Donnerstag, März 28, 2024

Mehrere Ursachen: Hämorrhoiden in der Schwangerschaft und Stillzeit

Dass eine Vergrößerung beziehungsweise Erkrankungen der Hämorrhoiden Schwangerschaft und Stillzeit oft beeinträchtigen, hat verschiedene Ursachen.

Bei Hämorrhoiden handelt es sich um eine normale anatomische Struktur, die jeder Mensch hat und bestimmte Funktionen erfüllt. Wobei Hämorrhoiden keine Krankheit sind. Erst, wenn sich der Plexus hämorrhoidalis erweitert und nach unten sinkt, kann es zu Beschwerden kommen. In diesem Fall spricht man von einem Hämorrhoidalleiden. Frauen sind – bedingt durch Schwangerschaft und Entbindung – weltweit besonders gefährdet. Erkrankungen der Hämorrhoiden in der Schwangerschaft und Stillzeit kommen dementsprechend oft vor, haben mehrere Ursachen und sind ein schwerwiegendes medizinisches und sozioökonomisches Problem.



 

Hämorrhoiden Schwangerschaft Stillzeit – mögliche Ursachen und therapeutische Grundprinzipien

Die Entstehung von Hämorrhoiden in der Schwangerschaft und Stillzeit aber auch allgemein kann durch folgende Faktoren verursacht werden:

  • Verstopfung, häufig bedingt durch die Gabe von Eisenpräparaten (!) in der Schwangerschaft
  • dadurch bedingtes übermäßiges und langes Pressen beim Stuhlgang
  • überwiegend sitzende Tätigkeit
  • allgemeine Bindegewebsschwäche (angeboren oder erworben) Häufige Beschwerden
  • hellrote Blutung beim Stuhlgang (muss unbedingt abgeklärt werden, da sie auch andere, bedrohlichere Ursachen haben kann!)
  • Juckreiz, Nässen, Brennen und Schmerzen beim Stuhlgang
  • ertastbare und verschiebbare Wölbungen und Knoten (können auch ein störendes kosmetisches Problem darstellen)

Ein Hämorrhoidalleiden muss nur dann behandelt werden, wenn die Symptome Leidensdruck verursachen. Die erste Therapie sollte immer eine konservative Behandlung sein. Die Therapie des Hämorrhoidalleidens richtet sich nach dem Erkrankungsstadium und den auftretenden Beschwerden. Die möglichen Maßnahmen reichen von Veränderungen im Bereich des Lebensstils bis hin zu operativen Eingriffen.

 

Tabuthema ansprechen

Während der Schwangerschaft ist der Körper einer Frau großen Belastungen ausgesetzt. Hormonell bedingte Veränderungen des Bindegewebes und der venösen Gefäße begünstigen Probleme mit den Hämorrhoiden in der Schwangerschaft. Und das fördert wiederum das Entstehen eines hämorrhoidalen Leidens.

Zu den gängigen Erklärungen dafür gehört beispielsweise die verminderte Spannkraft in den Venen. Zudem können auch die gesteigerte Blutzirkulation im Beckenbereich sowie die Gefäßerweiterung und die Bindegewebsschwäche verantwortlich sein. Schließlich gehört dazu dauch ie Blutstase, die insgesamt – auch durchtypische Veränderungen im Blutgerinnungssystem in der Schwangerschaft – das thrombotische Risiko erhöht.

Außerdem begünstigt der Bewegungsmangel und die Darmträgheit in der Schwangerschaft häufig das Entstehen von Obstipationsbeschwerden. Der kann durch die üblichen Eisengaben noch verstärkt werden.



Dass Beschwerden der Hämorrhoiden die Schwangerschaft und die Stillzeit beeinträchtigen und hämorrhoidale Erkrankungen entstehen, passiert allerdings meist nicht von einem Moment zum anderen.

Während der Schwangerschaft oder der Geburt steigt jedoch das Risiko, dass sich die Hämorrhoiden vergrößern und plötzlich zu schmerzen beginnen. Schwangere bemerken Hämorrhoiden oft erst im Rahmen der Entbindung. Und zwar bedingt durch starkes Pressen und durch das Wochenbett.

Im Rahmen der nachgeburtlichen Kontrolle begutachten GynäkologInnen mögliche Probleme, die durch die Geburt entstanden sein könnten. Neben Beckenbodenproblemen mit Inkontinenzbeschwerden (Stuhl und Harn) spielen auch Hämorrhoidalleiden eine große Rolle. Da diese Leiden typischerweise immer noch mit Tabus belegt sind, sollten FrauenärztInnen anlässlich der ersten postpartalen Kontrolle aktiv nachfragen.

 

Hämorrhoiden in der Schwangerschaft mit Sitzbad und Cremen behandeln

Besonders während der Schwangerschaft und Stillzeit ist es wichtig, Erkrankungen wie Hämorrhoiden mit natürlichen Mitteln zu behandeln. Rasche Linderung können zum Beispiel pflanzliche, kortisonfreie Cremen bringen.

In einer aktuellen Studien waren die Wirkstoffe Tribenosid plus Lidocain als rektale Creme (Tribenosid 5% / Lidocain 2%) und als Zäpfchen (Tribenosid 400 mg / Lidocain 40 mg) vielversprechend. Diese konservative Therapie stellte eine schnelle, wirksame und sichere Option zur Behandlung von Hämorrhoiden dar. Die Ergbnisse bestätigten Daten aus älteren Untersuchungen.

In einer anderen aktuellen haben Forscher die Wirksamkeit einer Sitzbad-Methode untersucht. Sie verglichen das mit einer anorektalen Creme im Rahmen einer konservativen Behandlung von Hämorrhoiden. Dabei brachte das Sitzbad die vielversprechendere Effekte.




Literatur:

Singh G, Prentice R, Langsford D, Christensen B, Garg M. Altered bowel habit and rectal bleeding in pregnancy: the importance of recognising undiagnosed inflammatory bowel disease. Intern Med J. 2021 Mar;51(3):424-427. doi: 10.1111/imj.15231. PMID: 33738932.

Åhlund S, Rådestad I, Zwedberg S, Edqvist M, Lindgren H. Haemorrhoids – A neglected problem faced by women after birth. Sex Reprod Healthc. 2018 Dec;18:30-36. doi: 10.1016/j.srhc.2018.08.002. Epub 2018 Aug 18.

Lorenc Z, Gökçe Ö. Tribenoside and lidocaine in the local treatment of hemorrhoids: an overview of clinical evidence. Eur Rev Med Pharmacol Sci. 2016 Jun;20(12):2742-51.

Shirah BH, Shirah HA, Fallata AH, Alobidy SN, Hawsawi MMA. Hemorrhoids during pregnancy: Sitz bath vs. ano-rectal cream. A comparative prospective study of two conservative treatment protocols. Women Birth. 2018 Aug;31(4):e272-e277. doi: 10.1016/j.wombi.2017.10.003. Epub 2017 Oct 18.


Quelle:

Statement »Warum Frauen besonders in der Schwangerschaft und Stillzeit unter Hämorrhoiden leiden« von Dr. Michael Elnekheli, Präsident des Berufsverbandes österreichischer GynäkologInnen (BÖG), Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Wien.

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