Mittwoch, April 24, 2024

Hochfrequente Rückenmarksstimulation zeigt Vorteile

Wenn medikamentöse oder nicht-invasive Therapien versagen, kann die Behandlung mittels Rückenmarksstimulation Patienten mit chronischer Rücken- und Beinschmerzen helfen.

Die Rückenmarksstimulation kann Patienten mit chronischer Rücken- und Beinschmerzen Linderung ihrer Beschwerden bringen, wenn medikamentöse Therapien oder nicht-invasive Behandlungsverfahren nicht mehr wirken. Bei der sogenannten SCS – der Spinal Cord Stimulation – wird ein kleiner, kaum scheckkartengroßer Impulsgeber unter die Haut verpflanzt, der über hauchdünne Elektroden elektrische Signale an die Nerven im Rückenmarkskanal sendet. Für die Patienten ist die Rückenmarksstimulation als schwaches Kribbeln spürbar, der Schmerz wird in den Hintergrund gedrängt.

Die seit Jahren bewährte Methode bringt sechs von zehn Patienten dauerhafte Linderung ihrer Schmerzen. Allerdings empfindet jeder zweite Patient das andauernde Kribbeln als sehr störend, die andere Hälfte der Patienten erlebt die schmerzüberdeckenden Parästhesien hingegen als angenehm.

 

Rückenmarksstimulation mit Hochfrequenz

Während herkömmliche SCS-Systeme mit Frequenzen von 40 bis 100 Hertz arbeiten, liegt sie bei der hochfrequenten Rückenmarksstimulation (HF SCS) bei 10.000 Hertz. Damit liegen die Amplituden der Stromimpulse so nahe beieinander, dass sie außerhalb der menschlichen Wahrnehmung liegen. Einige Patienten zeigt das Kribbeln, dass die Behandlung mit der Rückenmarksstimulation funktioniert.

 

SENZA-RCT Studie mit dem HF10-SCS-System

Ein neues Hochfrequenz-SCS-System hat sich in einer aktuellen Studie auch jenseits der fehlenden Parästesien als nützlich erwiesen. Die multizentrische, prospektive randomisierte SENZA-RCT Studie verglich das HF10-SCS-System mit einem herkömmlichen Stimulationsverfahren. Die Studienteilnehmer litten zwischen zwei und 25 Jahren an starken Rücken- oder Beinschmerzen. Die meisten davon rührten von früheren Wirbelsäulenoperationen her und hatten eine starke Behinderung oder gar Invalidität zur Folge. Bei allen Betroffenen brachte seit über drei Monaten die konservative Therapie keine Linderung der Beschwerden mehr.

Schon zwölf Monate nach Studienbeginn zeigte sich, dass sehr viele Patienten auf die Hochfrequenz-Rückenmarksstimulation ansprachen und sowohl die Schmerzlinderung als auch das funktionale Outcome der Patienten besser waren. Zwei Jahre nach Behandlungsbeginn sprachen 76,5 Prozent der Rückenschmerzpatienten auf das HF10-SCS-Implantat an, auf die herkömmliche Rückenmarksstimulation hingegen nur 49,3 Prozent. Bei den Beinschmerzenpatienten war die Differenz mit 72,9 zu 49,3 Prozent ähnlich.

Auch bei der Schmerzintensität schnitt die Hochfrequenz-Rückenmarksstimulation besser ab. Initial hatten die  Probanden mit Rückenschmerzen ihr Leiden durchschnittlich mit einem Wert von 7,6 und jene mit Beinschmerzen mit 7,3 auf einer zehnteiligen Skala eingeschätzt. 24 Monate nach Behandlungsbeginn lagen die Werte bei den Hochfrequent-Behandelten bei jeweils 2,4, während sie in der Vergleichsgruppe im Durchschnitt mit 4,5 beziehungsweise 3,9 ermittelt wurden. Die Nebenwirkungen waren bei beiden Verfahren gut erträglich. 

Literatur / Quellen:

Kapural L et al: Comparison of 10-kHz High-Frequency and Traditional Low-Frequency Spinal Cord Stimulation for the Treatment of Chronic Back and Leg Pain: 24-Month Results From a Multicenter, Randomized, Controlled Pivotal Trial. Neurosurgery 2016, Sept, Published Ahead-of-Print, DOI:10.1227/NEU.0000000000001418

Österreichische Schmerzgesellschaft

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