Freitag, März 29, 2024

Wie Ärztinnen und Ärzte helfen können, den Klimawandel zu bekämpfen

Die Klimakrise ist die größte Bedrohung für Gesundheit in unserem Jahrhundert (Lancet 2009). Und schon heute ein medizinischer Notfall, der Millionen von Menschen weltweit aber auch in Deutschland betrifft. Hitzewellen, Luftverschmutzung, die Ausbreitung neuer Infektionskrankheiten, die Verlängerung der Allergie-Perioden sind nur einige der Auswirkungen, die zusätzlich zu körperlichen Gefahren durch Extremwetterlagen, Nahrungsunsicherheit und Kriege um die knapper werdenden Ressourcen entstehen.

Mit dem Gesundheitsbezug in der Klimadebatte schaffen wir ein neues Narrativ. Denn wir können und müssen Gesundheit neu denken. Wir Menschen sind auf eine intakte Umwelt angewiesen. Dass das Verständnis dafür steigt, zeigt das zunehmende Interesse an der Disziplin „Planetary Health“. „Planetary Health“ heißt soviel wie „gesunde Menschen gibt es nur auf einem gesunden Planeten“. Klimaschutz ist damit auch immer Gesundheitsschutz. Daher sollten wir aufhören von Verzicht zu sprechen, wenn wir eigentlich nur gewinnen können. Lebensfreude, sozialen Zusammenhalt, ruhige und sicher Städte und Gesundheit beispielsweise.

Als Ärzt*innen geht es uns darum, Gesundheit zu schützen. Daher setzen wir uns für ambitionierten Klimaschutz ein. Denn damit geben wir auch kommenden Generationen und der jungen Generation die Möglichkeit, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Wir können Ihnen die Hoffnung geben auf eine gesunde Zukunft. Weshalb sind wir über diese ethische Verpflichtung hinaus als Ärzteschaft dafür in einer besonderen Rolle?

1. Neben Pfleger*innen und Apotheker*innen genießen Ärzte mit das höchste Vertrauen in der Gesellschaft. Unsere Einschätzungen und Aussagen zählen.

2. Ärztinnen und Ärzte sprechen tagtäglich mit verschiedensten Menschen und haben damit täglich viele Gesprächskontakte, bei denen sie das Thema einbringen können, beispielsweise im Rahmen einer Klimasprechstunde.

3. Ärzt*innen arbeiten an der Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis sowie an der Schnittstelle zwischen der individuellen Gesundheit und der Bevölkerungsgesundheit. Wir Ärzt*innen sind Forscher*innen, Mutiplikator*innen, Vorbilder und können selbst zu Change Agents werden.

Neben der gesellschaftlichen Rolle geht es aber auch um die Verantwortung für den eigenen Bereich. Wenn wir „Primum non nocere“ ernstnehmen, muss der deutsche Gesundheitssektor selbst klimaneutral werden. Denn 5 Prozent der Emissionen Deutschlands stammen daher. Das NHS macht es vor. Bis spätestens 2040 sollen dort alle internen Emissionen auf null reduziert werden. Dazu zählt unter anderem auch die reduzierte oder effizientere Nutzung von Anästhesiegasen oder Dosieraerosolen, welche Treibhausgase enthalten. Darüber hinaus muss das Thema weiter in die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Gesundheitsberufen integriert werden.

 

Der Gesundheitssektor kann einen Unterschied machen!

Daher startet die Kampagne Gesundheit braucht Klimaschutz. In dieser setzen sich Praxen, Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser, Apotheken, Krankenkassen und weitere Einrichtungen zusammen für eine klimaneutrale Gesundheitsversorgung bis 2035 ein!

Mehr Informationen dazu sind auf https://gesundheit-braucht-klimaschutz.de/zu finden. Zusätzlich möchte ich sie gerne zu unserer dritten Vorlesungsreihe der Planetary Health Academy einladen. Diese beginnt am 12. Mai und mehr Informationen finden Sie unter www.planetary-health-academy.de.

Wir befinden uns an einem Punkt in der Geschichte der Menschheit, an dem unser Handeln mehr als jemals zählt. Daran entscheidet sich die Gesundheit und das Leben von Millionen Menschen jetzt und in Zukunft. Lassen Sie uns gemeinsam die Gesundheit der Menschen schützen und für mehr Klimaschutz einstehen.


Quelle:

REFERENTENSTATEMENT » Handeln hilft: Wie Ärztinnen und Ärzte den Klimawandel bekämpfen können. « Sylvia Hartmann, Stellvertretende Vorsitzende von KLUG e. V., Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit

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