Donnerstag, März 28, 2024

Die Perinatalchirurgie zeigt verschiedene Fortschritte

Die Perinatalchirurgie umfasst neben operativen Interventionen unmittelbar nach der Geburt auch pränatale Eingriffe, aber auch Interventionen während der Geburt.

Die Perinatalchirurgie ist ein wesentlicher Schwerpunkt des kinderchirurgischen Fachgebietes und umfasst neben operativen Interventionen unmittelbar nach der Geburt auch pränatale Eingriffe. Aber auch Interventionen während der Geburt. Durch inzwischen hoch entwickelte Ultraschallgeräte können heute die meisten (über 80 Prozent) der angeborenen Fehlbildungen des ungeborenen Kindes bereits in der Schwangerschaft erkannt beziehungsweise diagnostiziert werden. Entscheidend ist in dieser Phase die kompetente und empathische Kommunikation mit den werdenden Eltern, um Unsicherheiten und nachvollziehbaren Ängsten entgegenzutreten.

Hierzu sind Gespräche mit einem in der Neugeborenenchirurgie erfahrenen Kinderchirurgen unerlässlich, um den Eltern den konkreten Behandlungsplan nach der Geburt auseinanderzusetzen und mit dem zuständigen Geburtshelfer den optimalen Zeitpunkt sowie die Art der Entbindung (Geburt auf natürlichem Weg / Kaiserschnitt) zu besprechen.

 

Erkrankungen beziehungsweise Fehlbildungen vor der Geburt behandeln

Spezialisten können heute bereits einige Erkrankungen beziehungsweise Fehlbildungen des Fetus vor der Geburt behandeln. Beispielsweise können sie Blutgefäßanomalien mittels Laserung verödet, oder flüssigkeitsgefüllte Raumforderungen durch Punktionen entlasten.

Neben pränatalen Interventionen über Nadelpunktionen, die meist von den Geburtshelfern und Gynäkologen vorgenommen werden, hat sich nach ersten Ergebnissen bisher eine Operation am Fetus als vorteilhaft herausgestellt. Der plastische Verschluss einer Rückenmarksspalte (sogenannte „Spina bifida“).

Da bei diesem Eingriff naturgemäß eine gewisse Gefährdung der Mutter nicht ausgeschlossen werden kann sowie durch möglicherweise einsetzende Wehentätigkeit aufgrund der Operation an der offenen Gebärmutter sich eine Frühgeburt des Kindes mit entsprechenden Folgen ereignen kann, sollte ein solcher hochkomplexer Eingriff ausschließlich in einem der wenigen Zentren (zum Beispiel Philadelphia, Zürich) vorgenommen werden. Im Rahmen kontrollierter Studien, um tatsächlich eine Evidenz der Wirksamkeit dieser Operation bei zumutbaren Risiken herausarbeiten zu können.

 

Neugeborenenchirurgie

Auch während der Geburt können chirurgische Interventionen am Neugeborenen notwendig werden. Bei Tumoren oder Fehlbildungen am Hals, die die Atmung des Neugeborenen nach Geburt schwerst beeinträchtigen würden, kann eine Freilegung der Luftröhre mit Kanülierung lebensrettend sein.

Dieser Eingriff erfolgt noch vor der Abnabelung, sodass die Sauerstoffversorgung des Neugeborenen über die Plazenta und die Nabelschnurgefäße gewährleistet ist. Dieses Vorgehen wird als „EXIT-Procedure“ bezeichnet. Alle übrigen chirurgischen Korrektureingriffe werden nach der Geburt vorgenommen.

Das Spektrum reicht von Operationen bei Fehlbildungen des Gehirns (Hydrozephalus) über Korrekturen bei Fehlbildungen der Speiseröhre (Ösophagusatresie) und des Magen-Darm-Traktes, bei Fehlbildungen der Lunge bis zu Malformationen des Urogenitaltraktes.

Die Behandlung dieses sehr breiten Spektrums anspruchsvoller Krankheitsbilder erfordert eine entsprechend große Erfahrung des Kinderchirurgen wie auch strukturelle und personelle Voraussetzungen, wie sie nur in einem Perinatalzentrum der Maximalversorgung vorgehalten werden.

In solchen Zentren ist auch aufgrund entsprechender Fallzahlen die nötige Kompetenz vorhanden, um eine qualitativ hochwertige Neugeborenenchirurgie anbieten zu können. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie arbeitet zurzeit an einem Konzept zur Umsetzung der Zentralisierung der Neugeborenenchirurgie.

Quelle:

Fortschritte in der Perinatalchirurgie: Operation im Mutterleib, Operation während der Entbindung, Operation nach der Geburt. Professor Dr. med. Stephan Kellnar, Kongresspräsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH); Chefarzt der kinderchirurgischen Klinik, Klinikum Dritter Orden, München, sowie Dr. med. Tobias Schuster, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH); Direktor der Klinik für Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Augsburg. Zum 136. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, März 2019, München .

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