Donnerstag, März 28, 2024

Roboterassistierte Chirurgie wie da Vinci von Kopf-Hals-Tumoren

Die Roboterassistierte Chirurgie (wie da Vinci) stellt eine vielversprechende Erweiterung der existierenden Therapienooptionen bei Kopf-Hals-Tumoren dar.

Technologische Innovationen haben schon immer alle Aspekte unseres Lebens beeinflusst, besonders im Bereich der Medizin, wo sie in den letzten hundert Jahren zu bedeutenden diagnostischen und therapeutischen Fortschritten geführt haben. Die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde war immer ein Vorreiter in dieser Entwicklung, insbesondere durch Innovationen wie die minimalinvasive, endoskopische Schädelbasischirurgie oder die transorale Lasermikrochirurgie. Bei der Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren liegt der Fokus in den letzten Jahrzehnten darauf, sowohl in der Chirurgie als auch in der Strahlentherapie durch weniger invasive und zielgerichtete Therapien die Morbiditätsraten zu senken und gleichzeitig die komplexen Funktionen von Rachen und Kehlkopf zu erhalten. Hierzu ist die Roboterassistierte Chirurgie von Kopf-Hals-Tumoren wie da Vinci eine wichtige Weiterentwicklung.

 

Transoralen roboterassistierte Chirurgie: Marktführer ist der Da-Vinci-Roboter

In diesem Kontext hat sich die transorale Lasermikrochirurgie (TLM) als Standardverfahren in der chirurgischen Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren etabliert. Im Vergleich zu offenen Operationsmethoden und der primären Radiotherapie bietet die TLM mindestens gleichwertige onkologische Ergebnisse bei geringerer Morbidität. Ein Nachteil ist jedoch die eingeschränkte Sicht durch starre Pharyngoskope und Laryngoskope sowie die tangentiale Schnittführung zur Blickachse.

Die transorale roboterassistierte Chirurgie (Transoral Robotic Surgery, TORS) wird von verschiedenen Arbeitsgruppen als eine Alternative gesehen, die spezifische Probleme der Laserchirurgie überwinden könnte.

1985 kam erstmals ein Roboter bei computergesteuerten, zerebralen Probebiopsien am Menschen zum Einsatz. In der Kopf-Hals-Chirurgie hat sich der Da-Vinci-Roboter von Intuitive Surgical Incorporated seit den ersten Einsätzen im Jahr 2005 als Marktführer durchgesetzt. Unsere eigenen Untersuchungen haben gezeigt, dass Oropharyxtumoren, besonders im Bereich des Zungengrundes, gut mit dem Da-Vinci-Roboter operiert werden können, wohingegen der Kehlkopfeingang und das Innere des Kehlkopfes schwieriger zu erreichen sind. Weltweit wurden bereits mehr als 1000 Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren mit dem Da-Vinci-System operiert.

 

Flex-System

Eine bemerkenswerte Weiterentwicklung in der transoralen roboterassistierten Chirurgie ist das Flex-System der Firma Medrobotics. Dieses für die Kopf-Hals-Chirurgie entwickelte, flexible Endoskopie-System ermöglicht es dem Chirurgen, mithilfe einer Konsole ein flexibles Endoskop transoral im Rachenbereich zu platzieren. Eine HD-Kamera am Ende des Endoskops überträgt die endoskopischen Bilder auf einen Touchscreen und HD-Monitor. Das Endoskop wird roboterunterstützt, ähnlich einem „Snake-System“, ausgefahren und in der gewünschten Position fixiert. Die Steuerung erfolgt über die Flex-Konsole, die es dem Operateur ermöglicht, das Endoskop während der Operation jederzeit neu zu positionieren und zu stabilisieren.

Diese Kombination eines flexiblen Endoskops mit flexiblen Instrumenten überwindet die Nachteile der starren Endoskope der TLM und der starren Roboterarme des Da-Vinci-Systems. In einer großen europäischen Multicenterstudie mit 80 Patienten haben sich die verfügbaren Schneideinstrumente als vorteilhaft erwiesen. Besonders Läsionen in schwer zugänglichen Bereichen wie dem Zungengrund oder dem Hypopharynx konnten effektiv visualisiert und reseziert werden. Ein weiterer Vorteil ist das taktile Feedback, das dem Operateur durch die Instrumente vermittelt wird, wodurch ein präziseres operatives Vorgehen ermöglicht wird.

 

Fazit

Die transorale roboterassistierte Chirurgie (TORS wie da Vinci) bietet eine vielversprechende Erweiterung des therapeutischen Spektrums bei der Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren. In naher Zukunft werden innovative Kamerasysteme mit 4K-Auflösung und 3D-Technologie die Visualisierung von Tumoren weiter verbessern. Durch die Integration zusätzlicher diagnostischer Techniken, die eine genauere Darstellung des Tumorgewebes ermöglichen, kann eine noch effizientere operative Behandlung erreicht werden. Zudem könnte die erwartete Miniaturisierung der Roboter und Instrumente den Einsatz dieser Technologie auch in schwierigen Bereichen wie der Schädelbasis ermöglichen.

Zusammenfassend ist TORS eine interessante Ergänzung zu den bestehenden chirurgischen Verfahren. Sie befindet sich jedoch noch in einer intensiven Entwicklungsphase und stellt derzeit nur für ausgewählte Fälle im Kopf-Hals-Bereich eine Alternative zur konventionellen Laserchirurgie dar. Die kontinuierliche Weiterentwicklung und Erforschung dieser Technologie ist für ihre erfolgreiche Integration in die klinische Praxis unerlässlich.


Quelle:

Roboterassistierte Chirurgie von Kopf-Hals-Tumoren: effiziente Weiterentwicklung. Professor Dr. med. Stephan Lang. Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Universitätsklinikum Essen. 88. Jahresversammlung der DGHNO-KHC.

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