Der Hexenschuss ist ein Warnsignal für den Rücken und für einen Bandscheibenvorfall. Dabei können plötzlich stechende Beschwerden im Bereich der Lendenwirbelsäule auftreten.
Ein Hexenschuss – auch als akute Lumbalgie bezeichnet – kann Ausdruck unkomplizierter akuter nicht-spezifischer Kreuzschmerzen sein, wobei die Beschwerden innerhalb weniger Tage wieder abklingen. Sie sind nicht selten ein Hinweis auf eine schlecht trainierte Rücken- und Bauchmuskulatur oder einen bewegungsarmen Lebensstil. Doch er kann auch ein Warnsignal sein, denn hinter einem Hexenschuss kann auch eine ernsthafte Erkrankung wie beispielsweise ein Bandscheibenvorfall stecken.
80 bis 85 Prozent der Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz leiden irgendwann in ihrem Leben an Rückenschmerzen. Bewegung ist dagegen eine wichtige Maßnahme. Allerdings sollte man nicht übertreiben –eine darauf nicht vorbereitete Wirbelsäule sollte nicht zu stark belastet werden (Beispiele sind Haus- und Gartenarbeit, Putzen, Entrümpeln, Heimwerken).
Wenn der Rücken das Warnsignal Hexenschuss aussendet
Der Rücken sendet dann mit dem Hexenschuss ein Warnsignal, Betroffene sollten den Hexenschuss als Anlass nehmen, mehr für ihre Rückengesundheit zu tun, was vor allem für Menschen wichtig ist, die aufgrund ihrer Arbeit viel sitzen müssen.
Für einen starken Rücken empfehlen Experten mehr Bewegung im Alltag, regelmäßigen Sport und die Berücksichtigung einer rückenschonenden Haltung bei allen Handgriffen des täglichen Lebens.
Ein Hexenschuss äußert sich durch einen einschießenden Schmerz im Lendenwirbelbereich. Eine Überlastung der Zwischenwirbelgelenke oder gezerrte und verspannte Rückenmuskeln zwingen den Betroffenen dann meist in eine gebückte Haltung. Auslöser für einen Hexenschuss sind oftmals ruckartige Bewegungen, das Heben schwerer Lasten und Verdrehungen, die durch eine schwache und verkürzte Rumpfmuskulatur begünstigt werden.
Bewegung im Alltag, regelmäßig Sport und Berücksichtigung einer rückenschonenden Haltung
Für einen starken Rücken empfehlen Orthopäden und Unfallchirurgen mehr Bewegung im Alltag und regelmäßigen Sport. Außerdem sollte man eine rückenschonende Haltung bei allen Handgriffen des täglichen Lebens berücksichtigen. Wobei für mehr Bewegung im Alltag schon leicht umzusetzende Aktivitäten sorgen. Und zwar wie Treppen zu steigen statt Rolltreppe zu fahren, Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen, anstatt mit dem Auto zu fahren. Schließlich sollte man auch im Büro einfach mal vom langen Sitzen Pause machen, aufstehen und die Muskeln dehnen.
Für das gezielte Training der Muskeln eignen sich gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Nordic Walking und Pilates. Im Alltag sollten die Regeln einer rückenfreundlichen Haltung beachtet werden. Wer im Berufsalltag viele Stunden am Computerbildschirm arbeiten muss, sollte eine rückenfreundliche Grundhaltung einnehmen. Denn eine mehrstündige falsche Sitzposition belastet nachhaltig negativ die Bandscheiben. Zum Anheben schwerer Gegenstände sollte man in die Knie gehen. Überdies sollte man den Rücken gerade halten, sodass Rücken und Bandscheiben geschont werden.
Wenn die Beschwerden durch den Hexenschuss eine steife Schonhaltung verursachen
Menschen, die von einem Hexenschuss betroffen sind, sollten aufgrund der Schmerzen nicht in eine steife Schonhaltung verfallen, sondern sich weiterhin aktiv bewegen. Dies fördert in fast allen Fällen die Heilung der Rückenschmerzen. Die Einnahme eines rezeptfreien Schmerzmittels, maximal zwei bis drei Tage, kann helfen, ohne Schmerzen schnell wieder aktiv zu werden. Wärmeanwendungen, wie zum Beispiel ein heißes Bad oder Rotlichtanwendung, ergänzen den Heilungsprozess. Auf starke körperliche Belastungen ist in dieser Zeit zu verzichten.
Während eher geringe Schmerzen, die den Alltag nicht beeinträchtigen, in der Regel von selbst wieder abklingen, ist bei länger anhaltenden und starken Schmerzen eine fachärztliche Abklärung angeraten. Bei sehr starken Schmerzen und Begleitsymptomen, wie beispielsweise Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen, ist ein Gang zum Orthopäden und Unfallchirurgen umgehend notwendig.
Hexenschuss durch Bandscheibenvorfall
Am häufigsten handelt es sich bei einem Hexenschuss trotz der manchmal starken Schmerzen um ein Ereignis mit einer sehr guten Prognose, das nach ein bis sechs Wochen unter symptomatischer Behandlung wieder abklingen und keine weiteren Beeinträchtigungen verursachen wird. In seltenen Fällen kann ein Hexenschuss aber auch Ausdruck einer gravierenden, ernst zu nehmenden Wirbelsäulenerkrankung sein. Es könnte ein Bandscheibenvorfall vorliegen, der auf einen Nerv drückt.
Orthopäden und Unfallchirurgen stellen nach der Befragung des Patienten und einer körperlichen Untersuchung eine Diagnose und veranlassen gegebenenfalls bildgebende Verfahren wie Röntgen und Kernspintomografie. Der Arzt behandelt bei nicht-spezifischen Kreuzschmerzen die Symptome in der Regel ohne Bildgebung. Zum Beispiel mit Medikamenten zur Entzündungshemmung, Schmerzlinderung und Muskelentspannung.
Bei einer ‚Blockierung‘ der Wirbelsäulengelenke können Verfahren der manuellen Medizin eingesetzt werden. Bei spezifischen Ursachen werden auch örtliche Betäubungsmittel und kortisonähnliche Medikamente an den schmerzverursachenden Stellen eingesetzt. Und manchmal ist eine Physiotherapie notwendig.
Quellen:
http://www.dgou.de Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V.
http://www.bvou.net Berufsverband der Orthopäden und Unfallchirurgen e.V.
http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/nvl-007.html Nationale VersorgungsLeitlinie Kreuzschmerz