Mittwoch, April 24, 2024

Adipositas-Risiko: Erbliche Faktoren beeinflussen Essverhalten

Unkontrolliertes, häufiges Naschen ist ein teilweise erblich bedingtes Essverhalten, das die Entstehung von Übergewicht und Adipositas begünstigt.

Manche Menschen neigen dazu, oft zwischendurch zu essen, und das sowie die Anfälligkeit für Übergewicht und Adipositas können teilweise in den Genen liegen. Dementsprechend kann dieses Snacken dazu führen, dass man leichter übergewichtig wird oder Fettleibigkeit entwickelt.

Es gibt Leute, die aufgrund ihrer Erbanlagen eher dazu neigen, zu viel Gewicht anzulegen. Für diese Menschen ist es oft besonders schwer, ihr Gewicht zu kontrollieren. Ein Forscherteam unter der Leitung von Bogl hat in einer Studie mit finnischen Zwillingen herausgefunden, dass solche genetischen Faktoren tatsächlich das Essverhalten beeinflussen und somit auch die Wahrscheinlichkeit erhöhen, übergewichtig zu werden. Besonders das häufige Essen zwischen den Hauptmahlzeiten ist ein Verhalten, das damit zusammenhängt.

 

Daten aus der FinnTwin16-Studie analysiert

Jeder isst anders. Und diese Gewohnheiten spielen eine große Rolle für unser Gewicht. Forscher haben Daten von etwa 4.000 Zwillingen im Alter von 31 bis 37 Jahren aus einer laufenden finnischen Studie, FinnTwin16, ausgewertet. Die Teilnehmenden haben Infos über ihre Körpergröße, Gewicht, Essgewohnheiten, Ernährungsqualität und ihren Taillenumfang selbst angegeben.

Zum einen haben die Wissenschaftler klassische Zwillingsforschung betrieben. Dabei schaut man, wie genetische Anlagen und Umwelt das Verhalten und die Gesundheit beeinflussen.

Zum anderen haben die Forscher auch komplexere genetische Risikofaktoren untersucht. Sie haben das gesamte Erbgut von Tausenden von Menschen durchforstet, um Gene zu finden, die mit Übergewicht zusammenhängen. Mittlerweile kennt man etwa eine Million solcher Genvarianten, die das Risiko für Übergewicht erhöhen können. Diese Informationen haben die Forscher dann zu einem genetischen „Risiko-Score“ für Übergewicht zusammengefasst.

Erbliche Risikofaktoren beeinflussen das Gewicht, Übergewicht und Adipositas, indem sie das Essverhalten steuern

In der Untersuchung wurden vier typische Essverhaltensweisen festgestellt: das häufige kleine Essen zwischendurch („Snacking“), das unregelmäßige und ungesunde Essen, das sehr kontrollierte Essen („restriktives Essen“) und das Essen aus emotionalen Gründen („emotionales Essverhalten“). Es zeigte sich, dass diese Verhaltensweisen teilweise erblich sind. Das erkannte man daran, dass eineiige Zwillinge sich in ihrem Essverhalten ähnlicher waren als zweieiige Zwillinge.

Ein wichtiges Ergebnis der Studie war, dass genetische Faktoren das Körpergewicht dadurch beeinflussen können, dass sie bestimmen, wie jemand isst. Das ist besonders beim „Snacking“ der Fall. Diese Art zu essen ist oft dadurch gekennzeichnet, dass man zu viel isst oder nicht aufhören kann, besonders zwischen den Hauptmahlzeiten und abends.

 

Vorbeugung von Übergewicht und Adipositas bei erblichen Risikofaktoren

Die Studie zeigt, dass es für Menschen mit einer bestimmten genetischen Veranlagung schwieriger sein kann, ihr Gewicht zu kontrollieren. Therapien, die darauf abzielen, das Essverhalten zu ändern, könnten besonders für diejenigen hilfreich sein, die ein genetisches Risiko für Übergewicht und Adipositas tragen.

Die Erkenntnisse sollen nicht entmutigen, sondern erklären, warum manche mehr Mühe haben, ihr Gewicht zu halten. Gene legen nicht alles fest. Obwohl unsere Gene über viele Generationen fast gleich geblieben sind, steigt die Zahl der Übergewichtigen in Europa. Durch eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und genügend Schlaf kann man den genetischen Tendenzen entgegenwirken. Untersuchungen haben gezeigt, dass zu wenig Schlaf hormonelle Veränderungen bewirken kann, die den Hunger steigern.


Literatur:

Guiomar Masip, Karri Silventoinen, Anna Keski-Rahkonen, Teemu Palviainen, Pyry N Sipilä, Jaakko Kaprio, Leonie Helen Bogl. The genetic architecture of the association between eating behaviors and obesity. Combining genetic twin modeling and polygenic risk scores [published online ahead of print, 2020 Jul 20]. Am J Clin Nutr. 2020;nqaa181. doi:10.1093/ajcn/nqaa181

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