Ein Weg besteht darin, die für einen gesunden Darm notwendigen Bakterien im Labor zu züchten. Ein anderer ist die Verwendung von Stuhlproben mehrerer Spender. Dieser Multidonor-Ansatz erwies sich in einer australischen Vergleichsstudie nach vorläufigen Ergebnissen ebenfalls als wirksam.
Viele offene Fragen
Viele Aspekte des fäkalen Mikrobiota-Transfer sind jedoch noch ungeklärt. Dazu gehört die Frage, ob Darmbakterien den Patienten über eine Magensonde oder über einen Einlauf zugeführt werden sollten, ob vor der Behandlung eine Darmreinigung erforderlich ist und wie häufig die Behandlung wiederholt werden muss. Solange diese Fragen nicht eindeutig geklärt sind, sollte die Stuhltransplantation laut Experten nicht außerhalb von Studien durchgeführt werden.
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