Donnerstag, Juni 8, 2023

Sakrale Neuromodulation bei Stuhlinkontinenz als erfolgreiche Therapie

Die sakrale Neuromodulation ist bei einer Stuhlinkontinenz durch bestehende Nervenschädigung und Verschlechterung der Funktionsleistung eine erfolgreiche Therapie.

Die Stuhlinkontinenz stellt neben der massiven Einschränkung der Lebensqualität eine schwerwiegende Belastung für die Gesundheitsökonomie dar. Beispielsweise erfolgt in den USA jede 2. Aufnahme in ein Pflegeheim auf Basis von Inkontinenz-Problemen. Insgesamt kosten notwendige Begleitmaßnahmen dort etwa 400 Mil­lionen Dollar pro Jahr. Schließlich können konservative Verfahren – insbesondere das Biofeedback, dem Training des Beckenbodens – meist keine bleibende Verbesserung der Stuhlinkontinenz-Beschwerden erreichen. In manchen Fällen stellt auch die sakrale Neuromodulation – sakrale Nervenstimulation (SNS) – eine erfolgreiche Option zur Therapie dar.

 

Chirurgische Verfahren

Ebenso ergeben Beobachtungen der Langzeitergebnisse der konventionellen chirurgischen Verfahren der Schließmuskel-Reparation (Schließmuskel- oder Beckenbodenraffung) relativ enttäuschende Ergebnisse (ca 30% Langzeitverbesserung). Trotzdem werden sie derzeit noch bei einfachem Schließmuskel-Defekt (z.B. nach geburtshilflichen Verletzungen) als einfache und komplikationsarme Optionen zur Anwendung gebracht.

Eine Hauptursache für die eintauschenden Langzeitergebnisse der konventionellen auf die anatomisch gerechte Wiederherstellung des Beckenbodens bzw. Schließmuskel orien­tierten Verfahren scheint durch eine meist parallel bestehende Nervenschädigung im Bereich des N. pudendus bedingt zu sein, wodurch es über die Zeit zu einer Muskelatrophie im Versorgungsgebiet und damit zu einer Verschlechterung der Funktionsleistung kommt. Dieses Problem bei Stuhlinkontinenz kann man durch Anwendung der sakralen Nervenstimulation erfolgreich entgegenwirken.

 

Verbesserung der Stuhlinkontinenz durch sakrale Neuromodulation

Durch Anwendung der sakralen Nervenstimulation (SNS) kann durch direkte Stimulation der Nervenwurzeln in den Foramina S2-S3 ein mögliches Ansprechen auf diese Therapie bei Stuhlinkontinenz im Rahmen einer Testphase (2 bis 3 Wochen) mit externen Testelektroden evaluiert werden.

Wenn es dabei zu einer Verbesserung der Stuhlinkontinenz kommt, so kann ein Chirurg das gesamte System – Elektrode und Stimulationsgenerator – im Rahmen eines kurzen, etwa 40 Minuten dauernden Eingriffs (der sogar in Lokalanästhesie möglich ist) permanent implantieren.

Die Erfolgsrate dieser seit 1995 angewandten Methode bei Stuhlinkontinenz liegt bei jenen Patienten, die auf den Test positiv ansprechen, bei über 90%. Für jene Patienten, die auch auf diese Therapieform keine Verbesserung erreichen, bleiben schließlich Schließmuskel-Ersatzverfahren als weitere Möglichkeit zur Vermeidung einer bleibenden Inkontinenz zur Wahl.

Sowohl der Einsatz des elektrisch stimulierten M.gracilis (elektrodynamische Grazilis­plastik) wie auch die Implantation des künstlichen Sphinkters (soft anal band) können bei »Therapieversagern« oder Patienten mit massiven Schließmuskel-Verletzungen (z.B. Trauma, Querschnittlähmung) in bis zu 70% eine deutliche Verbesserung oder sogar komplette Kontinenz erreichen.


Literatur:

Williams KS, Shalom DF, Winkler HA. Faecal incontinence: a narrative review of clinic-based management for the general gynaecologist. J Obstet Gynaecol. 2018 Jan;38(1):1-9. doi: 10.1080/01443615.2017.1344204. Epub 2017 Sep 22. PMID: 28934892.

Thaha MA, Abukar AA, Thin NN, Ramsanahie A, Knowles CH. Sacral nerve stimulation for faecal incontinence and constipation in adults. Cochrane Database Syst Rev. 2015 Aug 24;(8):CD004464. doi: 10.1002/14651858.CD004464.pub3.


Quelle: Chirurgische Therapie von »Volksleiden«. Univ.-Prof. Dr. Harald Rosen. Stuhlinkontinenz, Chirurgische Therapie des GERD, Adipositaschirurgie. MEDMIX 12/2005, S9 und 10.

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