Die gleichen Abwehrzellen, die vor Malassezia-Pilze schützen, begünstigen die entzündlichen Symptome der Neurodermitis. Interleukin-17-Antikörper könnten deswegen helfen.
Forschende der Universität Zürich haben nun einen möglichen neuen Therapieansatz gegen Neurodermitis gefunden. Denn die gleichen Abwehrzellen, die vor Hefepilzen schützen, begünstigen die entzündlichen Symptome der Neurodermitis. Deswegen könnte die Therapie mit Interleukin-17-Antikörpern auch Beschwerden der chronischen Hautkrankheit lindern.
Malassezia-Pilze stärken normalerweise Abwehrkräfte stärken und das Immunsystem
Die Haut von Mensch und Tier ist dicht mit Pilzen besiedelt. Man vermutet, dass die kleinen Hefepilze namens Malassezia, die nebst Bakterien und Viren Bestandteil der gesunden Mikroflora der Haut sind, die Abwehrkräfte stärken und das Immunsystem auf die Begegnung mit gefährlichen Krankheitserregern vorbereiten – ähnlich wie gewisse Bakterien dies tun. Anders als bei den Bakterien weiss man jedoch noch wenig über die physiologischen Prozesse, die die allgegenwärtigen Pilze auf der Haut unter Kontrolle behalten.
Immunologinnen und Immunologen der Universität Zürich zeigen nun, dass das Immunsystem für das Gleichgewicht auf der Haut verantwortlich ist. Sie konnten erstmals bei Mäusen und beim Menschen nachweisen, dass Malassezia-Pilze das Immunsystem zur Bildung Interleukin-17 anzuregen. „Wird der Botenstoff nicht ausgeschüttet oder fehlen die Interleukin-17-produzierenden Abwehrzellen, kann der Pilz uneingeschränkt wachsen und überwuchert die Haut“, erklärt Salomé LeibundGut-Landmann, Professorin und Leiterin der Abteilung für Immunologie an der Vetsuisse-Fakultät der UZH.
Malassezia-Pilze fördern Hautallergie beziehungsweise Neurodermitis
Was aber passiert, wenn das Gleichgewicht auf der Körperoberfläche aus den Fugen gerät? Es gibt Hinweise, dass die normalerweise harmlosen Malassezia-Pilze gerade bei Neurodermitis eine Rolle spielen. Bei dieser chronisch-entzündlichen Hautallergie kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems gegen Antigene aus der Umwelt, etwa gegen Hausstaubmilben. Es bilden sich Ekzeme, die sich durch trockene, gerötete Haut sowie starken Juckreiz zum Beispiel in den Gelenkbeugen kennzeichnen. Dabei sind bis zu 20 Prozent der Kinder und bis zu 10 Prozent der Erwachsenen betroffen. Auch bei Hunden gehört diese allergische Dermatitis zu den allerhäufigsten Hauterkrankungen.
Die vorliegende Studie bestätigt, dass die Interleukin-17-produzierenden Immunzellen, die norma-lerweise vor den Pilzen schützen und deren Wachstum in Schach halten, zur Entstehung von Neurodermitis beitragen. Der Pilz wird sozusagen auf der Haut zum Allergen und ruft eine Über-reaktion des Immunsystems mit entsprechenden Entzündungsmerkmalen auf der Haut hervor. Experimente mit Zellen von betroffenen Neurodermitis-Patienten, die zusammen mit dem Universi-tätsspital Zürich und der ETH Zürich durchgeführt wurden, untermauern diese Erkenntnis.
Behandlung mit therapeutischen Interleukin-17-Antikörpern
„Die Ergebnisse unserer Studie legen nahe, dass bei Neurodermitis therapeutische Antikörper, die die Wirkung von Interleukin 17 neutralisieren, wirksam sein könnten. Diese Antikörper existieren bereits und werden bei der Behandlung von Schuppenflechten mit grossem Erfolg eingesetzt“, sagt die verantwortliche Autorin LeibundGut-Landmann. Allerdings bleibt noch zu klären, warum die Immunantwort gegen die allgegenwärtigen Malassezia-Pilze krankhaft werden kann und warum die normalerweise schützenden Immunmechanismen bei Neurodermitis-Patienten versagen.
Literatur:
Florian Sparber et al. The skin commensal yeast Malassezia triggers a type 17-response that co-ordinates anti-fungal immunity and exacerbates skin inflammation. 13 March, 2019, Cell Host & Microbe. DOI: 10.1016/j.chom.2019.02.002
Quelle: Abteilung für Immunologie, Virologisches Institut, Universität Zürich – www.uzh.ch