Mittwoch, Oktober 2, 2024

Akne bei Kindern und Teenagern: heilende Behandlung im Jugendalter möglich

Mit den heute zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Therapie kann Akne bereits bei Kindern und Teenagern beziehungsweise im Jugendalter abheilen.

Akne ist eine multifaktorielle Hauterkrankung mit genetischem, hormonellen sowie immunologischem Impact, die ihr Inzidenz-Maximum in der Jugend hat. Prinzipiell kann die Hauterkrankung zwar in jedem Alter entstehen, doch Akne bei bei Kindern und Teenagern beziehungsweise im Jugendalter ist am häufigsten anzutreffen. Denn bei 85% der Betroffenen tritt Akne im Jugendalter zwischen dem 12. und 18. Lebensjahr auf, wobei eine rasche effektive Behandlung sehr wichti.



Akne bei Kindern und Teenagern wird von den Betroffenen häufig als stigmatisierend erlebt. Das kann in Folge zu Beeinträchtigungen der sozialen Kontakte sowie auch zu Schwierigkeiten in der Berufswahl führen. Die Behandlung der Akne erklärt sich aus der Pathogenese des Krankheitsbildes und ist deshalb durch viele Faktoren, Einflüsse, bedingt (multifaktoriell).

 

Entstehung der Akne

Die in der Dermis liegenden Talgdrüsen sind ektodermalen Ursprungs, die Ausführungsgänge sind mit Keratinozyten – verhornenden epidermalen Zellen – ausgekleidet. Eine primäre Voraussetzung für die Entstehung der Akne ist die pathologische Verhornung im Follikelausführungsgang. Eine weitere Komponente ist die Androgen-mediierte Seborrhoe.

Die Vermehrung der Lipide im Infrainfundibulum der Talgdrüse schafft die Voraussetzung für die Vermehrung der Propionibacterien (P. acnes) – apathogene Keime, die aufgrund ihrer enzymatischen Aktivitäten relevant sind.

Die von ihnen produzierten Lipasen bewirken eine Steigerung der Permeabilität der Follikelwand, wodurch es zum Übertritt irritativ wirkender freier Fettsäuren ins umliegende freie Gewebe kommt. Darüber hinaus stellt der Talgdrüsenhaarfollikelapparat auch einen Teil des Immunsystems der Haut dar.

Die Mikroflora kann die Produktion von Zytokinen durch die Keratinozyten anregen, wodurch diese in die Entzündungsantwort der Haut involviert sind.



 

Einfluss der Sexualhormone

Die Beobachtung der Antike, dass Eunuchen keine Akne entwickeln, wurde von Hamilton 1949 durch die Untersuchung der Wirkungen von Androgenen auf Talgdrüsen bestätigt.

Die Sexualhormone sind über die Talgdrüsenmodulation in die Entstehung von Seborrhoe und Akne involviert. Androgene stimulieren und Östrogene inhibieren die Talgdrüsenaktivität. Für Gestagene ist die Wirkung umstritten – tendenziell aber eher androgenartig.

Bei der Verordnung hormoneller Kontrazeption oder einer Hormonsubstitution muss deshalb, vor allem bei Akne-disponierten Patientinnen – darauf geachtet werde, dass die Gestagenkomponente keine androgenen Partialwirkungen entfaltet.

Neben erhöhten Androgenspiegeln spielen auch die androgenen Hormonmetabolismen in der Haut selbst eine wesentliche Rolle.

Testosteron wird über das Enzym 5 alpha-Reduktase intrazellulär in Dehydrotestosteron, das eigentlich Endorgan-aktive Hormon, metabolisiert. Dieses bindet an Androgenrezeptoren wodurch es in Folge zu Genexpressionen kommt, die die Hormonantwort darstellen.



 

Klinisches Bild der Akne bei Kindern und Teenagern

Neben pathogenetischen Abläufen entscheiden auch das klinische Erscheinungsbild der Akne und deren Schweregrad über die Wahl der Behandlung im jeweiligen Jugendalter.

Im Grunde genommen zeigt sich Akne bei Kindern und Teenagern auf der Stirn, in den lateralen Gesichtspartien sowie auch auf den mittleren Arealen von Brust und Rücken sowie auf den Schultern.

Das klinische Bild der Akne im Gesicht und im Brust-/Rückenbereich kann übrigens in den sehr vielen Fällen beim selben Patienten durchaus variieren.

Die Comedonenakne – die primäre Form der Akne, die schon das Potenzial der Narbenbildung in sich birgt – hängt oft mit Seborrhoe bei Jugendlichen schon ab der Präpubertät zusammen, da in dieser Wachstumsphase bereits die adrenale Androgenproduktion auftritt. Unbehandelt kann es bald zur entzündlichen Form der Akne papulopustulosa kommen.

Die schwerste Form der Akne ist die nodulozystische Akne (Akne conglobata), die überwiegend junge Männer betrifft und am Körper auftritt, obwohl auch das Gesicht betroffen sein kann.



 

Mit einer effektiven Behandlung im Jugendalter kann man heute Akne bei Kindern und Teenagern heilen!

Der Dermatologe legt die Behandlung der Akne im Jugendalter entsprechend der Ursachen, der Art sowie des Schweregrades fest. Wichtig ist für ihn dabei, dass er auch mit Eltern und jungen Betroffenen darüber spricht, wie sehr sie den Schweregrad einschätzen.

Jedenfalls soll dann eine adäquate Behandlung die Proliferationsrate der Keratinozyten im Follikelostium steigern – mit dem Ziel einer Comedolyse. Darüber hinaus erfolgt die Therapie keratolytisch.

Talgdrüsengängige Antibiotika ermöglichen die Bakteriostase, die antiinflammatorisch wirkt und deshalb bei papulopustulöser Akne zum Einsatz kommt. Bei Hyperandrogenämien oder zyklusabhängiger Exazerbation der Akne ist die zusätzliche Gabe von Antiandrogenen sinnvoll.

In den meisten Fällen wird die Therapie der Akne als Kombinationstherapie durchgeführt. Bei schweren Akneformen (Akne conglobata oder schwere Akne papulopustulosa), bei langer Persistenz der Erkrankung oder bei Rezidiven nach Absetzen der Antibiose ist eine Therapie mit Isotretinoin indiziert.

Bereits die Comedonenakne sollte bei mehrwöchigem Bestehen behandelt werden, um das Übergehen in eine entzündliche Form der Akne zu vermeiden. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die heute zur Verfügung stehenden Möglichkeiten in der Therapie bereits Akne bei Kindern und Teenagern beziehungsweise im Jugendalter abheilen können.




Literatur:

Habeshian KA, Cohen BA. Current Issues in the Treatment of Acne Vulgaris. Pediatrics. 2020 May;145(Suppl 2):S225-S230. doi: 10.1542/peds.2019-2056L. PMID: 32358215.

Sadowsky LM, Yang CY, Sorrell J, et al. Comparing clinical acne vulgaris severity to adolescent and parent perceptions of acne severity and impact on quality of life [published online ahead of print, 2020 May 27]. Pediatr Dermatol. 2020;10.1111/pde.14034. doi:10.1111/pde.14034

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Williams HC, Dellavalle RP, Garner S. Acne vulgaris [published correction appears in Lancet. 2012 Jan 28;379(9813):314]. Lancet. 2012;379(9813):361‐372. doi:10.1016/S0140-6736(11)60321-8

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