Donnerstag, April 25, 2024

Hör-Implantate – HNO kann Sinnesorgan ersetzen

Für spezielle und sehr herausfordernde Hör-Beeinträchtigungen stehen mittlerweile Hör-Implantate und verschiedene Operationsmöglichkeiten zur Verfügung.

Hör-Implantate – ursprünglich für völlig taube Patienten entwickelt – sind heute auch für mittelgradig-hörgeschädigte Patienten eine wichtige Therapieoption. Möglich machte das die laufende Weiterentwicklung, wodurch auch bei speziellen und besonders herausfordernden Hör-Beeinträchtigungen Implantat- und Operationsmöglichkeiten einsetzbar sind. Seit gesteern (vom 13. bis 17. September 2017) findet in Wien die Jahrestagung der Österreichischen HNO Gesellschaft statt. Das Programm bringt internationale HNO-Koryphäen nach Österreich, zeigt die Innovationskraft des Faches und ermöglicht den interdisziplinären Erfahrungsaustausch. Herausragende Forschungserfolge im Bereich der Schwerhörigkeit zeigen die Innovationskraft und die chirurgische Präzision dieses medizinischen Faches. Eine neue praxisnahe Richtlinie zur Durchführung des flächendeckenden Hörscreenings bei Kindern wird präsentiert. Richtungsweisende Erkenntnisse zum Geruchs- und Geschmackssinn des Menschen werden diskutiert und bieten Ausblick auf neue Therapieoptionen mit Hilfe der Immunabwehr des Körpers. Die Prävention und Behandlung von Kopf- und Halstumoren ist ein zentraler Bestandteil der HNO. Das multiprofessionelle Management von Schluckstörungen ist ein weiterer Schwerpunkt des Kongresses.

 

Innovative HNO – Die HNO kann als erstes und einziges Fach ein Sinnesorgan ersetzen

Viele moderne Errungenschaften der Medizin kommen aus der HNO. Die minimal invasive Chirurgie mit Endoskopen wurde in der HNO entwickelt, ebenso das Operationsmikroskop und Operationen mit dem CO2-Laser. Und es gelang der HNO als erster Disziplin ein menschliches Sinnesorgan zu ersetzen: Das Gehör ist das derzeit einzige Sinnesorgan, das durch ein medizinisches elektronisches Implantat vollständig ersetzt werden kann. Dieser medizinische Fortschritt ist bereits standardisiert und tausende Menschen profitieren bereits davon. Durch die laufende Weiterentwicklung stehen nun auch für spezielle und besonders herausfordernde Hör-Beeinträchtigungen Implantat- und Operationsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Forschung der Universitäts-HNO-Klinik in Wien ist schwerpunktmäßig darauf ausgerichtet, die Hörrehabilitation – mit und ohne Implantat – laufend zu verbessern. Dies ist auch dringend notwendig, da 1,6 Mio. Österreicher von leichten bis schweren Hörschäden betroffen sind (ca. 22 Prozent der Erwachsenen) und ca. ein Prozent der Bevölkerung leidet an einer hochgradigen, an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit.

 

Hör-Implantate bieten taub geborene Kinder sehr gute Chancen

In unseren Breiten kommen ein bis zwei von 1.000 Kindern mit einer Hörschädigung auf die Welt – die häufigste Beeinträchtigung von Neugeborenen. Dank einer konsequenten Weiterentwicklung der medizinischen Hör-Implantate-Technik werden heute taub geborene Kinder im 1. Lebensjahr implantiert und entwickeln dadurch ein Hörvermögen, das dem von nicht hörbeeinträchtigten Kindern sehr ähnlich ist.

 

Auch mittelgradig Hörgeschädigte profitieren von der Hör-Implantate-Technik

Hör-Implantate wurden ursprünglich für völlig taube Patienten entwickelt. In den letzten Jahren stehen aber auch implantierbare Hörsysteme für mittelgradig-hörgeschädigte Patienten zur Verfügung. Das ist dann von besonderer Bedeutung, wenn ein konventionelles Hörgerät nicht angewendet werden kann.

Innovative Hör-Implantate haben einen getrennten Sprachprozessor mit Mikrofon. Ein winziger Computer bereitet die durch das Mikrofon am Ohr empfangenen Tonsignale auf. Als elektrische Impulse werden sie an den Hörnerv übermittelt. Das Gerät wird unter die Haut gesetzt, die damit verbundenen Elektroden werden im Innenohr befestigt. So wird das Hören fast aller Frequenzen ermöglicht.

Sogar bei Erkrankungen des Hörnervs, wie zum Beispiel bei der Neurofibromatose, kann nun das Implantat auch direkt am Hirnstamm angekoppelt werden, um das Hören wieder zu ermöglichen.

Quellen:

HNO 2017: Innovationen und Positionen: Statement Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Gstöttner, Vorstand der Univ.-HNO-Klinik, Medizinische Universität Wien; Statement Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Franz, Leiter der HNO-Abteilungen der Krankenanstalt Rudolfstiftung und des Sozialmedizinischen Zentrums Ost – Donauspital, Wien

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