Demnächst sollte man auch bei Kleinkindern mit einer Insulin-Impfung einer Erkrankung mit Typ 1 Diabetes vorbeugen können, hoffen deutsche Experten.
Neuherberg, 05.Oktober 2015: Die Impfung gegen Typ 1 Diabetes gibt es demnächst auch für Kleinkinder: Die Impfstudie Pre-POINTearly nimmt bundesweit Kinder aus Familien mit einem erstgradigen Verwandten mit Typ 1 Diabetes im Alter zwischen 6 Monaten und 2 Jahren auf.
In der Vorgängerstudie Pre-POINT konnte mit Hilfe von Insulinpulver eine positive Immunreaktion bei Kindern zwischen 2 und 7 Jahren ausgelöst werden. In der Nachfolgestudie Pre-POINTearly soll nun getestet werden, ob sich dieser Effekt durch orales Insulin bei Kleinkindern bestätigen lässt, und ob man einem Typ 1 Diabetes vorbeugen bzw. ob man Typ 1 Diabetes dauerhaft verhindert werden kann.
Schon im Kleinkindalter Diabetes vorbeugen
Der Typ 1 Diabetes tritt bei Kindern immer häufiger auf. In der Altersgruppe der unter 5-Jährigen erkranken jedes Jahr etwa 6 Prozent mehr Kinder als im Jahr zuvor. Häufig beginnt der Autoimmunprozess, der zur klinischen Erkrankung führt, bereits in den ersten 2 Lebensjahren. Präventionsmaßnahmen, um bei Kleinkindern Typ 1 Diabetes vorbeugen zu können, müssen daher sehr früh erfolgen.
Studie Pre-POINTearly zur Insulin-Impfung
Die deutsche Studie zur Insulin-Impfung kann als vorbildlich für die herausragende Zusammenarbeit von Universitäten und Forschungseinrichtungen gelten: Daran beteiligt sind das Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München, das Paul Langerhans Institut Dresden an der Technischen Universität Dresden, das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD), die Technische Universität München (TUM) und die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).
Die neue Impfstudie Pre-POINTearly behandelt Kinder im Alter von sechs Monaten bis zwei Jahren, die ein familiäres und genetisches Risiko für Typ 1 Diabetes aufweisen, jedoch noch keinen Autoimmunprozess entwickelt haben. Wie in der Vorgängerstudie Pre-POINT schlucken die Teilnehmer zwölf Monate lang täglich Insulin, das sie als Insulinpulver mit der Nahrung aufnehmen. Die Dosis wird von 7,5 mg schrittweise auf 67,5 mg gesteigert.
Im Abstand von drei Monaten erfolgen medizinische Untersuchungen, um den Gesundheitszustand zu überwachen. In der Vorgängerstudie erwies sich orales Insulin in gleicher Dosierung als gut verträglich und sicher. Unterzuckerungen oder andere Nebenwirkungen, wie Allergien, traten nicht auf.
Warum orales Insulin als Insulin-Impfung?
Oral verabreicht, wird das Insulin über die Mund- und Darmschleimhaut aufgenommen und während des Verdauungsprozesses in kleinere Bestandteile aufgespalten. Daher hat es – anders als das Insulin, das gespritzt wird – keinerlei Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Stattdessen wirkt es wie ein Impfstoff, der das Immunsystem trainieren soll. „Die Autoimmunreaktion, die zum Typ 1 Diabetes im Kindesalter führt, richtet sich oftmals zuerst gegen das Insulin“, so die Direktorin des Instituts für Diabetesforschung, Prof. Anette-Gabriele Ziegler. „Ziel der Pre-POINTearly Studie ist deshalb, eine Immuntoleranz gegenüber dem Insulin aufzubauen und damit den Autoimmunprozess zu verhindern“. Durch das Insulinpulver soll die Entwicklung von schützenden Immunzellen angeregt werden, welche die Zerstörung der Insulin produzierenden Betazellen verhindern.
Für die Methodik, Datenkoordination und statistische Auswertung von Pre-POINT und Pre-POINTearly zeichnet die Arbeitsgruppe von Prof. Joerg Hasford vom Institut für Med. Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie der LMU München verantwortlich.
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Telefon: 0800 – 828 48 68 (kostenfrei)
E-Mail: prevent.diabetes@lrz.uni-muenchen.de