Experten warnen vor einer Behandlung mit Botox-Spritzen in die Magen-Wand zur Appetitzügelung wegen der Gefahr für Botulismus, einer lebensbedrohlichen Botox-Vergiftung.
Experten der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) warnen vor Botox-Spritzen in die Magen-Wand zur Appetitzügelung. Denn nach einer Behandlung mit Magen-Botox sind mehrere Menschen schwer an Botulismus, der lebensbedrohlichen Botox-Vergiftung, erkrankt. Man muss sie nun in Deutschland neurointensivmedizinisch behandeln. In diesem Sinne initiiert die DGN eine wissenschaftliche Aufarbeitung.
Magen-Botox und Botulismus im Blickpunkt
Die DGN möchte Betroffene sowie Ärztinnen und Ärzte für die Symptome sensibilisieren, damit möglichst schnell eine Therapie eingeleitet werden kann. Fälle wie Botulismus, der lebensbedrohlichen Botox-Vergiftung, nach einer Behandlung mit Magen-Botox könnten zunehmen. Daher möchte die DGN eine Fallserie zur wissenschaftlichen Auswertung dieses Botulismus-Ausbruchs initiieren.
Aktuell wird von 12 „Health-Touristen“ berichtet, die ihren Aufenthalt in der Türkei dazu nutzten, sich in Privatkliniken Botox in die Magen-Wand spritzen zu lassen und die nun in Folge der Behandlung schwer erkrankt sind. Ziel dieser Behandlung ist die Gewichtsabnahme. Denn die durch das Nervengift verringerte Peristaltik führt dazu, dass die Nahrung länger in Magen verbleibt und das Sättigungsgefühl länger andauert.
Botulismus
Die Betroffenen erkrankten an Botulismus, einer lebensbedrohlichen Vergiftung durch das Botulinum-Nervengift. Typisch sind Lähmungserscheinungen, die auf die Atemmuskulatur übergreifen und so zum Tod führen können.
Zu Beginn zeigt sich Botulismus mit unspezifischen Symptomen. Typischerweise treten zunächst Magen-Darm-Beschwerden auf, also Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, dann Schluckstörungen und Lähmungserscheinungen.
Binnen 48 Stunden nach der Botox-Behandlung der Magen-Wand kann ein Anti-Toxin verabreicht werden. Das Zeitfenster wird aber häufig verpasst.
Die Betroffenen werden immer auch symptomatisch behandelt. Neu ist der Einsatz von Pyridostigmin, einem Arzneimittel, das sonst bei der Myasthenia gravis zur Anwendung kommt. Besonders wichtig ist bei schweren Fällen die Unterstützung der Schluck- und Atemfunktion, damit es nicht zu schweren Lungenentzündungen oder anderen lebensbedrohlichen Komplikationen kommt.
Literatur:
Pfausler B. et al. S1-Leitlinie Botulismus. 2017. In: Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Hrsg. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 18.03.2023)