Mittwoch, April 24, 2024

Paradigmenwechsel in der Kariesbehandlung

Seit Jahren zeichnet sich Paradigmenwechsel in der Kariesbehandlung ab, nun haben sich Experten auf einen Consensus zu neuen Therapieempfehlungen geeignet.

Karies wird durch den Stoffwechsel von Bakterien verursacht. Diese Erkrankung der Zähne entsteht, wenn Bakterien, die sich in der Mundhöhle aneinanderheften und im Zahnbelag leben, über längere Zeit Zucker aus der Nahrung in Säure umwandeln und so den Zahn schädigen. Zahnbelag oder Plaque wiederum besteht aus Bakterien, Nahrungsresten und Bestandteilen des Speichels. In Europa sind unglaubliche 98 Prozent der Bevölkerung an Karies erkrankt. Damit ist Karies die mit Abstand häufigste Zahnerkrankung in Industrieländern. Unlängst haben sich Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin gemeinsam mit internationalen Experten für einen weniger invasiven Ansatz der Kariesbehandlung ausgesprochen.

 

Kariesbehandlung mittels Totalentfernung in Frage gestellt

Karies entsteht, wenn Stoffwechselprodukte bestimmter Bakterien den Zahnschmelz angreifen und dadurch den Zahn beschädigen. Unbehandelt zerstört Karies zunehmend Struktur und Funktion der Zähne und kann langfristig sogar zum Zahnverlust führen. In der Kariesbehandlung galt die Totalentfernung der geschädigten Zahnsubstanz durch den Bohrer bislang als unumgänglich.

Zahnmediziner der Charité haben in Zusammenarbeit mit 23 internationalen Experten im Vorjahr eine sogenannte Consensus-Empfehlung veröffentlicht, in der sie von diesem Dogma abrücken. Mit einer selektiven Kariesentfernung sollen langfristig bessere Ergebnisse in der Kariesbehandlung erzielt werden. Die Karies wird unter Umständen nicht vollständig abgetragen, sondern in Abhängigkeit zur Tiefe des Schadens.

Bei tiefem Befall darf ein Rest an Karies in Nähe des Zahnnervs verbleiben. Dadurch kann beim Säubern auch eine Verletzung des Nervs vermieden werden“, erklärt Privatdozent Dr. Schwendicke von der Abteilung Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin der Charité.

Ziel sollte es jedoch sein, bereits die Entstehung kariöser Läsionen zu verhindern. Zur Kariesprophylaxe gehören beispielsweise eine gesunde Ernährung, eine gründliche Zahnpflege und die Vorsorgeuntersuchung durch einen Zahnarzt.

*Schwendicke F, Frencken JE, Bjørndal L, Maltz M, Manton DJ, Ricketts D, Van Landuyt K, Banerjee A, Campus G, Doméjean S, Fontana M, Leal S, Lo E, Machiulskiene V, Schulte A, Splieth C, Zandona AF, Innes NP. Managing Carious Lesions: Consensus Recommendations on Carious Tissue Removal. Adv Dent Res. 2016 May;28(2):58-67. doi: 10.1177/0022034516639271.

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