Samstag, November 1, 2025

Positive Studie zu Multiple Sklerose und kognitive Reserve

Multiple Sklerose-Patienten profitieren von anspruchsvollen geistigen Tätigkeiten in Beruf und Alltag, da diese positiv auf die Hirnleistung wirken und Symptome lindern können.

 

Multiple Sklerose-Symptome können durch geistige Tätigkeiten verbessert werden. Durch eine erhöhte Aktivität kann auch ein geringeres Bildungsniveau kompensiert werden. Ein Forscherteam um Prof. Dr. Dr. Robert Weißert (Professur für Klinische Neurobiologie) der Universität Regensburg hat nun diese Ergebnisse einer Langzeitstudie in der Fachzeitschrift „Frontiers in Neurology“ erschienen (DOI: 10.3389/fneur.2016.00046).

 

Kognitive Reserve von Multiple Sklerose-Patienten nutzen

Die sogenannte kognitive Reserve und ihre mögliche Rolle zur Behandlung von Erkrankungen mit kognitiven Beeinträchtigungen rücken zunehmend in den Blickpunkt. Die kognitive Reserve stellt jene geistigen Potenziale dar, auf die Menschen im Alter zurückgreifen können, wenn die kognitiven Fähigkeiten schrittweise nachlassen.

Beeinträchtigungen der kognitiven Fähigkeiten bzw. der Hirnleistung – beispielsweise durch Demenz – können im frühen Erkrankungstadium dadurch gut kompensiert werden. Eine anspruchsvolle geistige Tätigkeit sowie Bildung, berufliche Fertigkeiten, Sprachvermögen oder reges Sozialleben fördern eine ausgeprägte kognitive Stimulation. Dies verbessert die Fähigkeiten zur Kompensation bzw. vergrößert die kognitive Reserve.

Das Regensburger Team (v. l. n. r.): Prof. Dr. Dr. Robert Weißert, Dr. Susanne Schwab-Malek, Ralf Lürding, Dr. med. Sophie Gebel. © Georg Weinfurtner / Medbo Labor
Das Regensburger Team (v. l. n. r.): Prof. Dr. Dr. Robert Weißert, Dr. Susanne Schwab-Malek, Ralf Lürding, Dr. med. Sophie Gebel. © Georg Weinfurtner / Medbo Labor

Multiple Sklerose-Patienten 12 Jahre lang untersucht

Die Regensburger Forscher haben 128 Multiple Sklerose-Patienten mit unterschiedlichen Bildungsniveaus in dieser Langzeitstudie – von 2000 bis 2012 – begleitet. Dabei wurde die Leistungsfähigkeit mit 27 neuropsychologischen Testverfahren auf die Funktionen Aufmerksamkeit, Langzeitgedächtnis, Arbeitsgedächtnis, Sprache und Wahrnehmung hin untersucht. Weiters wurden die Multiple Sklerose-Patienten zu Schul- und Weiterbildung, Beruf, Alltagsaktivitäten, Hobbies und Leseaktivitäten befragt.

Es bestätigte sich, dass durch geistige Tätigkeiten in Beruf und Alltag die kognitiven Fähigkeiten besser waren sowie positiv auf die Hirnleistung im Krankheitsverlauf wirkte. Ebenso stand eine lange Schul- und Ausbildungszeit für einen günstigeren Verlauf in Hinblick auf die Multiple Sklerose-Symptome.

Andererseits wirkte sich hohe Aktivität in Beruf und Alltag bei Multiple Sklerose-Patienten mit kurzer Ausbildungszeit bezüglich Erhalt der Hirnleistungen stärker aus, als bei den Personen mit längerer Ausbildungszeit. Die kürzere Ausbildungszeit konnte durch hohe sportliche Aktivität, viel Lesen und durch geistig fordernde berufliche Tätigkeit ausgeglichen werden.

Es scheint empfehlenswert zu sein, diese Studienergebnisse für die Planung neuer Rehabilitations- und Therapieverfahren gegen Multiple Sklerose zu berücksichtigen.

Originalpublikation und Quelle:
Luerding Ralf, Gebel Sophie, Gebel Eva-Maria, Schwab-Malek Susanne, Weissert Robert. Influence of Formal Education on Cognitive Reserve in Patients with Multiple Sclerosis
http://epub.uni-regensburg.de/33588/1/fneur-07-00046.pdf

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