Freitag, April 26, 2024

Empfehlungen zu einer effektiven Ernährung bei Strahlentherapie

Trotz verbesserter und schonenderer Methoden in der Strahlentherapie muss man für jeden Patienten eine individuelle unterstützende Ernährung finden.

Unter dem Strich sind bis zu 80 Prozent aller Patienten mit einer Krebserkrankung im Magen oder in der Speiseröhre bereits mangelernährt, bevor sie eine Behandlung beginnen. Eine Strahlentherapie kann zu Übelkeit und Erbrechen führen, die diesen Effekt einer unzureichenden Ernährung noch verstärken.



Dabei können Mangelernährung und Gewichtsabnahme sich negativ auf das Wohlbefinden und den Therapieerfolg auswirken. Mit individuell zugeschnittenen Ernährungskonzepten können die Ärzte gegensteuern.

Im Grunde genommen vertragen die meisten Krebspatienten aber die Strahlentherapie gut. Auch Nebenwirkungen sind erfreulicherweise rückläufig, dank neuer Bestrahlungstechniken, die den Tumor exakt treffen. Dazu helfen auch neue Erkenntnisse über die Problematik von Ernährung und Strahlentherapie und bewährte Ernährungskonzepte für Krebspatienten.

 

Eine Strahlentherapie bedingt oft die Mitbestrahlung des umliegenden Gewebes

Bei bestimmten Tumoren im Hals-, Nasen-, Ohrenbereich, der Speiseröhre, bei gynäkologischen Tumoren, Blasen oder Prostatakrebs ist das „Mitbestrahlen“ des Verdauungstraktes fast nicht zu verhindern. Den er grenzt an den Tumor an oder liegt sogar direkt im Tumorbereich.

Das größte Problem der Strahlentherapie im oberen Teil des Verdauungsapparates ist, dass die meisten Patienten bereits vor Beginn jeglicher Behandlung durch die Tumorerkrankung selbst an mangelhafter Ernährung leiden.

Wenn dann bei der Bestrahlung der besonders empfindliche Bereich zwischen Bauchnabel und Rippenbogen nicht ausgespart werden kann, sind Übelkeit und Erbrechen mögliche Nebenwirkungen.

Wenn der Patient in dieser Zeit zu wenige Nährstoffe auf nimmt, dann entwickelt er eine Mangelernährung oder verstärkt die bereits bestehende. Dann leiden das psychische sowie das körperliche Wohlbefinden.



Wobei es aber nicht nur die Lebensqualität ist, die dann Sorgen macht. Die Patienten sind mitunter auch anfälliger für Infektionen. Zudem können sich auch die Heilungsprozesse, insbesondere Reparaturmechanismen am Normalgewebe, dadurch verlangsamen.

Wichtig ist es, ab der Erstdiagnose des Tumors regelmäßig eine ernährungsmedizinische Standarduntersuchung durchzuführen. Ein spezieller Fragebogen, das Nutritional Risk Screening (NRS 2002), erfasst beispielsweise Anzeichen für Mangelernährung.

 

Von strenger Diät bis Nährstofflösung-Infusionen

Bei Tumoren im unteren Rumpfbereich wie bei gynäkologischen Tumoren oder Mastdarmkrebs sind Entzündungen des Darms möglich. Diese kann der Arzt mit antientzündlichen Medikamenten und Mikronährstoffen behandeln.

Der Patient sollte in dieser Zeit eher kein rohes Gemüse und wenig Ballaststoffe zu sich nehmen. Wir empfehlen eine leichte Vollkost, bei der auf Koffein, stark zucker- und fetthaltige Lebensmittel, scharfe Gewürze und schwer Verdauliches wie Hülsenfrüchte oder Pilze verzichtet wird.

Wenn Patienten aufgrund ihrer Krebserkrankung und der Therapie keine Nahrung zu sich nehmen können, verhindert eine Ernährungssonde oder eine Infusion mit Nährstofflösung eine weitere Gewichtsabnahme.

Für die Strahlenexperten heißt die Herausforderung: Trotz verbesserter und schonenderer Bestrahlungsmethoden muss für jeden Patienten ein individuelles Ernährungskonzept gefunden werden. Das geschieht interdisziplinär zusammen mit Ernährungsmedizinern und Ernährungsberatern.




Literatur:

H. Bertz, Th. Brunner. Ernährungsprobleme unter Radiotherapie (RT) und Radiochemotherapie (RCT). Aktuel Ernährungsmed 2016; 41(02): 88-94. DOI: 10.1055/s-0042-102127.


Quelle:

Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO)

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