Freitag, April 19, 2024

Screening, um eine Leberentzündung früher zu erkennen

Neben dem Screening auf Hepatitis-B und -C, um eine Leberentzündung zu erkennen, sollte man auch Fettleberhepatitis stärker in den Fokus rücken.

In unseren Breiten sind mehrere Millionen Menschen von einer chronischen Leberentzündung, auch Hepatitis genannt, betroffen. Wichtige Auslöser sind zurzeit noch Infektionen mit Hepatitisviren. Jedoch wird in den nächsten Jahren deutlich öfter eine nicht alkoholischen Fettleber Hepatitisfälle verursachen. Daher sollte man laut der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) e. V. neben dem unbedingt erforderlichen Screening auf Hepatitis-B und -C auch die Fettleberhepatitis stärker in den Fokus rücken, um eine Leberentzündung früher zu erkennen.

 

Erst bei schwerer Schädigung der Leber treten Symptome auf

Im Grunde genommen kleidet die Leber lange Zeit ohne Beschwerden. In diesem Sinne treten Symptome wie Schmerzen oder einer Gelbfärbung der Augen und der Haut eigentlich erst auf, wenn die Leber schon schwer geschädigt ist. Doch so weit muss es nicht kommen, mittels Screening auf Hepatitis-B- und -C- Viren kann man eine Leberentzündung möglichst früh erkennen. Denn besonders bei Hepatitis B und C ist die hohe Dunkelziffer an Erkrankten problematisch.

Auch ohne Symptome können Hepatitis-Infizierte hochansteckend sein und die Infektion verbreiten. „Nicht auf Hepatitisviren zu testen, ist nicht zu rechtfertigen und sogar unethisch. Ganz wichtig: Es gibt für jeden Infizierten eine geeignete, absolut sichere und hocheffektive Therapie. Eine Hepatitis-B-Virusinfektion ist gut kontrollierbar und eine mit Hepatitis C mittlerweile sogar innerhalb von 8 bis 12 Wochen heilbar“, erklärt Professor Dr. med. Heiner Wedemeyer, Mediensprecher der DGVS und Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinische Hochschule Hannover.

 

Fettleberhepatitis als Folge der Fettlebererkrankung

Ein besonderes Augenmerk gelte es noch auf eine andere Form der Hepatitis zu legen: die Fettleberhepatitis. Sie ist eine Folge der Fettlebererkrankung. Hier fehlten bisher geeignete Versorgungsstrukturen. Daher fordert die DGVS gemeinsam mit anderen Fachgesellschaften und Patientenorganisationen die Aufnahme der Fettleber in die Disease-Management-Programme Diabetes und Adipositas. „In Deutschland leidet fast ein Drittel der Bevölkerung an einer nicht-alkoholischen Fettleber. Modellrechnungen für Deutschland aus dem Jahr 2016 ergaben eine Prävalenz der Fettleberhepatitis von 4 Prozent. Schätzungen gehen davon aus, dass die Anzahl der Fettleberhepatitis-PatientInnen in Deutschland bis zum Jahr 2030 auf 4,7 Millionen Fälle ansteigen wird. Diese Menschen werden zurzeit in keinem Vorsorgeprogramm aufgefangen – das muss sich dringend ändern!“, appelliert Wedemeyer an die Politik.


Prävention, Früherkennung und Versorgung für die Fettleber stärken

Fettleber © Explode / shutterstock.com
Fettleber © Explode / shutterstock.com

Gastroenterologen fordern mehr Prävention, Früherkennung und Versorgung von Krankheiten des Verdauungstraktes wie die Schlüsselkrankheit Fettleber. Mehr dazu unter https://medmix.at/praevention-fuer-die-schluesselkrankheit-fettleber/


Hepatitis rechtzeitig erkennen und behandeln, um eine Leberzirrhose oder Leberkrebs zu verhindern

Wenn man eine Leberentzündung, eine Hepatitisn nicht rechtzeitig erkennen und behandeln kann, dan erhöhtes das Risiko für eine Leberzirrhose sowie für Leberkrebs. „Jede Entzündung der Leber lässt Narbengewebe zurück, das im Gegensatz zu gesundem Lebergewebe aber nicht funktional ist. Die Leber verliert mit jeder akuten Hepatitis an Leistungsfähigkeit. Bis sie irgendwann ihre Rolle als zentrales Stoffwechselorgan nicht mehr wahrnehmen kann“, erklärt der Hepatologe.

In der Folge kann Organismus die Nährstoffe aus der Nahrung nicht mehr richtig aufnehmen. Zudem leidet darunter das Ausscheiden von Giftstoffen. Zudem führt eine nicht therapierte Hepatitis zu Komplikationen wie einer erhöhten Blutungsneigung, Hirnschädigung, Bauchwasserbildung bis hin zum Leberversagen. „Eine Früherkennung von Fettleber-PatientInnen ist heute bereits mit einfachen Routinetests möglich ist. Diese Chance muss ergriffen werden“, fordert Wedemeyer. Die entsprechenden Screening-Algorithmen werden in der neuen Leitlinie nicht-alkoholische Fettlebererkrankung aufgeführt.

 

Hepatitis B und C werden durch Infektionen mit entsprechenden Hepatitisviren hervorgerufen.

Beide Erkrankungen können in ihrem jeweiligen Anfangsstadium beinahe völlig ohne Symptome verlaufen. Allerdings sind sie dann bereits übertragbar. Auch der Infektionsweg ist ähnlich: Beide Varianten werden über das Blut übertragen, zusätzlich sind Infektionen über sexuellen Kontakt möglich. In beiden Fällen reichen bereits geringe Mengen der Erreger aus, um die Erkrankung zu übertragen.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Hepatitis B für Säuglinge, Kinder und Jugendliche. Weiter für Erwachsene in Berufen mit einem erhöhten Infektionsrisiko sowie Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Für Hepatitis C gibt es bislang noch keine Schutzimpfung.


Mariendistel als unterstützende Therapie für eine bessere Funktion der Leber

Die Leberschutzwirkung der Mariendistel wurde in den letzten 50 Jahren in zahlreichen Studien eindrucksvoll nachgewiesen. © Martin Fowler / shutterstock.com
Die Leberschutzwirkung der Mariendistel wurde in den letzten 50 Jahren in zahlreichen Studien eindrucksvoll nachgewiesen. © Martin Fowler / shutterstock.com

Die Mariendistel wird zur unterstützenden Behandlung von Leberbeschwerden sowie zur Verbesserung der Funktion der Leber eingesetzt. Mehr dazu unter https://medmix.at/mariendistel-für-eine-bessere-leberfunktion/


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)

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