Donnerstag, März 28, 2024

Therapie mit Bioimplantaten bei Stimmlippenlähmung (Parese)

Seit mehr als 100 Jahren setzt man aktive und passive Bioimplantate als Therapie bei beidseitiger Stimmlippenlähmung (Parese) ein.

Im Grunde genommen gehören Stimmlippenlähmungen (Paresen) zu den Erkrankungen, die die Lebensqualität in besonderem Maße beeinträchtigen. Während einseitige Paresen zu einem unvollständigen Stimmritzenschluss und Heiserkeit führen, gefährden beidseitige Paresen die Atmung und schränken die körperliche Belastungsfähigkeit ein. Zur Therapie dauerhafter Paresen werden seit über 100 Jahren Bioimplantate bei Stimmlippenlähmung eingesetzt.

 

Bewährte Therapie bei Paresen: Bioimplantate bei Stimmlippenlähmung

Zur Therapie bei Stimmlippenlähmung – bei dauerhafter Paresen – mittels Bioimplantate zählt einerseits der körpereigene Gewebetransfer. Beispielsweise Fett. Zudem erfolgt die die Unterspritzung mit Füllmaterialien, wie dem aus der kosmetischen Chirurgie bekannten Hyaluron und Kalzium-Hydroxylapatit, beziehungsweise Silikonpartikel.

Bei ausgeprägter Fehlstellung der gelähmten Stimmlippe helfen Bioimplantate als „Stempel“ zur Verlagerung der erkrankten Stimmlippe in eine für die Stimmgebung günstigere Position.

 

Neue Methoden

Neue Entwicklungen gehen bei einseitiger Parese in Richtung eines Komposit-Implantates, das eine nachträgliche Feinkorrektur der Stimmlippenposition erlaubt und bei beidseitigen Paresen hin zu einem aktiven elektrischen Implantat, dem Kehlkopfschrittmacher, englisch Laryngeal Pacemaker (LP), das durch präzise elektrische Impulse die Steuerung von Kehlkopfmuskeln übernimmt, die Stimmritze zum Atmen öffnet und so die körperliche Belastungsfähigkeit der betroffenen Patienten in Zukunft verbessern kann. Derzeit ist dieser aktive Therapieansatz nur im Rahmen von klinischen Studien möglich.

 

Lebensqualität verbessern

Bei indikationsgerechtem Einsatz der Bioimplantate kann die Lebensqualität der betroffenen Patienten heute erheblich verbessert werden. Ihr Einsatz erfordert Kenntnis über deren Biokompatibilität, Materialeigenschaften und bei einigen Substanzen auch über deren Resorptionsrate, Wirkdauer und Zulassung für den Einsatz am Kehlkopf. Weitere wichtige Aspekte bei der Therapieauswahl sind das Ausmaß der funktionellen Beeinträchtigung durch die Parese, der individuelle Leidensdruck und Begleiterkrankungen beziehungsweise Risikofaktoren, die invasivere Optionen limitieren können. Es steht eine breite Palette an Bioimplantaten zur Auswahl und vielversprechende neue, auch ein aktives Implantat (LP) könnte in naher Zukunft zugelassen werden. Bei der Beratung von Patienten sollten diese Optionen bekannt sein und eine individualisierte Stufentherapie geplant werden.


Quelle:

Aktive und passive Bioimplantate bei Stimmlippenlähmung. Prof. Dr. med. Andreas Müller. Chefarzt der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde und Plastische Operationen, SRH Wald-Klinikum Gera. Jahresversammlung der DGHNO-KHC (Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V.)

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