Donnerstag, März 28, 2024

Wie Kommunikation zu Gesundheit gegen den Klimawandel hilft

Wie Kommunikation zu Gesundheit gegen den Klimawandel, der größten Gesundheitsbedrohung des 21. Jahrhunderts, hilft.

Es ist wichtig, den Blick auf die große Bedeutung der Kommunikation zu lenken. Der öffentliche Diskurs wird momentan nahezu komplett von Corona beherrscht und blickt ausschließlich auf die Folgen der Pandemie. Die Tatsache, dass Corona nicht vom Himmel gefallen ist, sondern eng damit zusammenhängt, wie wir mit Tieren und der Natur als ihrem Lebensraum umgehen, kommt in den Diskussionen kaum vor. Dabei könnten wir Wichtiges daraus lernen, denn die größte Gesundheitsbedrohung des 21. Jahrhunderts ist und bleibt der Klimawandel. Das ist mittlerweile Konsens von allen Menschen und Institutionen, die sich intensiv damit beschäftigen. Weltärztebund, Weltgesundheitsorganisation, Lancet Climate Countdown, Leopoldina und vielen anderen.

 

Wie kann es gelingen, die übergeordneten Aspekte all dieser Krisen mit in den Blick zu nehmen?

Wie kommen wir zu einer klaren Diagnose dazu, wie die größten Gesundheitsbedrohungen mit der Gesundheit unserer Erde zusammenhängen? Kommunikation ist hier ein wichtiger Schlüssel. Eines der großen Vorbilder für Wissenschaftskommunikation ist George Marshall von Climate Outreach. Seine Kernbotschaft: Statt eines allein wissenschaftlichen Dialogs ist es sehr viel wirksamer, gemeinsame Werte festzustellen und daraus eine Schnittmenge von Veränderungen abzuleiten.

Weder „Umwelt“ noch „Klima“ bewegen viele Menschen in ihrem Herzen. Wichtige Werte sind: Gesundheit, Familie, Heimat, Gerechtigkeit, Sicherheit, Arbeit, Gemeinschaft oder auch so basale Dinge wie Essen. Daher bemüht sich Climate Outreach, die moralischen Autoritäten mit in die Führungsrolle für die gesellschaftlichen Veränderungen zu bringen.

Der Ansatz mit der Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“ leitet sich daraus ab. Wer sind die Berufsgruppen, denen die Menschen in Krisen vertrauen? Weder Politiker, Journalisten noch Banker. Es sind die Gesundheitsberufe, die weltweit zu den vertrauenswürdigsten gehören: Pflegekräfte, Ärzte, Sanitäter, Wissenschaftler und andere. Dieses Vertrauen muss viel strategischer auch in der öffentlichen Meinungsbildung genutzt werden. Es ist unsere Aufgabe in den Gesundheitsberufen, Leben zu schützen und auf Gesundheitsgefahren hinzuweisen.

 

Es gibt drei Hebel im Bereich der Kommunikation, die man für Gesundheit und Klimawandel nutzen kann:

1. Aufmerksamkeit, die gerade auf der Corona-Pandemie liegt, erweitern um den Aspekt der „Triple Crisis“: Infektionen, Artensterben und Klimaerwärmung hängen eng zusammen und müssen gemeinsam angegangen werden. Denn gegen Viren kann man impfen, gegen Hitze nicht! Das Thema gehört in alle Parteien, alle gesellschaftlichen Gruppen, alle Generationen. Ein Werte orientierter Dialog mit den großen Stakeholdern ist wirkungsvoller als ein konfrontativer rein wissenschaftlicher.

2. Gesundheitsaspekte interessieren Menschen viel stärker als abstrakte Größen wie „Klima“ oder „Umwelt“. Wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns! Wir können als Ärzte Fieber senken – aber keine Außentemperaturen. Warum geht ein Fieberthermometer nur bis 42 Grad? Weil wir eine höhere Temperatur nicht aushalten. Wir müssen neu entdecken, dass die Grundlagen für jede gute Medizin nicht in der Medizin begründet sind, sondern in den physiologischen Voraussetzungen, in den natürlichen Lebensgrundlagen, und die sind massiv bedroht. Wir brauchen lange vor Medikamenten, Operationen und Krankenhäusern so basale Dinge wie saubere Luft zum Atmen, Wasser, etwas zu essen und erträgliche Außentemperaturen. Und all das auf eine Formel gebracht bedeutet „one health“, planetary health oder auf gut Deutsch: Gesunde Erde – Gesunde Menschen! Also brauchen wir Geschichten und anschauliche Beispiele, die den Bezug von den globalen Krisen zum persönlichen Lebensraum auch in Deutschland herstellen. „Global“ heißt nicht mehr „irgendwo anders“, sondern im 21. Jahrhundert: auch hier in Deutschland. Wir müssen uns nicht nur aus Nächstenliebe und Humanität für die Gesundheit überall auf der Welt stark machen – wir können das auch im besten Eigeninteresse tun. Gesundheit ist nicht mehr teilbar. Je mehr gesunde Menschen es auf der Erde gibt, desto besser geht es uns allen.

3. Um dem Gefühl der Hilflosigkeit und der Verdrängung der Probleme etwas entgegenzusetzen, braucht es eine Perspektive, in welcher Welt wir eigentlich leben wollen. Corona ist ein Schuss vor den Bug, ein Weckruf, sich darüber Gedanken zu machen, wie wir weitere Pandemien verhindern wollen, indem wir den „planetary health“-Gedanken ernst nehmen. Wenn wir die Diagnose klar haben, können wir erkennen, dass eine Therapie möglich ist – und dass die langfristigen Lösungen für die Klimakrise nicht nur einer abstrakten „Umwelt“ guttun, sondern auch kurzfristig massive Vorteile für unsere Gesundheit haben.


Quelle: » REFERENTENSTATEMENT “Research shows that showing people research doesn’t work”: Wie Gesundheitskommunikation gegen den Klimawandel hilft Dr. med. Eckart von Hirschhausen, Moderator, Wissenschaftsjournalist, Gründer der Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen

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